Das vergessene Volk ohne Staat: die Rohingya
In diesen Tagen jährt sich zum sechsten Mal die Vertreibung von mehr als 700.000 Kindern, Frauen und Männern, die aus ihrer Heimat Myanmar nach Bangladesch fliehen mussten, wo inzwischen rund eine Million Rohingya leben. Dem Volk wird bis heute ein grundlegendes Menschenrecht verweigert: Die Staatsbürgerschaft des Geburtslandes.
„Jeder Mensch hat das Recht auf eine Staatsangehörigkeit. Und jedes Kind hat das Recht auf Bildung. Beides wird den Rohingya verwehrt, auch, weil die internationale Öffentlichkeit sie nahezu vergessen hat. Wir sind alle gefordert: Ohne unsere Aufmerksamkeit werden die Rechte der Rohingya weiter mit Füßen getreten. Ohne politisches und zivilgesellschaftliches Engagement können keine echten Lebensperspektiven entwickelt werden“, betont Peter Ruhenstroth-Bauer, Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe in Bonn.
Kutupalong – das größte Flüchtlingscamp der Welt
Von den eine Million Rohingya in Bangladesch - 80 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder - leben etwa 932.000 auf engstem Raum und unter schwierigsten humanitären Bedingungen im Distrikt Cox‘s Bazar. Dort befindet sich auch das weltweit größte Flüchtlingscamp: Kutupalong mit mehr als 640.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Da die Flüchtlinge keinen legalen Status und keine Möglichkeiten haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, sind sie vollständig von humanitärer Hilfe abhängig und einem erhöhten Risiko von Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt. Aufgrund massiver Kürzungen der finanziellen Hilfe werden direkte Folgen für die Rohingya befürchtet: Kinderarbeit und Kinderehen, Schulabbrüche, geschlechtsspezifische Gewalt und Unterernährung.
Vor-Ort-Hilfe des UNHCR
Zu den Aktivitäten des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), dessen Projekte die UNO-Flüchtlingshilfe als nationaler Partner unterstützt, gehören u. a. die Registrierung von Flüchtlingen, Schutz und Rechtshilfe, die Verhinderung geschlechtsspezifischer Gewalt, die Bereitstellung angemessener Unterkünfte, Gesundheitsversorgung und sanitäre Einrichtungen. Außerdem die Förderung von Bildung und Möglichkeiten zur Sicherung des Lebensunterhalts. Da die Siedlungen und ihre Bewohnerinnen und Bewohner in hohem Maße wetterbedingten Gefahren wie dem Zyklon Mocha von Mai 2023, Bränden, Überschwemmungen und Erdrutschen ausgesetzt sind, bemüht sich der UNHCR auch um den Schutz vor solchen Gefahren.
Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit in Myanmar. Ihre Geschichte ist von jahrzehntelanger Unterdrückung und Ausgrenzung geprägt. Zahlreiche grundlegende Rechte bleiben ihnen verwehrt: Sie haben kein Recht auf Bildung oder Arbeit und können sich nicht frei im Land bewegen. Ihr Besitz wird immer wieder enteignet oder zerstört. Es gibt Sondersteuern für Rohingya, Zwangsarbeit und Heiratsbeschränkungen.
Pressestelle der UNO-Flüchtlingshilfe
Marius Tünte
Tel: 0228-90 90 86-47
tuente@uno-fluechtlingshilfe.de
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