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Nothilfe Ukraine: So hilft der UNHCR
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Flucht aus der Ukraine: „Wir hatten keine Wahl.“

Olga und ihre Kinder gehören zu den Hunderttausenden, die in den letzten Tagen aus der Ukraine geflohen sind.

Gruppe ukrainischer Flüchtlinge
© UNHCR/Chris Melzer

Familien tragen ihre Habseligkeiten über den Grenzübergang Zosin in Polen, nachdem sie aus der Ukraine geflohen sind.

Auf der Suche nach Sicherheit 

An der stählernen Brücke über den Fluss Bug, der im polnischen Zosin die Grenze zur Ukraine markiert, zieht sich eine Schlange von Tausenden von Autos 14 Kilometer zurück in die Ukraine. Alle paar Minuten schaltet eine Ampel auf der Brücke auf Grün und ein Dutzend Fahrzeuge passieren die Brücke, was den Tagen der Anspannung, Unsicherheit und Angst für diejenigen ein Ende setzt, die versuchen, sich in Sicherheit zu bringen.

Unter ihnen ist auch Olga mit ihren beiden Kindern:

Das ist unser dritter Tag unterwegs“, berichtet Olga, 36, am Ende einer Fahrt, die normalerweise sieben Stunden dauert. 

Flucht aus Kiew

Sie brach am Donnerstag mit ihrem zweijährigen Sohn und ihrer achtjährigen Tochter sowie einer Nachbarin und deren Tochter aus der ukrainischen Hauptstadt auf und kam erst am Samstagabend an. 

Wir sind geflohen, sobald die ersten Bomben gefallen sind. Wir brauchten zwölf Stunden, um aus Kiew herauszukommen. Wir [warten] hier jetzt seit 36 Stunden.“

Erleichtert den polnischen Grenzort Zosin erreicht zu haben, erklärt Olga, dass sie während der gesamten Fahrt weder eine warme Mahlzeit noch eine Toilette finden konnten.

„Ich bin mir sicher, dass es anderen schlechter geht. Und wenigstens sind wir gesund“, sagt Olga und streichelt ihre Tochter Polina. Die kleine ist in einen dicken Mantel, Mütze und Schal gehüllt, um sich gegen die Minustemperaturen in der Nacht zu schützen, und umklammert ihr von zu Hause mitgebrachtes Kuscheltier namens „Foxy“. Auf die Frage, wie sie die drei Tage im Auto zurechtgekommen seien, antwortet Olga schlicht: „Wir hatten keine Wahl.“
 

Länderinformation zur Ukraine

Hunderttausende suchen Schutz in westlichen Nachbarländern

Bis Sonntag (27.02.2022) waren seit Beginn der Militäroffensive am 24. Februar 2022 bereits Hunderttausende Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer geflohen. Die größte Zahl hat sich auf den Weg nach Westen nach Polen gemacht, andere nach Ungarn, Moldawien, Rumänien und darüber hinaus. Die Flüchtlinge werden von den nationalen Behörden in den Aufnahmeländern registriert und untergebracht. Der UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, und seine Partner sind in den wichtigsten Grenzgebieten der Region vor Ort, um ihre Bemühungen zu unterstützen.

 „Wir nehmen jeden, der in der Ukraine legal gelebt hat, gern auf“, sagt der Kommandant der polnischen Grenzschützer. „Aber wir müssen von jedem die Identität festhalten.“ Er weist auf die lange Schlange von Autos hin, die noch auf die Einfahrt warten. Wer ohne Fahrzeuge anreist, kann die Staus umgehen und schneller einreisen, fügt er hinzu. „Viele kommen einfach zu Fuß. Dann müssen sie nur noch vier Stunden warten“, sagt der Beamte. „Manchmal kommen Busse und setzen Leute ein paar Kilometer vor der Grenze ab. Andere fahren bis zur Grenze, lassen dann ihr Auto stehen und kommen rüber.“

Hinter ihm steht ein großes orangefarbenes Zelt, in dem sich Neuankömmlinge versammelt haben, dankbar für das Angebot von heißem Tee und Gebäck, Obst und Sandwiches. In den Gesichtern der Flüchtlinge spiegeln sich Angst und Erleichterung, Erschöpfung und Kraft, Niedergeschlagenheit und Hoffnung. Nicht selten alles auf einmal. Manche Kinder weinen. Manche rennen aber auch herum, zu jung, um zu begreifen, was hier eigentlich vor sich geht.

Nach etwas Essen und einem heißen Getränk sagt Olga, sie habe keine Ahnung, was ihr und ihren Kindern bevorsteht.

Heute Nacht haben wir gleich hinter der Grenze eine Unterkunft, und dann finden wir schon was“, sagt sie. 

Die Männer bleiben zurück

Zurück an der Grenze umarmt ein Vater seine Frau und seine Kinder zum Abschied, bevor er in die Ukraine zurückkehrt. Die meisten Flüchtlinge, die nach Polen gekommen sind, sind Frauen und Kinder.

Auch Olgas größte Sorge ist nun der Sicherheit ihres Mannes in der Ukraine. „Er ist in Kiew geblieben, spendet die ganze Zeit Blut und kümmert sich um die alten Menschen, die nicht fliehen konnten.“ Auf die Frage, was sie sich jetzt erhofft, umarmt Olga ihre Tochter und sagt:

Dass die Bomben aufhören. Dass das Töten aufhört. Und dass wir wieder nach Hause können.“

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