Flüchltinge
© UNHCR/M.Moskwa

Psychologische Frauenberatung

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Psychologische und psychosoziale Beratungs- und Treffpunktangebote für geflüchtete Frauen*/LBTIQ+

Seit Herbst 2022 fördert die UNO-Flüchtlingshilfe Stiftung ein niedrigschwelliges, quartiersbezogenes Unterstützungsangebot für geflüchtete Frauen*/ LBTIQ+ in Übergangswohnheimen und Begegnungszentren in Bielefeld. Besonders angesprochen werden in diesem neuen Projekt Geflüchtete aus der Ukraine und dem kurdischen Sprachraum. 

Ziel ist es, informierende und stabilisierende Netzwerke auf Zeit oder auch langfristig aufzubauen, gerade bei anhaltenden, stark belastenden Lebensbedingungen. Auf das innovative Angebot wird über mehrsprachiges Infomaterial, Kooperationspartner*innen, in Arbeitskreisen und Gremien aufmerksam gemacht.

Warum wurde das Angebot aufgestellt?

Deutschland ist nach Polen eines der wichtigsten Zielländer für Flüchtlinge aus der Ukraine. Über eine Million ukrainische Flüchtlinge sind in Deutschland registriert. (Stand Januar 2023) Mit 80 Prozent der erwachsenen Geflüchteten stellen Frauen die überwiegende Mehrheit dar. Sehr häufig sind sie durch den Krieg von ihren Partnern getrennt worden und mussten alleine die Flucht antreten. Gut die Hälfte der Frauen sind zudem mit minderjährigen Kindern nach Deutschland geflohen.

Die Frauenberatungsstelle Bielefeld

Zweck des 1985 gegründeten Vereins Psychologische Frauenberatung e. V. in Bielefeld ist es, Frauen zu beraten und zu begleiten. Der Verein verfolgt das Ziel, Gleichberechtigung und Gewaltfreiheit im Geschlechter- und Generationenverhältnis zu fördern und die Führung eines selbstbestimmten Lebens zu unterstützen. Diese Ziele werden durch Einrichtung einer allgemeinen Frauenberatungsstelle, einer Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und in transnationalen Präventionsprojekten umgesetzt.
 

PROJEKTZIELE

1. Verbesserung der psychosozialen Lebenssituation und der gesellschaftlichen Teilhabe

2. Unterstützung nach geschlechtsspezifischen Gewalterfahrungen im Kontext von Krieg und Flucht 

3. Schutz vor (häuslicher) Gewalt und deren Folgen

4. Stärkung der individuellen, familiären und kollektiven Ressourcen und Kompetenzen

5. Unterstützung beim Aufbau von kurz-, mittel- und langfristigen sozialen Netzwerken

Wie sieht das Angebot konkret aus?

In 2022 wurde in einem zentral gelegenen Begegnungszentrum im Süden von Bielefeld nahe eines Übergangswohnheimes an zwei Tagen in der Woche Frauen*/LBTIQ+ die Möglichkeit eröffnet, sich über Probleme im Alltag auszutauschen und dringliche Fragen zu klären. Eine begleitende Pädagogin informierte in deutscher und russischer Sprache beispielsweise über das hiesige Schulsystem, die Unterschiede im Gesundheitswesen, Gleichberechtigung und Schutz vor Gewalt. Zu spezifischen Themen lud sie auch externe Referentinnen ein. Einen Fokus legte die Pädagogin auf das Erkennen von traumatischem Stress, stellte Übungen zum Stressabbau vor und erprobte diese mit den Teilnehmer*innen. Mit Umzug eines großen Teils der Geflüchteten wurde das Angebot im Dezember 2022 eingestellt. Bis dahin konnten 25 Frauen*/LBTIQ+ informiert und begleitet werden.
 

Im ersten Moment habe ich mich gefragt, ob ich wirklich eine Beratung brauche. Hinterher war ich erleichtert und habe mich verstanden gefühlt. Ich bin froh, das Angebot genutzt zu haben,

berichtet eine ukrainische Mutter

Seit 2023 wird das Konzept an einem neuen Standort, einem Übergangswohnheim im Süden der Stadt, weitergeführt. Hierbei unterstützt eine Psychologin gemeinsam mit russisch- sowie kurdischsprachigen Sprach- und Kulturmittler*innen geflüchtete Frauen*/LBTIQ+ während eines zweiwöchentlich stattfindenden Frauentreffpunkts. Alltägliche psychosoziale Fragestellungen und psychologische Probleme stehen dabei im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden in Krisensituationen stabilisierende Einzelgespräche angeboten.

Im Bielefelder Osten wiederum bietet der Verein in einem neu entstandenen Begegnungszentrum seit Oktober 2022 einmal wöchentlich eine offene Sprechstunde in deutscher und russischer Sprache an und erreicht dadurch viele zugezogene ukrainische Flüchtlinge. Eine Psychologin, ebenfalls unterstützt von einer Sprach- und Kulturmittler*in, bietet ihre Unterstützung in akuten Krisensituationen, Erziehungsfragen aber auch Gewalt- und Verlusterfahrungen an. Angstzustände oder Depressionen können so frühzeitig erkannt und soweit möglich aufgefangen werden. Seitdem wurden 20 Frauen*/LBTIQ+ einmalig oder mehrfach beraten und begleitet. 

Das Angebot der Psychologischen Frauenberatung e.V. Bielefeld wurde aus den Erträgen des Geschäftsjahres 2021 der UNO-Flüchtlingshilfe Stiftung mit 10.000 Euro gefördert.


Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.