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Der neue Blog der UNO-Flüchtlingshilfe

Geschichten, die uns alle bewegen, könnten eine „Blaupause“ für unsere Gesellschaft werden.

Lesedauer: 5 Minuten

Autor: Peter Ruhenstroth-Bauer

Willkommen bei unserer ersten Blaupause! Sie sind heute als Leser*in der Blaupause bei einer kleinen Premiere dabei. Denn wir starten heute unseren Blog, der Sie, wenn Sie mögen, zukünftig jede Woche mit Beiträgen über die weltweiten, lebensrettenden Einsätze des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR), die Arbeit der UNO-Flüchtlingshilfe und mit vielen Beiträge rund um das Thema Flucht, Fluchtursachen und Fluchtschicksale informieren möchte. Am Wochenende hat man, und so geht es jedenfalls mir, die Zeit und Muße, einen Text ganz anders zu lesen und vielleicht die Informationshäppchen, die man unter der Woche aufgeschnappt hat, nochmals zu vertiefen. Deshalb erscheint jeder neue Beitrag kurz vor dem Wochenende. Aber es sind nicht nur alleine die trockenen Informationen und erschreckenden Zahlen und Fakten. Wir wollen weit mehr für Sie in der Blaupause zusammenstellen. Geschichten von Menschen auf der Flucht, ihre Erlebnisse, ihre Gedanken und Hoffnungen und natürlich auch ihre Perspektiven. Es geht uns also um beides. Um die Fakten und die Empathie.

In unserem Team haben wir darüber diskutiert, was wohl der beste Weg ist, Ihnen unsere Arbeit mit einem zusätzlichen Informationsangebot näher zu bringen. Vielleicht haben Sie im vergangenen Jahr schon festgestellt, dass wir uns im Netz ganz anders als bislang präsentieren. Natürlich wissen Sie längst, dass es uns auch um die finanzielle Unterstützung für die Arbeit des UNHCR und die großartigen Initiativen und Projekte für Flüchtlinge in Deutschland geht. Das aber haben wir einfach als „bekannt“ vorausgesetzt. Wir wollen mit unserem Webangebot dagegenhalten, wenn Falsches und Vorurteile versuchen, immer mehr Platz einzunehmen. Deshalb berichten wir über Menschen und ihre Geschichten, ihre Schicksale, verbunden mit Informationen und Fakten. In den Zeiten von Fake News und Informationsblasen wird dieses Angebot immer bedeutsamer.

Wir wollen dagegenhalten, wenn Falschmeldungen und Vorurteile gegen Menschlichkeit und Weltoffenheit eingesetzt werden.

Mir selbst wurde das klar, nachdem wir über die üblen Emails diskutiert haben, die uns in der UNO-Flüchtlingshilfe immer wieder erreichen. Was hat sich da verändert gegenüber den Vorurteilen und Beschimpfungen in früheren Zeiten, werden Sie fragen? Ja, es hat sich etwas Grundlegendes verändert. Während man in der Vergangenheit anonyme Schreiben oder Emails erhielt, ist heute die Scheu und Schamgrenze viel niedriger. Wir bekommen Emails mit vollem Namen, Adresse und manchmal sogar mit Bild des Absenders. Strafrechtlich relevante Inhalte werden von uns zur Anzeige gebracht. Alle anderen Mails beantworten wir sachlich mit Fakten und verweisen auf weitere Quellen – in der Hoffnung, Menschen doch noch erreichen zu können.

Die Geschichten der Menschen, die Ihnen in diesem Blog begegnen werden, lassen aus der kalten Zahl von weltweit 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht plötzlich Einzelschicksale werden.

So ging es mir, als ich im vergangenen Jahr in Jordaniens Hauptstadt Amman eine syrische Familie besuchen konnte, die nicht in einem der großen Flüchtlingscamps lebte, sondern mitten in der Stadt in einer Wohnung. Das ist in Jordanien längst Wirklichkeit, mehr als 80% der über 675.000 Flüchtlinge, die dieses kleine Land aufgenommen hat, leben in den Städten in Wohnungen inmitten der jordanischen Gesellschaft. So saß ich dann im Wohnzimmer der Familie. Die Tochter trug uns eines ihrer Gedichte vor, dass in der Schule ausgezeichnet wurde und in den sozialen Medien auf große Anerkennung gestoßen ist.

Die Augen der stolzen Eltern strahlten. Und nur Minuten später, als der Vater auf meine Frage nach seinem Weg in die Sicherheit Jordaniens berichtete, wurde aus dem strahlenden Glanz Tränen der Trauer.

Viele Familienmitglieder saßen in syrischen Gefängnissen oder waren bereits umgebracht worden. Die einzige Hoffnung, die die beiden Eltern noch aufrechterhielt, war die Zukunft ihrer Kinder. Der kleine siebenjährige Sohn brachte seinem Vater Papiertaschentücher und legte den Arm um ihn. Für mich ein bewegender Moment, der mir selbst so viel Kraft und Motivation gegeben hat, für das was wir gemeinsam mit unseren Unterstützer*innen tun: Menschen mobilisieren und anzusprechen. Ein bewegender Moment, der mir angesichts der aktuellen Kämpfe in Idlib wieder vor Augen führt, wie wichtig die Menschen und ihre Geschichten hinter irgendwelchen Zahlen sind. Diese Geschichten, die uns alle bewegen, könnten eine „Blaupause“ für unsere Gesellschaft werden, sie anzusprechen und zum Handeln zu bewegen.

Wenn uns das mit dem neuen UNO-Blog ein kleines Stück gelingt, dann haben wir ein wichtiges Ziel erreicht.

Wenn Ihnen der Blog gefällt (oder auch nicht), Sie Anregungen oder Anmerkungen zu meinem Beitrag haben, freue ich mich immer über Ihre Rückmeldung!

 

 

 

 

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