Jedes Kind hat Rechte – auch auf der Flucht
Kinder haben das Recht auf Schutz, Bildung, Gesundheit, Nahrung und ein sicheres Zuhause. Sie haben das Recht darauf, gehört zu werden, zu spielen, zu träumen und Kind zu sein.
Daran erinnert der Tag der Kinderrechte alljährlich am 20. November.
Denn jedes Kind verdient die Chance auf ein Leben in Würde, Sicherheit und Hoffnung.
Kinderrechte durch Mittelkürzungen gefährdet
Durch Mittelkürzungen in den weltweiten Hilfsprogrammen des UNHCR laufen schätzungsweise 11,6 Millionen Geflüchtete Gefahr, im Jahr 2025 keine direkte Hilfe mehr zu erhalten. Diese Kürzungen treffen die Schwächsten unter ihnen besonders hart und raubt Flüchtlingskindern ihre Rechte.
Fünf dieser Rechte sind besonders wichtig für Kinder auf der Flucht. Sie zeigen, was jedes Kind braucht, um sicher und gesund aufzuwachsen:
Bildung ist mir sehr wichtig. Wenn ich fleißig lerne, werde ich Ärztin und kann Menschen helfen.
Alyssa, 14 Jahre alt, in Malaysia
Recht auf Bildung
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte §26, 1
Kinderrechtskonvention §28
Bildung ist ein Menschenrecht und auch in der Kinderrechtskonvention §28 ist das Recht von Kindern auf Bildung festgeschrieben. Bildung stärkt die Selbstbestimmung von Flüchtlingskindern und gibt ihnen eine Chancen auf ein besseres Leben. Diese Chance ist insbesondere für Kinder in Flüchtlingssituationen wichtig, die oftmals keine Möglichkeit haben, in die Schule zu gehen. Ohne Zugang zu Bildung werden die ohnehin großen Hürden des Lebens im Exil weiter verschärft.
- Im Mai 2025 mussten im Flüchtlingslager Kutupalong in Bangladesch Lernzentren schliessen, so dass rund 230.000 Kinder nicht mehr in die Schule gehen können.
- In Äthiopien und im Südsudan sollen bis 2025 65 Schulen geschlossen werden, wovon über 92.000 Kinder betroffen sind.
- Im Libanon musste der UNHCR seine Unterstützung für Bildungsprogramme für rund 15.000 Flüchtlingskinder einstellen.
- In Uganda musste UNHCR die Unterstützung für Lehrer*innen streichen. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis liegt nun bei 117:1 – doppelt so viel wie im nationalen Vergleich.
Eines Tages in der Schule hörte ich den Krieg – die Schüsse klangen wie tow tow tow. Die Soldaten kamen und kämpften gegen die Schüler. Ich versteckte mich dort drei Tage lang. Dann kamen meine Eltern und holten mich ab.
Nyaboth, 9 Jahre alt aus Südsudan
Recht auf Schutz, Sicherheit & Frieden
Kinderrechtskonvention §38, 4
Kein Kind darf Krieg erleben müssen. Jedes Kind sollte das Recht auf Schutz, Sicherheit und Frieden haben – überall auf der Welt.
Dieses Recht ist in der UN-Kinderrechtskonvention verankert. In Artikel 38 verpflichten sich die Vertragsstaaten, Kinder in bewaffneten Konflikten besonders zu schützen und alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um ihnen Fürsorge und Sicherheit zu gewährleisten. Kinder dürfen nicht an Kampfhandlungen beteiligt werden und müssen in Kriegsgebieten besonderen Schutz genießen. Staaten sind außerdem verpflichtet, Kinder vor den Folgen von Gewalt, Vertreibung und Rekrutierung zu bewahren.
- Ende 2024 waren weltweit geschätzt 123,2 Mio. Menschen aufgrund von Verfolgung, Konflikt, Gewalt oder Menschenrechtsverletzungen zwangsmäßig vertrieben.
- Allein die Krise im Sudan führte Ende 2024 zu rund 14,3 Mio. Menschen, die vertrieben waren – viele davon Kinder und Familien.
- In Bezug auf Kinder-Schutz: Im „Regional Child Protection Brief Sudan Situation (Juni 2024)“ identifizierte UNHCR 18.196 Kinder als besonders gefährdet, darunter 7.485 unbegleitete oder getrennte Kinder.
- UNHCR betont, dass anhaltende Konflikte und Rückkehr-Zyklen ohne Frieden die Schutzrisiken für Kinder noch verschärfen – z. B. wo Rückkehr stattfindet unter Bedingungen von Zerfall von Infrastruktur, Sicherheit und Recht.
Wir flohen zu Fuß. Hanan lief auf ihren Händen, oder wir mussten sie tragen.
Hanans Mutter, in Jemen
Recht auf Gesundheit
Kinderrechtskonvention §24
Jedes Kind hat das Recht auf die bestmögliche Gesundheit – unabhängig davon, ob es flüchten musste oder nicht. Flüchtlingskinder benötigen dabei besonders umfassenden Schutz und Unterstützung, denn sie sind besonders gefährdet durch Unterernährung, Infektionskrankheiten oder fehlenden Zugang zu präventiven Maßnahmen, wie Impfungen.
- In Uganda mussten 438 Gesundheitsmitarbeitende gekündigt werden. Gleichzeitig sank die zur verfügung stehende Menge an Wasser in manchen Siedlungen auf nur noch 8 bis 10 Liter pro Person und Tag. Dies ist weit unter den Notfallstandards – was angesichts der gleichzeitigen Ausbrüche von Cholera, Mpox und Masern sehr bedenklich ist.
- Im Südsudan musste der UNHCR 75 Prozent der Schutzräume für Frauen und Mädchen schließen. So haben bis zu 80.000 weibliche Flüchtlinge (darunter auch Überlebende sexueller Gewalt) keinen Zugang mehr zu medizinischer Versorgung.
- Im Niger haben mehr als 212.000 Flüchtlinge den Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitsdiensten und psychologischer Betreuung verloren, da mobile Kliniken eingestellt wurden und die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten immer knapper wird. Gleichzeitig haben über 100.000 Menschen keinen Zugang zu ausreichend sauberem Wasser oder grundlegender Hygiene haben, was das Risiko von durch Wasser übertragenen und ansteckenden Krankheiten erhöht.
Meine Kinder sind halb gefüttert und halb hungrig
Najiba, 22 jährige Mutter in Afghanistan
Recht auf Wasser und Ernährung
Kinderrechtskonvention §24
Jedes Kind hat ein Recht auf medizinische Versorgung, sauberes Trinkwasser, gesunde Ernährung und eine Umgebung, in der es gesund aufwachsen kann.
- Viele Kinder sind schon vor der Flucht geschwächt, durch Hungerkrisen und fehlende Versorgung in ihrer Heimat. Auf der Flucht, unter großer Hitze oder Kälte, werden sie schnell krank und unterernährt.
- In den Flüchtlingslagern kommen viele erschöpft und ausgemergelt an. Dort erhalten sie Nahrungsmittel und medizinische Hilfe – doch nicht immer reicht es für alle. Immer häufiger müssen Rationen gekürzt werden. Besonders Kinder leiden, denn ihr Recht auf Nahrung, sauberes Wasser und Gesundheit, wird auf der Flucht viel zu oft verletzt.
- In mehreren Regionen des Sudan herrscht akuter Hunger. Mehr als 21 Millionen Menschen – darunter viele Kinder – haben kaum Zugang zu Nahrung, sauberem Wasser oder medizinischer Versorgung.
- Laut UNICEF sind in Afghanistan rund 14 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. 3,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren leiden an akuter Mangelernährung – 900.000 von ihnen so schwer, dass ihr Leben in Gefahr ist.
Als ich endlich meinen Ausweis bekam, wusste ich: Jetzt wird alles gut. So vieles habe ich im Leben verloren, nur weil ich keine Papiere hatte. Ich glaube, mein Leben hätte ganz anders verlaufen können. Aber jetzt öffnen sich mir endlich Türen.
Tebogo Khoza, ehemals staatenlos, in Südafrika
Recht auf Identität
Kinderrechtskonvention §7 und §8
Jedes Kind hat ein Recht auf eine eigene Identität – auf einen Namen, eine Staatsangehörigkeit und den Schutz seiner Familie. Diese Elemente gehören zu seiner Persönlichkeit und dürfen nicht willkürlich genommen oder verändert werden.
Wird einem Kind seine Identität entzogen, etwa durch Flucht, Trennung oder fehlende Papiere, muss der Staat helfen, sie wiederherzustellen. Denn jedes Kind hat das Recht, zu wissen, wer es ist und wo es hingehört.
- Zwischen 2018 und 2024 wurden schätzungsweise 2,4 Millionen Kinder als Flüchtlinge geboren – im Durchschnitt etwa 338 000 pro Jahr.
- Die Registrierung der Geburt – ein zentraler Bestandteil der Identität – ist für viele Flüchtlingskinder schwieriger.
- Auch: Weltweit existieren rund 4,4 Millionen Staatenlose, was das Recht auf Identität besonders gefährdet.
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