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"Dazwischen: Ich"

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  Integration aus der Sicht eines Flüchtlingsmädchens

Madina und ihre Familie sind als Flüchtlinge nach Europa gekommen. Denn dort, wo sie herkommen ist Krieg. Der Vater und die Tante mussten um ihr Leben fürchten, weil Madinas Vater als Krankenpfleger Verwundete beider Kriegsparteien ärztlich versorgte.

In der neuen Welt steht die 15-jährige Madina zwischen allen Stühlen. Madina ist hin und hergerissen zwischen ihrer Sehnsucht nach Zuhause, nach dem Behütetsein in der Großfamilie und der neuen westlichen Welt, die ihr Unabhängigkeit und Offenheit verspricht.

Das Mädchen ist Vermittlerin zwischen den Eltern und der Außenwelt: den Behörden, der Vermieterin und der Schule. Die Eltern können sich nicht so schnell an die neuen gesellschaftlichen Regeln gewöhnen. Madinas Vater ist frustriert durch das Nichtstun und Wartenmüssen. Doch sein Festhalten an alten Werten und Traditionen, sein Verhalten gegenüber seiner Schwägerin und seine Geringschätzung von Frauen im Allgemeinen verstört die Tochter zunehmend.

Außerhalb der Familie erlebt Madina emanzipierte, selbstständige Frauen – Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen - die ihr helfen und sie unterstützen. Die Freundin Laura, die Madina sehr wichtig ist, lebt mit ihrer geschiedenen Mutter, in einer für den Vater verachtenswerten Lebenswelt. Laura begegnet Madinas Sorgen und den Schwierigkeiten, die das Mädchen immer wieder mit ihren Eltern hat, mit großer Ungezwungenheit und hilft ihr.

Als Jugendliche steht Madina zwischen den Erwachsenen, mit ihren Nöten und ihrer Vergangenheit und einer kindlichen Welt, die sie durch die Erlebnisse im Krieg und durch die Flucht der Familie allzu schnell entsagen musste. Ein Element aus der Kindheit, in das sich Madina flüchtet, wenn ihr alles zu viel wird, ist ein Märchenwald. Ihre Entscheidung, für die Familie Verantwortung zu übernehmen, stellt sie als beschwerliche Reise durch ihren Märchenwald dar, als ihr Vater sich entschließt, in das Kriegsgebiet zurückzukehren, um seinen Bruder auszulösen und damit den Asylantrag der Familie in Gefahr bringt.

Die Autorin lässt Madina durch ihre Tagebuchaufzeichnungen in einer einfachen, oftmals abgehackten Sprache sprechen. Das mutet natürlich an, denn Madina hat erst vor kurzem die Sprache des Aufnahmelandes und ihrer Mitschüler gelernt. Im Tagebuch werden manche Probleme nur angerissen und auch die Erlebnisse vor der Flucht werden nicht im Detail erläutert. Doch reichen die Beschreibungen, um die Gefühle und das Verhalten der Protagonisten zu erklären. 

Fazit:
„Dazwischen: Ich“ wühlt auf und lässt die Leser besser verstehen, welche Sorgen und Nöte ein 15-jährigen Mädchens haben kann, das in ein neues Land kommt und sich gegen den Willen der Familie, zu integrieren versucht.

Ein Buch, das Mädchen ab 14 – 15 Jahren einen bewegenden Einblick in die Gefühle eines Flüchtlingsmädchens gibt.

Dazwischen: Ich
2018, Hanser Literaturverlage
Autorin: Julya Rabinowich
ISBN 978-3-446-25306-3
EUR 15

 

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