Binnenvertriebene in der Ukraine
© UNHCR/A.McConnell

Flüchtlingszahlen

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Zahlen & Fakten zu Menschen auf der Flucht

Die Zahl der Menschen, die weltweit vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen müssen, war noch nie so hoch wie heute.

Laut dem Mid-Year Trends Report des UNHCR beträgt die Zahl der gewaltsam vertriebenen Menschen weltweit rund 103 Millionen. Die Zahl umfasst Flüchtlinge, Asylsuchende, Binnenvertriebene und andere schutzbedürftige Menschen. Verglichen mit dem Stand von Ende 2021 bedeutet diese Zahl, dass derzeit 13,6 Millionen Menschen mehr auf der Flucht sind als im Vorjahr - dies macht einen Anstieg von 15 Prozent.

Eine unvorstellbare Zahl, die vor zehn Jahren niemand erwartet hätte:
So waren Ende 2021 bereits mehr als doppelt so viele Menschen auf der Flucht als noch vor zehn Jahren. Von 2020 auf 2021 betrug die Steigerung 8 Prozent.

Hauptgrund für diesen rasanten Anstieg ist die russische Invasion in der Ukraine, die Millionen Menschen zur Flucht zwang. Demnach waren Mitte 2022 etwa 5,4 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer Flüchtlinge und 6,3 Millionen Binnenvertriebene.

Zu den gewaltsam Vertriebenen gehörten Mitte 2022:

  • 32,7 Millionen Flüchtlinge (27,1 Millionen Ende 2021), darunter:
    - 26,7 Millionen Flüchtlinge unter dem Mandat von UNHCR (21,3 Millionen Ende 2021)
    - 5,8 Millionen Palästina-Flüchtlinge unter UNRWA-Mandat.
  • 58,4 Millionen Binnenvertriebene (48 Millionen im Jahr 2020)
  • 4,9 Millionen Asylsuchende (4,6 Millionen Ende 2021)
  • 5,3 Millionen andere schutzbedürftige Menschen

Das bedeutet, dass sich mehr als ein Prozent der Weltbevölkerung auf der Flucht befindet.

(Alle Zahlen stammen aus dem Mid Year Trends Report 2022.)

42
Prozent

aller Geflüchteten sind Kinder.

69
Prozent

aller Flüchtlinge leben in den Nachbarländern.

2,2
Millionen

Flüchtlinge & Asylsuchende lebten Mitte 2022 in Deutschland.

Flüchtlinge und Asylsuchende

Die Anzahl der Flüchtlinge ist bis Mitte 2022 auf 32,5 Millionen gestiegen. 26,7 Millionen Flüchtlinge stehen unter dem UNHCR-Mandat - 5,8 Millionen sind palästinensische Flüchtlinge, die von UNRWA (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East) betreut werden. Dazu kommen 5,3 Millionen schutzbedürftige Menschen, die sich einer flüchtlingsähnlichen Situation befinden. Darunter zum Beispiel Venezolaner*innen.

67 Prozent der Flüchtlinge und ins Ausland vertriebenen Venezolaner*innen kommen aus nur 6 Ländern: Syrien bleibt weltweit das größte Herkunftsland von 21 Prozent der Flüchtlinge, gefolgt von Venezuela, Ukraine, Afghanistan, Südsudan und Myanmar.

Aber auch in vielen anderen Ländern kam es zu tausendfachem Flüchtlingselend. Der Hunger im Osten Afrikas oder die Kämpfe im Jemen, im Irak und in Nigeria zwangen jeweils Hunderttausende zur Flucht.

Über 1 Million Asylgesuche von Januar bis Juni 2022

Von Januar bis Juni 2022 wurden 1,1 Millionen neue Asylgesuche gestellt. Die meisten davon in den USA (245.200), gefolgt von Deutschland (84.600). 2021 waren aufgrund der Corona-Pandemie insgesamt nur 1,3 Millionen individuelle Asylanträge eingegangen.

Die Zahl derjenigen, die bis Ende 2021 auf eine Entscheidung ihres Asylgesuches warteten, stieg weltweit auf 4,6 Millionen (2020: 4,2 Millionen). Der Anstieg zeigt die Notwendigkeit, einer effektiven Bearbeitung von Asylanträgen. Denn ein wachsender Rückstau kann zu Rechtsunsicherheit führen und dadurch die Situation für Schutzsuchende erschweren.

Flucht und Vertreibung weltweit (Ende 2021)

Die fünf größten Herkunftsländer von Flüchtlingen

Syrien - 6,8 Millionen
Venezuela - 5,6 Millionen
Ukraine - 5,4 Millionen
Afghanistan - 2,8 Millionen
Südsudan - 2,4 Millionen

Die fünf größten Aufnahmeländer von Flüchtlingen

Türkei - 3,7 Millionen
Kolumbien - 2,5 Millionen
Deutschland - 2,2 Millionen
Pakistan - 1,5 Millionen
Uganda - 1,5 Millionen

Die fünf Länder mit den meisten Binnenvertriebenen


Syrien - 6,8 Millionen
Kolumbien - 6,7 Millionen
Ukraine - 6,3 Millionen
DR Kongo - 5,3 Millionen
Äthiopien - 4,5 Millionen

Alle Informationen und Zahlen stammen aus dem UNHCR-Report "Mid-Year Trends 2022".

 

Wie unterscheiden sich "Global Trends Report" und "Mid-Year Trends Report" des UNHCR?

Der UNHCR-Report "Global Trends" wird jedes Jahr zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni herausgegeben und bezieht sich auf Zahlen, die bis Ende Dezember des Vorjahres erfasst wurden. Die Daten basieren auf Regierungsstatistiken sowie Erhebungen von UNHCR-Projekten.

Global-Trends 2021

Im UNHCR-Report "Mid-Year Trends" geht es um Entwicklungen, Trends und Zahlen von Fluchtbewegungen und Vertreibungen in den ersten sechs Monaten eines Jahres. Er wird Ende Oktober, Anfang November veröffentlicht. Die präsentierten Daten basieren auf Informationen, die bis 30. September des entsprechenden Jahres von Regierungen, Hilfsorganisationen und UNHCR-Büros übermittelt wurden. Die Daten sind gerundet und können im Verlauf der nächsten Monate angepasst werden.

Mid-Year Trends 2022
 

Wo in der Statistik finden sich Geflüchtete aus Venezuela?

Venezolaner*innen, die sich außerhalb ihres Landes auf der Flucht befinden, werden in der Statistik in der Zahl der anderen schutzbedürftigen Menschen aufgeführt. Diese Zahl bezieht sich auf Personen, die in dem Land, in dem sie sich aufhalten, keinen Asylantrag gestellt haben. Damit sind sie formell gesehen keine Asylsuchenden und auch keine Flüchtlinge. Unabhängig von ihrem Status benötigen sie aber wahrscheinlich internationalen Schutz, dürfen u.a. nicht zur Rückkehr gezwungen werden und brauchen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und Unterstützung.

Binnenvertriebene

Die Zahl der Binnenvertriebenen ist seit Ende 2021 um schätzungsweise 7 Millionen (14 Prozent) gestiegen. In den 34 Ländern, in denen der UNHCR sich um über Binnenvertreibung kümmert sind es fast 58,4 Millionen Menschen. Binnenvertriebene (IDPs) stellen damit weiterhin die Mehrheit der gewaltsam vertriebenen Menschen weltweit.

Syrien, Kolumbien, die Ukraine, die Demokratische Republik Kongo, der Jemen und Äthiopien stehen an der Spitze jener Staaten, die von Binnenflucht und –vertreibung am stärksten betroffen sind.

Zahlen zu Binnenvertriebenen sind meist nur Schätzung, da sich die Frontlinien von Konflikten im Laufe der Zeit verschieben können und Wellen von Vertreibung, Rückkehr und Weiterwanderung auslösen können und Registrierungen aufgrund von instabilen Sicherheitslagen nicht immer möglich sind. (weitere Zahlen und Daten finden sich beim Internal Displacement Monitoring Centre /IDMC).

Kinder sind unverhältnismäßig stark von Vertreibung betroffen

Kinder machen 30 Prozent der gesamten Weltbevölkerung aus, aber 42 Prozent unter den gewaltsam vertriebenen Menschen.

Im Jahr 2021 stellten 27.000 unbegleitete oder von ihren Eltern getrennte Kinder neue Asylanträge. Das entspricht 2 Prozent aller neuen Asylanträge und einer Steigerung von 6.000 Anträgen im Vergleich zum Vorjahr – damit wird sogar das Vorpandemieniveau übertroffen.

Der UNHCR schätzt, dass zwischen 2018 und 2021 mehr als 1,5 Millionen Kinder als Flüchtlinge geboren wurden, was etwa 380.000 Kindern pro Jahr entspricht.

Vertreibung betrifft aktuell nicht nur viel mehr Menschen, sondern sie ist auch kein kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen mehr. Wir brauchen eine grundlegend neue und positivere Haltung gegenüber allen, die fliehen – gepaart mit einem viel entschlosseneren Bestreben, Konflikte, die jahrelang andauern und die Ursache dieses immensen Leidens sind, zu lösen.

Filippo Grandi, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge

Lösungen dringend gesucht

Es besteht ein dringender Bedarf an Lösungen für die Vertriebenen auf der ganzen Welt, da neue Flüchtlingssituationen entstehen und sich verschärfen und bestehende Krisen wieder aufflammen oder ungelöst bleiben.

Rückkehr: Die meisten Flüchtlinge wünschen sich nichts sehnlicher, als nach Hause zurückzukehren. Glücklicherweise konnten im Jahr 2021 fast 430.000 Menschen in Sicherheit und Würde nach Hause zurückkehren, eine Steigerung von 71 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Leider macht diese Zahl nur 2 Prozent der Flüchtlinge weltweit aus.

In den ersten sechs Monaten von 2022 kehrten 162.300 Flüchtlinge in ihre Heimat zurück.

Resettlement/Neuansiedlung: Immer weniger Flüchtlingen wird eine Neuansiedlung als lebensrettende Option angeboten, da die Staaten die Zahl der angebotenen Plätze erheblich reduziert haben. Für Flüchtlinge, die nicht nach Hause können, werden viel mehr Resettlement-Plätze benötigt, damit sie sich in neuen Ländern ein neues Leben aufbauen können.
2021 wurden nur 57.000 gefährdete Flüchtlinge neu angesiedelt, was eventuell an der Corona-Pandemie lag. Die drei wichtigsten Resettlement-Länder waren Kanada (20.400 Plätze), die USA (13.700 Plätze) und Schweden (6.700 Plätze). In den ersten sechs Monaten von 2022 konnte bereits 42.300 Flüchtingen ein Ressettlement-Platz angeboten werden.

Der UNHCR schätzt, dass 2021 1,4 Millionen Menschen einen Resettlemet-Bedarf hatten. Tragischerweise konnten aber nur 4 Prozent einen Platz finden. 86 Prozent der Bedürftigen waren Überlebende von Folter und/oder Gewalt, Menschen mit körperlichem Schutzbedarf und besonders gefährdete Frauen und Mädchen. Etwas mehr als die Hälfte aller Neuansiedlungen waren Kinder.

Integration: Im Jahr 2021 haben sich schätzungsweise 56.700 Flüchtlinge aus 161 verschiedenen Herkunftsländern in 23 Aufnahmeländern eingebürgert. In den ersten sechs Monaten von 2022 wurden 27.200 Flüchtlinge eingebürgert.

Ausgewählte Fakten

  • Die Zahl der von Konflikten betroffenen Länder hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt.
  • Mitte 2022 waren rund 103 Millionen Menschen auf der Flucht. Hauptgrund für den Anstieg: der Krieg in der Ukraine.
  • 69 Prozent der Flüchtlinge leben im Nachbarland ihres Heimatstaates.
  • 42 Prozent der Flüchtlinge weltweit sind Ende 2021 unter 18 Jahren.
  • 76 Prozent der Flüchtlinge stammen aus nur sechs Ländern.
  • Ende 2021 war jeder dritte Syrer ein Binnenvertriebener.

(Zahlen aus dem UNHCR-Global-Trends-Report 2021 und Mid-Year Trends Report 2022)

Flüchtlinge kommen an Mittelmeerküste an

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