Mutter hat Kind auf dem Arm

Schutzlos auf der Flucht

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Sexuelle Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo

Jahrzehntelange gewaltsame Unruhen in der DRKongo haben zu unsäglichem Blutvergießen geführt und Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen. Frauen sind zur Zielscheibe einiger der schlimmsten Gewalttaten in der Region geworden.

Viele dieser Übergriffe sind konfliktbedingt, aber sexuelle Gewalt ist auch die Folge des allgemeinen Zusammenbruchs der sozialen Strukturen in einem Land, das von jahrelangen brutalen Konflikten heimgesucht wird. Zu geschlechtsspezifischer Gewalt gehören Vergewaltigung, aber auch Zwangsheirat, Sexsklaverei und häusliche Gewalt.

Für die Opfer kommt erschwerend hinzu, dass Vergewaltigung in der Gesellschat in der DRKongo mit einem starken Stigma behaftet ist. Die Überlebenden fühlen oft ein tiefes Schamgefühl und beschließen, im Stillen zu leiden, da sie befürchten, von ihren Familien und Gemeinschaften geächtet zu werden.
Aus diesem Grund sind Opferzahlen auch immer nur grobe Schätzungen. Im Jahr 2020 wurde knapp 9.000 Opfern sexueller Gewalttaten in der DRKongo von Hilfsorganisationen geholfen.

5,2
Millionen

Binnenvertriebene in der DR Kongo

8.896
Überlebende

sexueller Gewalt in 2020 in der DR Kongo

28
Millionen

Mädchen und Frauen auf der Flucht brauchen unseren Schutz

Precious Geschichte

"Es waren viele", von den Rebellen, die sie angegriffen haben, sagte Precious. Sie überfielen den Bus, in dem sie mit ihrem kleinen Sohn Christian unterwegs war, und zerrten die Frauen und Kinder in den Busch.

Als sie sie anflehte, das Leben ihres kleinen Jungen zu verschonen, schlugen sie auf Precious Arme und Beine. Sie ertrug tagelang Vergewaltigung und Folter, bis sie das Bewusstsein verlor und zum Sterben zurückgelassen wurde.

Meine Schwiegereltern zwangen mich, draußen auf einer Matte zu schlafen, wie ein Hund. Sie sagten, ich würde schlecht riechen, dass ich unrein sei.

Precious wachte Tage später in einem Krankenhaus in Goma auf. Neben den Wunden an ihren Gliedern hatte sie schwere innere Verletzungen, Inkontinenz, eine sexuell übertragbare Infektion und ein tiefes psychologisches Trauma.

Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus kehrte sie in ihr einziges Zuhause zurück, das der Familie ihres toten Mannes. Ihre Schwiegereltern weigerten sich, sie ins Haus zu lassen. Sie zwangen sie, draußen zu schlafen, was die Scham und das Stigma widerspiegelt, das Vergewaltigungsopfer in der DRKongo umgibt.

Precious machte sich auf den Weg über die Grenze, wo sie jetzt in einem vom UNHCR geführten Flüchtlingslager lebt und kontinuierliche medizinische und psychosoziale Betreuung erhält.

Heilung und Zukunft finden

Vergewaltigung und Gewalt können die Opfer jahrelang verfolgen. Das Trauma zu verarbeiten und wieder hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, ist nach einer solchen Erfahrung nicht einfach. Umso wichtiger ist professionelle und verständige Hilfe, wie sie einige Projekte für Frauen in der DRKongo anbieten.

  • Gewalt gegen Frauen
    © UNHCR/O.Acland

    "Wenn es diese Arbeit nicht gäbe, wäre ich noch immer ein Opfer. Ich will, das andere das haben, was ich heute habe."

    Christine, 42, gründete nach ihrer Ausbildung eine Bäckerei und kann mit dem Geld ihre 9 Kinder zur Schule schicken. Heute arbeitet sie zusätzlich als Lehrerin im Ausbildungszentrum. Christine wurde von einem Soldaten angegriffen und vergewaltigt. Als ihr Mann das herausfand, verließ er sie.

  • Gewalt gegen Frauen
    © UNHCR/V.Moretti

    Mujani ist 18 Jahre alt und kann wieder in die Schule gehen. Ihre Eltern wurden während eines Konfliktes getötet. Sie selber entführt und vergewaltigt. Mujani konnte fliehen. Ihre Tochter heißt Nathalie, wie die Gemeindevorsteherin, die für sie medizinische und psychologische Hilfe organisieren konnte.

  • Sister Angelique
    © UNHCR/B.Sokol

    Sister Angélique hilft Frauen, die Opfer der Gewalttaten verschiedener Rebellengruppen, wie der LRA, geworden sind. Sie können neue Einkommensmöglichkeiten finden und sich ein neues Leben aufbauen.

    2013 erhielt Sister Angélique für ihre außergewöhnliche Arbeit den Refugee Nansen Award.

  • Gewalt gegen Frauen
    © UNHCR/V.Moretti

    Anna verlor ihre Eltern und fast alle Verwandten während brutaler Kämpfe von Regierungs- und Milizentruppen. Sie selbst wurde verletzt und floh aus ihrer Heimatstadt in Kasai. Im Flüchtlingslager Kananga bekam die 21-Jährige psychologische Unterstützung und studiert mit einem Stipendium in der Universität von Kananga Informatik.

  • Frauenprojekt
    © UNHCR/O.Acland

    Im Ausbildungszentrum im Flüchtlingslager in Kananga füllen intern vertriebene Frauen während eines Kochkurses Teig in Backformen. Nach der Ausbildung sollen sie in der Lage sein, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.

  • Gewalt gegen Frauen
    © UNHCR/V.Moretti

    Therese verlor ihren Mann und zwei ihrer kleinsten Kinder auf der Flucht vor den Kämpfen in ihrer Heimat. Die jetzt 47-Jährige wurde im Wald von Soldaten brutal vergewaltigt. Sie hatte lange mit den Verletzungen und dem Trauma zu kämpfen. Nachdem sie eine Ausbildung zur Automechanikerin begonnen hat, hofft die junge Frau bald wieder ihre Familie versorgen zu können.
     

    Weitere Informationen über Therese und das Projekt, das ihr geholfen hat, finden Sie hier.
     

  • Gewalt gegen Frauen
    © UNHCR/O.Acland

    "Ich liebe diese Arbeit. Die Frauen sind immer bereit zu Lernen. Ich bemühe mich auch die Ruhigen dazu zu bringen zu sprechen und meine Fragen zu beantworten."

    Alphonsene Mbuyi ist 24 Jahre alt. Sie unterrichtet Literatur im Ausbildungszentrum in Kananga, wo Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt wurden, behandelt werden und die Möglichkeit haben eine Ausbildung zu machen.

     

Wie hilft der UNHCR?

Flüchtlingslager sind für viele Flüchtlinge die ersehnte Rettung. Nach der Registrierung durch UNHCR-Helfer erhalten die Schutzsuchenden abschließbare Unterkünfte, die vor Übergriffen schützen. Mädchen und Frauen, die sexuelle Gewalt erleben mussten, steht der UNHCR mit medizinischer Hilfe zur Seite. Sie erhalten zudem psychosozialen und rechtlichen Beistand. Für die Betroffenen ein wichtiger Schritt, um mit ihren Erlebnissen umzugehen.

Sicherheit und Überleben

Die ersten 72 Stunden sind entscheidend für die Verabreichung von HIV-Medikamenten, Antibiotika und Notfallverhütung nach der Gewalttat. Die Mitarbeiter*innen des UNHCR stellen sicher, dass jede Überlebende Zugang zu medizinischer Versorgung hat und eine sichere Unterkunft und Schutz erhält.

Genesung und Reselienz

Die Post-Trauma-Dienste des UNHCR helfen Überlebenden sexueller Gewalttaten, Vertrauen zu gewinnen, ihre Stärke wiederzuerlangen und ihr Leben wieder aufzubauen. Frauen und Mädchen erhalten kontinuierliche Beratung, Therapien und medizinische Versorgung, Zugang zu Unterstützungsgruppen für Überlebende, zu Frauenkollektiven, sicheren Räumen und Projekten zur Sicherung des Lebensunterhalts. Das hilft ihnen dabei, selbstständig zu werden und die Grundbedürfnisse wie Unterkunft, Nahrung und Schulbildung für ihre Kinder zu decken.

Prävention

Präventionsmaßnahmen sollen die Einstellung der Gemeinschaft zu Gewalt gegen Frauen positiv verändern. UNHCR führt Schulungen für Gemeindevorsteher*innen, lokalen Behörden Organisationen durch und unterstützt Gemeindekampagnen, Polizeischulungen und öffentliche Veranstaltungen, um das Bewusstsein für das Thema zu schärfen, die Straflosigkeit aufzuheben, Frauen über ihre gesetzlichen Rechte zu informieren und die Viktimisierung von Überlebenden zu stoppen.

 

 

Mutter und Kind

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