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Asia Al-Mashreqi: Eine mutige Pionierin im Kampf gegen die humanitäre Krise im Jemen

Trotz Krieg und kultureller Barrieren leitet Asia Al-Mashreqi eine der größten NGOs im Jemen, die Flüchtlingen und Jemenit*innen hilft, die humanitäre Krise zu überstehen.

Ihr ganzes Leben lang hat Asia Al-Mashreqi allen Widrigkeiten getrotzt, um ihre Träume zu verwirklichen. Jeder Schritt, den sie unternommen hat, um vertriebene Jemenit*innen und Flüchtlinge zu unterstützen, hat auch dazu beigetragen, die Rolle der Frau in der traditionellen jemenitischen Gesellschaft neu zu definieren.

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Als eines von acht Geschwistern in einer armen Familie in Noqum am Rande der jemenitischen Hauptstadt Sana'a geboren, bestand die erste Herausforderung für Al-Mashreqi darin, ihre Ausbildung nach der neunten Klasse fortzusetzen. "Meine ganze Familie war der Meinung, dass Jungen ein Recht auf Bildung haben, während Mädchen zu Hause bleiben sollten", erklärt sie. "Sie wollten mich mit einem meiner Cousins verheiraten."

Eine Nachbarin, die in dem bücherbegeisterten Teenager Potenzial sah, erzählte ihr von einem örtlichen Institut, das die Bildung von Mädchen förderte. Die materielle Unterstützung durch das Institut sicherte ihr den Segen der Familie und lehrte Al-Mashreqi, wie wichtig die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen ist.

Sie schloss die High School ab, wurde als Lehrerin eingestellt und war die erste Frau in ihrer Familie, die sich an einer Universität einschrieb.

Dass ich zur Universität ging, ebnete vielen anderen Frauen in meiner Familie und in der Nachbarschaft den Weg zu einer höheren Ausbildung, auch meinen Schwestern, von denen eine Ärztin geworden ist."

Ein neuer Ansatz

Später wurde sie Direktorin einer Mädchenschule, aber erst ihre Beteiligung an einer Kampagne zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit von Frauen in Schulen sollte ihr Leben und ihre Karriere verändern. Diese Erfahrung lehrte sie eine weitere wichtige Lektion - nämlich die Notwendigkeit, die kulturellen Empfindlichkeiten der traditionellen jemenitischen Gesellschaft zu berücksichtigen.

"Ich fand es notwendig, einen neuen Ansatz zu wählen", sagt sie. "Humanitäre Maßnahmen werden niemals erfolgreich sein, wenn sie von außerhalb der Gemeinschaft ausgehen. Der soziale Wandel muss aus der Gemeinschaft selbst kommen".

Während ihrer beruflichen Laufbahn arbeitete Al-Mashreqi mit anderen Freiwilligen an Entwicklungsprojekten, deren Schwerpunkt auf dem Wohlergehen von Flüchtlingen und der Bereitstellung von Bildung für alle lag.

Der Wendepunkt kam kurz nach Beginn des Konflikts im Jahr 2015, der schließlich 4,5 Millionen Jemenit*innen zur Flucht zwang und eine der schlimmsten humanitären Notsituationen der Welt auslöste.

"Die Menschen waren schon vor dem Ausbruch des Konflikts in einer schwierigen Lage", erinnert sie sich.

Plötzlich verloren wir alles - wir verloren das Lebensnotwendige. In dieser Zeit gingen wir schlafen, ohne zu wissen, ob wir lebendig wieder aufwachen würden."

Gemeinsam mit vier anderen Frauen, die ihre Kolleginnen und Studentinnen waren, gründete Al-Mashreqi 2015 die Sustainable Development Foundation (SDF). Da die Freundinnen über keine weiteren finanziellen Mittel verfügten, verkauften sie ihren Goldschmuck, um das Anfangskapital der Stiftung aufzubringen.

Hilfe für Flüchtlinge und vom Konflikt betroffene Jemenit*innen

Amal Qaid, eine Freundin und Mitbegründerin von SDF, sagte, dass Al-Mashreqi aufgrund ihres Hintergrunds und ihrer eigenen Kriegserfahrungen die Notwendigkeit einer solchen Organisation verstanden habe.

"Asia hat die Probleme aller Jemeniten miterlebt", sagte sie. "Sie kommt nicht aus einem reichen Umfeld, sondern ist in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen und spürt daher die Bedürfnisse der Menschen".

Das erste Projekt der Stiftung war die Unterstützung von Binnenvertriebenen aus Haradh im Nordwesten des Landes, die in den Hafen von Al Hudaydah am Roten Meer geflohen waren. Seitdem hat sie fast 2 Millionen Flüchtlingen und bedürftigen Jemenit*innen im Norden und Süden des Landes mit Programmen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Ernährungssicherheit, Wohnen und Lebensunterhalt geholfen. Dazu gehörten die Gründung von 6.000 Kleinunternehmen, die Unterstützung von 50 Gesundheitszentren, die Instandsetzung von 200 Straßenkilometern und die Reparatur von 100 Brunnen und Bewässerungskanälen.

Die jemenitische Gesellschaft braucht Vorbilder, die den Menschen sagen: 'Mach es wie diese Frau'."

Im Jahr 2015 gründete die Stiftung außerdem das Familienzentrum in Sana'a - den ersten kinderfreundlichen Raum für Flüchtlinge und Asylsuchende, der auch der Gemeinde, die sie aufnimmt, offensteht. Es hat fast 12.000 Flüchtlingskindern geholfen, viele von ihnen ohne Begleitung.

"Wir haben ihnen geholfen, das Familienzentrum gestärkt zu verlassen und auf die Herausforderungen des Lebens vorbereitet zu sein", sagte Al-Mashreqi und fügte hinzu, dass ihr Motto Bildung und wirtschaftliches Empowerment für alle Bedürftigen ist.

Für ihr Engagement für Flüchtlinge und ihre jemenitischen Mitbürger*innen wurde Asia Al-Mashreqi als regionale Gewinnerin des UNHCR Nansen Refugee Award 2023 für den Nahen Osten und Nordafrika ausgewählt.

Den Weg für eine bessere Zukunft ebnen

Als Frau, die eine der größten NGOs des Landes leitet, musste sich Al-Mashreqi mit den jüngsten Beschränkungen der Bewegungsfreiheit jemenitischer weiblicher Mitarbeiterinnen humanitärer Organisationen im Norden des Landes auseinandersetzen. Das ausgewogene Geschlechterverhältnis unter den SDF-Mitarbeiter*innen hat dazu beigetragen, dass die lebensrettende Hilfe auch weiterhin die Frauen und Mädchen unter den Flüchtlingen, Asylsuchenden, Vertriebenen und gefährdeten Jemenit*innen erreicht, denen die Stiftung hilft.

"Diese Auszeichnung für Asia Al-Mashreqi ist eine Inspiration für die gesamte humanitäre Gemeinschaft im Jemen und eine Erinnerung an den Wert von Investitionen in lokale Akteure", sagte Maya Ameratunga, UNHCR-Vertreterin im Jemen.  "Sie und ihr Team sind eine wertvolle Erinnerung daran, dass wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern, Vielfalt und Inklusivität unter den Helfer*innen brauchen, um alle Teile der Gemeinschaften, denen wir dienen, auf kulturell angemessene Weise erreichen zu können."

Wir sind ein Team von Frauen, die glauben, dass unsere Traditionen, Werte und unsere Kultur keine Hindernisse sind, sondern vielmehr Werkzeuge, die mehr Unterstützung und Fürsprache erfordern",

so Al-Mashreqi über ihren Ansatz. "Die jemenitische Gesellschaft braucht Vorbilder, die den Menschen sagen: 'Mach es wie diese Frau'."

"Gleichzeitig haben wir uns darauf konzentriert, die gesellschaftliche Wahrnehmung von Flüchtlingen zu verändern", fügte sie hinzu. "Menschen sind Menschen, und wir haben uns verpflichtet, Dienstleistungen ohne jegliche Form von Diskriminierung zu erbringen."

Trotz der enormen Herausforderungen, die sie und ihre Kolleg*innen zu bewältigen versuchen, ist Al-Mashreqi fest davon überzeugt, dass die Arbeit, die sie leisten - insbesondere wenn es um die Ausbildung der Führungskräfte von morgen geht -, den Weg für eine bessere Zukunft ebnen wird.

"Natürlich habe ich Hoffnung im Jemen", ruft sie aus. "Ohne sie hätte ich diesen Preis nicht erhalten. Ich glaube, dass sich die Situation im Jemen zum Besseren wenden wird, und dieser Wandel wird von der Jugend vorangetrieben werden."

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