Lava

Lava aus Syrien

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„Flüchtling sein, heißt auch, Kraft zu haben, weiter ans Leben zu glauben“

Lava musste ihre Heimat Afrin in Syrien zurücklassen und floh über die Türkei nach Griechenland. Dort hat sie in den Flüchtlingscamps rund um Thessaloniki Schutz gefunden. Heute lebt sie dank der Hilfe des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) mit ihrer Familie in einer sicheren Wohnung. Lava besucht Sprachkurse an der Aristoteles Universität in Thessaloniki und arbeitet als Übersetzerin (Kurdisch, Arabisch, Türkisch, Englisch) bei Solidarity Now, einer Initiative, die Projekte für Geflüchtete in Griechenland durchführt und ebenfalls vom UNHCR unterstützt wird. Wir haben mit Lava über ihre Erlebnisse, Pläne und Gedanken gesprochen:

Lava über…

…ihre Flucht und den Konflikt in Syrien

Ich bin noch zur Schule gegangen, als der Krieg in Aleppo begann. Wir sind für zwei weitere Jahre in Syrien geblieben. Ich habe zum Glück gerade so meinen Abschluss machen können. Dann bin ich eines Tages nach Hause gekommen. Und plötzlich ist alles schlimmer geworden, es war wirklich nicht mehr sicher und wir mussten fliehen. Mein Vater hat es nicht aus Aleppo geschafft. Meine Großeltern sind auch noch dort, er blieb bei ihnen. Über die Türkei sind wir dann nach Griechenland gekommen.

Wir waren schon mal im Lock-Down. Eingesperrt durch den Krieg in Syrien. Aber wir geben nicht auf.

…das Leben in Griechenland in Zeiten vom Corona-Virus

In Syrien haben wir zum Schutz vor den Bomben lange im Badezimmer geschlafen. Ein Jahr hatten wir keinen Strom, keine Schule. Jetzt sind wir wegen Corona in Quarantäne. Aber wir waren ja schon in Syrien in Quarantäne – eingesperrt vom Krieg. Ich bin das also gewohnt. Hey, und immerhin gibt es hier WIFI (lacht).

Hier in Griechenland haben wir dank des UNHCR ein sicheres Zuhause und alles, was wir brauchen. Mir geht es gut, in dieser Wohnung, aber all die Leute auf den Inseln brauchen weiter Hilfe! Ich glaube, der UNHCR gibt sein Bestes. Gerade jetzt zu Zeiten des Corona-Virus wird diese Unterstützung gebraucht, damit noch mehr Leuten geholfen werden kann.

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Lava Flüchtlinge erzählen

…über das UNHCR Urban Accomodation Programm in Griechenland

Für mich war der Umzug in die Wohnung der erste Schritt, wieder wirklich ich selbst zu sein. Ich kann hier in Ruhe viel besser lernen, auch die Sprache. Auch als Familie tut es uns richtig gut, wieder in einer richtigen Wohnung zu leben, wo es einfach sicher ist. Der UNHCR war und ist eigentlich immer an unserer Seite, gibt uns Schutz und, ja, ein neues Zuhause.

…ihre Arbeit als Übersetzerin und Dolmetscherin

Ich leiste Übersetzungshilfe, wenn jemand zu den Behörden oder zum Arzt muss. Oder auch bei Rechts- oder Arbeitsberatung, wenn sich jemand bewerben will. Ich bin dankbar, gebe alles für diese Arbeit. Ich liebe es einfach, anderen Geflüchteten zu helfen. Ich kenne ja ihre Sorgen. Immer wenn jemand nach Hilfe fragt, freue ich mich, etwas zurückzugeben. Mir wurde ja auch geholfen. Und ich kann den Leuten zeigen: Du kannst es schaffen, auch wenn du einfach du selbst bleibst. Ich möchte einfach an der Seite der Leute sein, helfe beim Übersetzen und zeige ihnen: ich helfe dir, ich bin bei dir.

Ich kann einfach nicht Nichts tun, dafür habe ich zu viel Energie.

Als ich im Flüchtlingslager in Griechenland war, habe ich mich mit ein paar Leuten zusammengetan. Wir haben Aktionen für die Kinder organisiert. Die haben es oft nicht leicht. Weil es in den Lagern Spannungen gibt zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Es ist eine schwierige Situation für alle. Aber ich wollte einfach nicht, dass die Kinder aufwachsen und diese Spannungen auch übernehmen.

…ihre freiwillige Arbeit mit Kindern

Wir jungen Leute haben dann Aktivitäten für die Kinder organisiert, damit sie nicht weiterstreiten und ihre Zeit verschwenden, sondern Spaß haben.  Es war das tollste Gefühl, das ich je hatte hier in Griechenland. Die Kinder erinnern sich noch an mich. Viele Leute melden sich heute noch bei mir, fragen nach Lava. Einmal war ich in einem Krankenhaus und habe, um einer Familie zu helfen, mit ihnen und ihrem kranken Kind im Krankenhaus geschlafen. Ich habe sie nicht mal gekannt, aber ich wollte ihnen einfach helfen. Da sein für sie, weil sie die Sprache nicht konnten.

 

Zu helfen ist doch ein tolles Gefühl.

Besonders wenn man sieht, wie sich andere darüber freuen. Und man macht das, weil man einfach helfen will, nicht, weil man irgendwas erwartet. Als ich meine freiwillige Arbeit begonnen habe, habe ich den Leuten einfach gesagt: Ich war auch mal da, wo du jetzt bist. Ich kenne deine Lage. Schau nach vorne. Jetzt lebe ich mit meiner Familie in einer sicheren Wohnung, ich habe eine Arbeit, die Dinge gehen in die richtige Richtung. Das sage ich den Leuten auch. Glaub‘ daran, dass es nicht immer so sein wird. Wenn ich mein Leben verändert habe, dann schaffst du das auch.

…unsere Unterstützung aus Deutschland

Wir sind nicht freiwillig geflohen. Wir haben uns nicht ausgesucht, unser Zuhause zurückzulassen. Aber der UNHCR war immer da. Hat uns Freiheit zurückgegeben, und hilft uns, das Leid und den Krieg hinter uns zu lassen. Durch die Unterstützung bekommt ein Flüchtling eine echte Chance auf ein neues Leben. Jede Spende hilft. Ich weiß das, weil ich selber in einer Notsituation war und gesehen habe, was die Unterstützung für einen Unterschied macht. Sie hilft mir immer noch. Alles, was sie tun, hilft den Menschen in Not. Es gibt dir Hoffnung, Liebe, den Glauben, das selbst in den schwierigsten Situationen ein Funke Hoffnung steckt. Es hilft so viel. Dafür einfach nur Danke. Hier bin ich, mir geht es gut. Dank Ihrer Unterstützung, dank der Mitarbeiter vom UNHCR, die immer an mich geglaubt haben.

…über ihre Träume

Ich lebe im Hier und Jetzt. Immer wenn ich einen Plan gemacht habe, kam es anders. Ich wollte Ärztin werden, dann kam der Krieg. Dann war ich in der Türkei, jetzt bin ich seit 2 Jahren in Griechenland. Hier arbeite ich, lerne die Sprache, möchte aber auch richtig studieren. Das ist das Allerwichtigste für mich. Bis zum Abschluss. Das ist eine große Chance, die Hoffnung und der Wunsch, den ich habe.

…über Vorurteile und Stark bleiben in schweren Zeiten

Es gab echt viele Schwierigkeiten. Aber ich bin da immer durchgekommen. Selbst aus den schlimmsten Dingen kann man immer noch versuchen, Kraft zu ziehen, das Gute zu sehen. Wir können stark sein, auch wenn es schwer ist. Ich werde niemals aufgeben und weiter für die Leute da sein. Immer, wenn Leute „Flüchtling“ sagen, dann denken alle immer nur an das Negative. Ich glaube, ein Flüchtling zu sein, ist hart. Aber es zeigt und gibt dir auch Stärke, voranzukommen im Leben. Wir sind auch ein bisschen wie Krieger. Wir haben es durch den Krieg geschafft, über alle Grenzen und Schwierigkeiten hinweg, die sich kaum jemand ausmalen kann. Ein Flüchtling zu sein, heißt auch: Kraft zu haben, weiter ans Leben zu glauben.

 

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