Eine vollständige Übersicht über die geförderten Projekte in Deutschland in 2024 finden Sie hier:
Entwicklung der Asylantragszahlen 2024
Nach einem Anstieg der Asylantragszahlen 2023 zeigt sich 2024 ein leichter Rückgang. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 250.945 Anträge auf Asyl gestellt (2023: 351.915), davon 229.751 Erstanträge. Die größten Gruppen der Antragstellenden kamen aus Syrien, Afghanistan und der Türkei.
Ein großer Teil der Antragstellenden ist sehr jung ist: 72,2 Prozent der Antragsteller waren jünger als 30 Jahre. Dass 36,7 Prozent der Antragsteller minderjährig waren, zeigt, dass es sich um viele Familien handelt. 67,2 Prozent aller Erstantragstellenden waren männlich.
Die Zahl der Anträge im Jahr 2024 liegen damit weit unter den Spitzenzahlen von 2016, als mehr als 700.000 Erstanträge verzeichnet wurden. (Quelle: bamf, Aktuelle Zahlen, Dezember 2024)
Flüchtlinge aus der Ukraine
Bis Ende Juli 2024 wurden in Deutschland 1.190.255 Flüchtlinge aus der Ukraine erfasst. Da sie den in der EU vereinbarten vorübergehenden Schutz erhalten haben, mussten sie kein Asylverfahren durchlaufen.
Angesichts der Situation hat die UNO-Flüchtlingshilfe seit 2022 ein Sonderförderprogramm zur Verfügung gestellt, mit dem Hilfsprojekte speziell für Flüchtlinge aus der Ukraine unterstützt werden konnten.
Flüchtlinge bei Ankunft und Integration unterstützen
Wer als Flüchtling nach Deutschland kommt, sieht sich mit einer Flut von Verwaltungsabläufen konfrontiert. Oft finden sich die Flüchtlinge völlig unvorbereitet in einem Behördendschungel wieder, der ohne Hilfe kaum zu meistern ist. Allein schon die Sprachbarriere ist eine riesige Hürde.
Dazu kommt, dass viele Flüchtlinge in ihren Heimatländern oder während der Flucht äußerst schlechte Erfahrungen mit Behörden und Beamten gemacht haben. Sie haben oft Angst und kein Vertrauen in staatliche Stellen. Dies hat zur Folge, dass manche Flüchtlinge nur bruchstückhaft über ihre Fluchtgründe berichten. Damit schwinden jedoch ihre Chancen als Flüchtling anerkannt zu werden und Asyl zu erhalten.
Erste Schritte in einem fremden Land
Gleichzeitig ist vielen Flüchtlingen das Leben in Deutschland fremd. Jeder Tag bringt viele neue Fragen mit sich. Sei es im Umgang mit Behörden, die fremde Sprache oder ungewohnte Verhaltensweisen. Viele Flüchtlinge fühlen sich überfordert oder auch einsam und allein gelassen. Besonders minderjährige Flüchtlinge, die ohne Familie nach Deutschland gekommen sind, leiden darunter und brauchen Unterstützung.
Um Flüchtlingen das Leben in Deutschland zu erleichtern, haben verschiedene lokale Flüchtlingsinitiativen Netzwerke von ehrenamtlichen Helfern aufgebaut, die die Flüchtlinge in ihrem Alltag begleiten und ihnen beratend zur Seite stehen.
Denn Geflüchtete möchten ihre Kompetenzen und Fähigkeiten nutzen, um die Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Das Lernen der Sprache, das Zurechtfinden in der neuen Umgebung und das Verstehen unbekannter Abläufe ist dabei eine essentielle Voraussetzung. Die Verantwortung, dass das möglichst schnell gelingt, liegt bei allen Menschen in Deutschland und ist abhängig von gegenseitiger Solidarität. Sowohl Flüchtlinge als auch die Aufnahmegesellschaft müssen einander offen gegenüberstehen und aufeinander zugehen, damit Integration gelingen kann.
Häufige Fragen zum Thema Flüchtlinge in Deutschland:
Warum kommen Flüchtlinge nach Deutschland?
Flüchtlinge fliehen vor Krieg, Verfolgung und Gewalt. Sie suchen Schutz und Sicherheit, um ein Leben in Frieden und ohne Todesangst führen zu können. Deswegen machen sich Jahr für Jahr Menschen auf den gefährlichen Weg nach Europa und Deutschland.
Viele Menschen hoffen darauf, dass sie in Deutschland gute Möglichkeiten haben, das eigene Leben wieder neu aufzubauen, und dass ihre Kinder in einem weltweit hoch angesehenen Bildungssystem eine gute Ausbildung erhalten. Auch die seit Jahrzehnten stabile politische Lage, in denen die Menschenrechte geschützt sind, ist für viele Flüchtende ausschlaggebend.
Ein weiterer Grund ist, dass viele schon Angehörige oder Freunde in Deutschland haben, die sie bei der Ankunft, beim Einleben in der neuen Kultur und bei der Integration unterstützen können.
Wie werden Asylsuchende auf die Bundesländer verteilt?
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nutzt für die gerechte und angemessene Erstverteilung von Asylsuchenden auf die deutschen Bundesländer, das Computerprogramm EASY (Erstaufnahme Asyl). Die Aufteilung wird jedes Jahr von der Bund-Länder-Kommission aktualisiert.
Derzeit sieht die Verteilung wie folgt aus:
- Baden-Württemberg: 13,04 %
- Bayern: 15,56 %
- Berlin: 5,19 %
- Brandenburg: 3,03 %
- Bremen: 0,95 %
- Hamburg: 2,60 %
- Hessen: 7,44 %
- Mecklenburg-Vorpommern: 1,98 %
- Niedersachsen: 9,40 %
- Nordrhein-Westfalen: 21,08 %
- Rheinland-Pfalz: 4,82 %
- Saarland: 1,20 %
- Sachsen: 4,98 %
- Sachsen-Anhalt: 2,70 %
- Schleswig-Holstein: 3,41 %
- Thüringen: 2,63 %
Quelle: BAMF
Aus welchen Ländern kommen die Flüchtlinge in Deutschland?
Im Jahr 2023 wurden die meisten Asylanträge von Flüchtlingen aus Syrien gestellt. Weitere größere Gruppen kamen aus der Türkei und Afghanistan.
Erstanträge auf Asyl (2023; Anträge: 351.915)
- Syrien: 102.930 (29,2%)
- Türkei: 61.181 (17,4%)
- Afghanistan: 51.275 (14,5%)
- Irak 11.152 (3,1%)
- Islamische Republik Iran: 9.384 (2,7%)
- Georgien: 8.414 (2,4%)
- Russische Föderation: 7.663 (2,2%)
- Somalia: 5.301 (1,5%)
- Eritrea: 4.116 (1,2%)
- Ungeklärt: 4.060 (1,1%)
Quelle: BAMF: Das Bundesamt in Zahlen 2023 Asyl
Wie unterscheiden sich Erst-, Folge- und Zweitanträge auf Asyl?
Ein Erstantrag auf Asyl wird gestellt, wenn die Asylbewerber*innen schriftlich oder mündlich erklären, dass sie Zuflucht vor politischer Verfolgung oder einer drohenden Rückführung in eine gefährliche Situation in ihrem Heimatland suchen. Dieser Antrag wird in der Regel persönlich beim zuständigen Amt oder dem Ankunftszentrum des Bundesamtes gestellt.
Von einem Folgeantrag spricht man, wenn eine Person, die bereits einen Erstantrag gestellt hat, aufgrund von Änderungen ihrer Situation um die Bearbeitung eines weiteren Antrags bittet. Dieser Antrag kann nur dann gestellt werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, etwa, wenn sich die Situation in ihrem Heimatland wesentlich verändert hat oder wenn neue Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass sie bei einer Rückkehr in Gefahr geraten würden.
Ein Zweitantrag ist ein Asylantrag, der nach erfolglosem Abschluss eines Asylverfahrens in einem sicheren Drittstaat im Bundesgebiet gestellt wird. Als sichere Drittstaaten gelten die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, Norwegen und die Schweiz. Für die Bearbeitung dieses Antrags gelten die gleichen Voraussetzungen wie beim Erstantrag. Nur wenn diese erfüllt sind, kann das Asylverfahren weiterbearbeitet werden.
Auftakt für ein neues Leben
Der syrische Flüchtling Mohammad Alkhalaf sitzt im Führerstand eines Intercity-Express-Zuges (ICE) im Bahnbetriebswerk Hamburg-Eidelstedt der Deutschen Bahn. Er macht eine Ausbildung zum Lokführer. Mohammad wuchs auf der Olivenfarm seiner Familie in Idlib im Nordwesten Syriens auf. Im Jahr 2014 musste er dann seine Heimat verlassen und fliehen. Mit einem Boot fuhr er von der Türkei nach Italien. Er träumte davon, seinen Bruder in Schweden zu treffen. Doch nach Jahren der Ungewissheit erhielt er endlich Asyl in Deutschland. Er hatte bereits selber die Sprache gelernt und wollte Elektriker werden. Wenn er in drei Jahren seine Abschlussprüfung besteht, ist ihm eine feste Anstellung bei der Deutschen Bahn garantiert.

Mit Traumata leben lernen
Besonders Kinder, unbegleitete Frauen oder traumatisierte Flüchtlinge haben es schwer, sich auf die neue Situation einzustellen und aktiv teilzunehmen. Denn Vertreibung, Verfolgung, Folter und Vergewaltigung sind traumatische Erlebnisse, die tiefe Spuren hinterlassen. Um diese Erfahrungen verarbeiten zu können, sie als Teil des eigenen Lebens zu akzeptieren und sich wieder ein neues Leben aufbauen zu können, brauchen Flüchtlinge nicht nur Zeit, sondern auch psychologische Hilfe.
Diese erhalten sie in sogenannten Psychosozialen Zentren. Dort arbeiten speziell ausgebildete Psychologen, die sich um die traumatisierten Flüchtlinge kümmern. In Einzel- oder Gruppentherapien lernen die Flüchtlinge sich mit ihrem Schicksal auseinanderzusetzen, mit dem Erlebten zu leben und neue Kraft zu schöpfen, um das teils zermürbende Asylverfahren durchzustehen.