Myanmar
© UNHCR

Rohingya in Myanmar

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Gewalt und Chaos nach Militär-Putsch

Stand: 30.1.2024
Die ethnisch vielfältige Bevölkerung Myanmars leidet seit Jahrzenten unter gewaltsamen Konflikten zwischen der Armee und verschiedenen ethnischen Gruppen, die zum Teil politische Autonomie in bestimmten Regionen des Landes fordern. Gewaltsame Auseinandersetzungen sind weiterhin an der Tagesordnung. Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung, Vertreibungen, abgebrannte Häuser und zerstörte Infrastruktur sind die Folge.

Der Putsch Anfang 2021 zwang 320.900 Menschen im Land zur Flucht. Erneute Gewalt im Oktober 2023 zwang 800.000 zur Flucht und ließ die Zahl der Binnenvertriebenen auf knapp 2,6 Millionen Menschen ansteigen.

Auch die Zahl der Flüchtlinge aus Myanmar, die in den Nachbarländern leben, stieg an. Direkt nach dem Militärputsch flohen rund 31.000 Menschen über die Grenzen. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge aus Myanmar in den Nachbarländern liegt bei 1,13 Millionen.

Der UNHCR fordert die Nachbarländer in der gesamten Region dringend auf, allen Menschen, die aus Sicherheitsgründen fliehen, Zuflucht und Schutz zu bieten. Hilfsorganisationen beklagen, dass sie keinen Zugang zu den Grenzregionen haben, in denen sich Geflüchtete aufhalten.

Laut dem UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) wurde die Zahl der Menschen in Myanmar, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, Anfang 2023 auf 17,6 Millionen geschätzt.

960
Tausend

Rohingya-Flüchtlinge leben in Bangladesch

17,6
Mio

Menschen benötigen humanitäre Hilfe

2,6
Millionen

Binnenvertriebene in Myanmar

Verfolgt und entrechtet – die Rohingya

Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit in Myanmar. Ihre Geschichte ist von jahrzehntelanger Unterdrückung und Ausgrenzung geprägt. Zahlreiche grundlegende Rechte bleiben ihnen verwehrt: Sie haben kein Recht auf Bildung oder Arbeit und können sich nicht frei im Land bewegen. Ihr Besitz wird immer wieder enteignet oder zerstört. Es gibt Sondersteuern für Rohingya, Zwangsarbeit und Heiratsbeschränkungen. Darüber hinaus wird den Rohingya ein grundlegendes Menschenrecht verweigert: Die Staatsbürgerschaft des Geburtslandes.

Über eine Million Rohingya-Flüchtlinge sind seit Anfang der 1990er Jahre vor der Gewalt in Myanmar geflohen.

Der jüngste Exodus begann im August 2017. Eine großangelegte Offensive des Militärs zwangen in kürzester Zeit rund 771.000 Menschen zur Flucht aus Myanmar. Kinder, Schwangere, Kranke und alte Menschen liefen tagelang, um über die Grenze nach Bangladesch in Sicherheit zu gelangen. Die genaue Zahl an Todesfällen ist nicht bekannt, jedoch wurden Berichten zufolge tausende Menschen in Myanmar ermordet. Die Gewalt macht dabei nicht vor Frauen, Kindern oder alten Menschen halt. Viele Familien wurden auseinandergerissen und wissen nicht, was mit ihren Angehörigen passiert ist. Ein Großteil der Flüchtlinge ist von den Erlebnissen in Myanmar traumatisiert. Die Vereinten Nationen verurteilten die systematischen Vertreibungen und sprachen von ethnischer Säuberung.

Fast alle Flüchtlinge suchten in den Flüchtlingssiedlungen Kutupalong und Nayapara im Distrikt Cox's Bazar im südöstlichen Bangladesch Zuflucht. Kutupalong wurde zum weltweit größten und am dichtesten besiedelten Flüchtlingslager. In Bangladesch stellt der UNHCR den Flüchtlingen Identitätsnachweise aus. Für viele von ihnen ist es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ein offizielles Dokument erhalten.

Wir haben durch die Flucht fast alles verloren, was wir hatten. Unsere Tiere, unser Haus, unsere Orangenbäume. Wir konnten nur das Nötigste mitnehmen,

erzählt Ah Chang, während sich ihre Mutter, Ah Ning (70), um ihre Enkelkinder kümmert. Die Familie gehört zur ethnischen Minderheit der Rawang. Sie wurden in ihrem Heimatdorf Ting Kok im Bundesstaat Kachin aus dem Schlaf gerüttelt, als Kugeln in ihr Haus einschlugen. Sie suchten verzweifelt Schutz.

In der Morgendämmerung ließen die Kämpfe dann allmählich nach. Ah Chang und ihre Familie blieben unverletzt, doch auf der Straße sahen sie, dass das Dorf vollständig zerstört und geplündert war. Die Nachbarn waren in einen Schusswechsel geraten - ein zweijähriger Junge war getötet worden und fünf weitere Personen verletzt.

Das Militär brachte 25 Familien aus dem Dorf in die Hauptstadt von Kachin, nach Myitkyina. Seitdem lebt die Familie von Ah Ning in einem Flüchtlingslager in einem Zelt, das ihnen vom UNHCR zur Verfügung gestellt wurde. Zusätzlich erhielt die Familie Kochutensilien, Decken, Moskitonetze und weitere grundlegende Versorgung.

Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen unmöglich

Viele der Vertriebenen und Flüchtlinge möchten gerne nach Hause zurückkehren. Sie sind aber erst bereit dazu, wenn ihre Sicherheit gewährleistet ist. Damit eine Rückkehr möglich ist, müssen sichere und würdevolle Bedingungen für die Menschen herrschen. Ihre Rechte müssen wiederhergestellt und respektiert werden.

Ob und wann sich die Lage in Myanmar für die Rohingya und andere Minoritäten verbessern und ihnen eine Staatsangehörigkeit zuerkannt wird, ist durch den Militär-Putsch von 2021 sehr ungewiss.

Wie hilft der UNHCR?

Trotz der schlechten Sicherheitslage und vielen Beschränkungen, die die Arbeit im Land erschweren, bleiben UNHCR-Mitarbeiter vor Ort und versuchen die notleidende Bevölkerung zu unterstützen. Um die notwendigen Hilfsmaßnahmen in Myanmar durchzuführen benötigte der UNHCR für 2023 rund 68,7 Millionen US-Dollar. Im Dezember 2023 waren davon lediglich 61% finanziert.

Der UNHCR

  • verteilt an vielen Standorten Hilfsgüter, wie Planen, Seile, Decken, Moskitonetze und vieles mehr,
  • tritt für den Schutz von Grundrechten ein,
  • unterstützt die Versorgung von benachteiligten Bevölkerungsgruppen und Gastgemeinden,
  • tritt gegen Zwangsrückführungen ein.

 

 

Mädchen an Wasserstelle

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