Wandgemälde mit bunten Händen
© UNHCR/Santiago Escobar-Jaramillo
Wandgemälde mit bunten Händen
© UNHCR/Santiago Escobar-Jaramillo

Miteinander Zukunft gestalten

Teilen

Offenheit schafft Chancen. Begegnung schafft Zukunft.

Seit 2015 sind Millionen Flüchtlinge in Deutschland angekommen. Viele haben hier neue Wurzeln geschlagen: Sie arbeiten, gründen Unternehmen, engagieren sich ehrenamtlich – und sind Teil unserer vielfältigen Gesellschaft geworden.

Doch Integration ist kein Zufall und keine Selbstverständlichkeit – sie entsteht durch Begegnung, Offenheit und den gemeinsamen Willen, eine vielfältige und gerechte Zukunft aufzubauen. Wenn Menschen neu ankommen, beginnt eine Reise. Für sie – und für uns alle. Gemeinsam können wir daraus etwas Wertvolles schaffen: Gemeinschaft. Zusammenhalt. Vielfalt. Zukunft.

Miteinander gelingt – wenn wir uns begegnen

Integration ist mehr als Statistik. Sie lebt vom gegenseitigen Kennenlernen, vom voneinander Lernen und vom gemeinsamen Gestalten. 

Hier erzählen Geflüchtete und Helfer*innen ihre Geschichten:

Vom Ankommen. Vom Überwinden von Hürden. Vom gemeinsamen Erfolg.

Vor zehn Jahren floh Hadi aus Syrien – heute lebt er mit seiner Familie in Köln und arbeitet bei der UNO-Flüchtlingshilfe. In Deutschland fand er Sicherheit, Perspektiven und das Gefühl, dazuzugehören. Eine Geschichte über Mut, Neuanfang und gelebte Integration.

 

Hadis Geschichte

Das Gefühl, in der neuen Umgebung dazuzugehören

Auf der Suche nach Schutz, Sicherheit und einem besseren Leben machten sich vor zehn Jahren tausende Menschen über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute auf den Weg nach Nord- und Westeuropa. Hadi aus Syrien war einen von ihnen. Nach vielen Stationen fand seine Fluchtodyssee schließlich am 1. Juli 2015 ein gutes Ende: in Dresden, der ersten deutschen Stadt, die Hadi sah. Seitdem lebt er in Deutschland.

Vorladung vom Geheimdienst

Ursprünglich kommt Hadi aus der syrischen Provinz Idlib. „Mein Leben dort war relativ unbeschwert. Ich lebte in meiner eigenen Wohnung, hatte eine feste Anstellung und wohnte in der Nähe meiner Eltern und weiterer Verwandter“, sagt er. Das änderte sich, als er an Demonstrationen gegen das diktatorische Baʿath-Regime von Präsident Assad teilgenommen hatte. Infolgedessen wurde er dreimal vom Geheimdienst vorgeladen und verhört. Um das Schlimmste zu verhindern, entschloss er sich zur Flucht: „mal zu Fuß, mal mit dem Schlauchboot und mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln“, bis er schließlich Dresden erreichte.

„Sie hat nie mit Ratschlägen gegeizt“

Hadis erster Eindruck von Deutschland war durchweg positiv. Er stellte fest, dass „die Menschen großen Respekt für unsere Lebensweise zeigten und sehr bemüht waren, uns zu helfen“. Beeindruckt hat ihn die Beobachtung, vor allem im ländlichen Raum, „mit welcher Selbstverständlichkeit und Aufmerksamkeit die Menschen hier die Gesetze befolgen.“ Auch von den ersten Begegnungen nach seiner Ankunft weiß Hadi viel Gutes Positives zu berichten. Besonders geholfen hat ihm Gisela in Sondershausen: „Sie hat nie mit Ratschlägen und Anleitungen gegeizt, um unsere Situation zu verbessern und um unsere Familien beim Verfahren zum Familiennachzug zu unterstützen. Außerdem hat sie geholfen, für uns eine Unterkunft zu finden.“ 

Angekommen

Auf die Frage nach dem Moment, wann er sich denn zum ersten Mal wirklich „angekommen“ gefühlt hat, antwortet Hadi: „Als ich in der ersten Unterkunft war, habe ich den Heimwächter gefragt, ob ich, um etwas zu kaufen, rausgehen kann. Er antwortete: Sure, any time, you are free, we are here to protect you not to control you.“ Trotzdem vermisst er natürlich einiges aus seiner alten Heimat, wie „die Menschen, die ich kenne, die warmen Nächte draußen unter dem Himmel und das einfache Leben.“ An seinem neuen Leben in Deutschland schätzt er besonders, dass er hier in Sicherheit leben und seine Menschlichkeit bewahren konnte.

Familie

Eineinhalb Jahre nach seiner Ankunft war es dann endlich soweit: Im Rahmen der Zusammenführung kam Hadis Familie – seine Frau und seine drei Kinder – aus der Türkei zu ihm nach Deutschland. Ein lang ersehnter glücklicher Moment: „Endlich konnte ich meine Familie unter einem Dach zusammenbringen, und gemeinsam konnten wir unser Leben langsam wiederaufbauen.“ Seit acht Jahren leben sie nun in Köln. 

Arbeit

Auch beruflich eröffneten sich für Hadi in Deutschland Perspektiven. Seit 2020 arbeitet er als Informatiker bei der UNO-Flüchtlingshilfe und ist außerdem Hausmeister in einem Weiterbildungsunternehmen. Eine Arbeit zu haben, bedeutet Hadi sehr viel: 

Mein Beruf heißt Sicherheit für meine Familie, Würde für mich als Mensch und Respekt vor dem Land, das mich in meiner Not aufgenommen hat.“

Zukunft

Zehn Jahre sind seit Hadis Ankunft in Deutschland vergangen. Wo sieht er sich und seine Familie in den nächsten zehn Jahren, was ist sein Wunsch für die Zukunft? "Mein Traum ist, dass meine Kinder glücklich und erfolgreich sein werden. Ich bin stolz auf sie und werde daran arbeiten, dass dieser Traum auch wahr wird.“ Hadis Kinder arbeiten ebenfalls daran, dieses Ziel zu erreichen – mehr als nur ein Anfang ist bereits gemacht: Hadis Sohn studiert Elektrotechnik in der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, seine beiden Töchter gehen auf das Gymnasium, besuchen die fünfte bzw. 10. Klasse.

Was heißt Integration?

In den letzten Jahren hat sich nicht nur in Deutschland die Stimmung geflüchteten Menschen gegenüber verschlechtert, Ressentiments und Ängste verstärken sich zusehends. Viele Menschen sind skeptisch geworden, ob die Integration von Flüchtlingen auch wirklich gelingt. Hadi ist in dieser Hinsicht weniger pessimistisch und plädiert dafür, selbst einen Teil dazu beizutragen, Skeptiker zu überzeugen: 

Wenn ich meine Aufgaben gut erfülle, meine Rechte kenne und andere respektiere, dann werde ich ihr Bild verändern und positiv auf sie einwirken, und statt durch Worte werden sie durch Taten überzeugt“.

Und was heißt „Integration“ ganz persönlich für Hadi: „Integration bedeutet für mich, wenn ich das Gefühl habe, in meiner neuen Umgebung dazuzugehören, wobei diese Umgebung mir den notwendigen Raum und die Unterstützung gibt, um aktiv teilnehmen zu können ohne meine Identität zu verlieren.“  Nach diesem Motto möchte Hadi leben.

Wie wir gemeinsam wachsen können

Viele Flüchtlinge sind heute Kolleg*innen, Nachbar*innen, Freund*innen. Ihre Geschichten zeigen: Ankommen kann gelingen. Integration bereichert uns alle.

Doch Integration ist kein Selbstläufer. Sie braucht Offenheit – auf beiden Seiten. Und faire Chancen. Wer ankommt, bringt nicht nur Geschichten mit, sondern auch Talente, Ideen und Perspektiven.

Integration ist Arbeit – für alle Beteiligten. Es braucht gute Bildung, faire Chancen auf dem Arbeitsmarkt und Begegnungen im Alltag. Wir können es schaffen – aber nur gemeinsam.

Integration bedeutet: aus Herausforderungen Chancen machen – für eine Gesellschaft, die stärker und vielfältiger ist als je zuvor.

Mehr zum Thema Integration

Seit 14 Jahren engagiert sich Heike Gumpert für geflüchtete Jugendliche. Als Ausbildungspatin begleitet sie junge Menschen auf ihrem Weg durch Schule und Beruf. Ihr Glaube an Menschlichkeit, Solidarität und gelungene Integration bleibt unerschütterlich.

 

Heikes Geschichte

„Kein Mensch ist illegal“

Bereits seit 14 Jahren engagiert sich Heike Gumpert in der Flüchtlingshilfe. Seitdem arbeitet sie ehrenamtlich bei der Bonner Organisation „Ausbildung statt Abschiebung“ (AsA). Sie war und ist dort auf verschiedenen Ebenen aktiv, hat viele Jahre als Nachhilfelehrerin und Ausbildungspatin geflüchteten Jugendlichen mit schlechter Bleibeperspektive auf deren Weg durch die schulische und berufliche Ausbildung geholfen. Heute berät und unterstützt sie u.a. neue Ausbildungspat*innen.

Seit Jahrzehnten im Einsatz

Während ihrer beruflichen Laufbahn arbeitete die Diplom-Pädagogin in verschiedenen Arbeitsfeldern der Erwachsenenbildung, als Dialog-Prozessbegleiterin und Gewerkschaftssekretärin. Politisch und sozial engagiert ist Heike Gumpert schon seitdem sie 20 Jahre alt ist: „Ich gehöre zur Generation der sogenannten Achtundsechziger und bin bis heute aktiv“. Sie erinnert sich an die Zeit, als sie sich für die Rechte von palästinensischen Studierenden und Arbeitern in Deutschland einsetzte oder daran, als sie – später - Geflüchtete aus Eritrea unterstützte.

Das zigtausendfache Engagement hat mich beeindruckt.

In den Jahren ihres Engagements bei AsA hat Heike Gumpert viele politische und gesellschaftliche Veränderungen mitverfolgt. Im Jahr 2015 machten sich aufgrund von Krisen, Kriegen und Gewalt im Nahen und Mittleren Osten tausende Menschen von der Türkei aus auf den Weg nach West- und Nordeuropa, um dort Schutz und Sicherheit zu suchen. In Deutschland entstand daraufhin eine große und weit verbreitete Willkommenskultur, über die Heike Gumpert sagt: „Das zigtausendfache Engagement der Bürgerinnen und Bürger für die geflüchteten Menschen hat mich besonders beeindruckt. Außerdem die Massendemonstrationen in ganz Deutschland gegen Rechts und gegen die Androhungen der sogenannten Remigration aus der AfD und ihrem Umfeld in den späteren Jahren.“

Bleibende Begegnungen

Heike Gumpert kann viele Geschichten von positiven persönlichen Begegnungen erzählen, wie diese: „Meine Freude war riesengroß, als im Jahr 2020 ein afghanischer Azubi, der mit 15 Jahren nach Deutschland gekommen ist und in seiner Heimat weniger als drei Jahre zur Schule gegangen war, die Verkäufer-Prüfung bestand. Ich war damals seine Ausbildungspatin. Beim zweiten Anlauf, nachdem er einmal durch die Prüfung gefallen war, hat er es mit passablen Noten geschafft. Und ich bin stolz auf eine Azubi aus Albanien, die in wenigen Jahren zwei Ausbildungen mit guten Noten abgeschlossen hat und heute engagiert als Erzieherin arbeitet.“

Glaube an die Kraft von Menschlichkeit

Natürlich gab es während ihres Engagements bei AsA auch schwierige Momente, „was normal ist im Umgang mit Jugendlichen, die aber lösbar waren“, betont sie. Insgesamt kann Heike Gumpert ein positives Fazit ziehen: „Im Verlauf meines Lebens hat sich mein Wissen über und ist mir mein Glaube an die Bedeutung von Menschlichkeit, der Kraft der Zivilgesellschaft und internationaler Solidarität nicht verloren gegangen – trotz vieler Rückschläge im globalen Maßstab.“

Flüchtlingshilfe ist schwieriger geworden

In den letzten Jahren hat sich – nicht nur in Deutschland – die Stimmung gegenüber Geflüchteten verschlechtert. Viele glauben nicht mehr daran, dass Integration gelingt und fürchten sich vor Überforderung unserer Gesellschaft. „Zu viele Menschen sind aktuell durch Kriege, Klimawandel und den Zuzug von „Fremden“ verunsichert. Hinzu kommen reale Erfahrungen mit oder Sorgen vor sozialen und finanziellen Problemen, auf die von Seiten der Regierenden m.E. nicht gut reagiert wurde oder wird. Das verführt leider nicht Wenige dazu, einfachen populistischen Antworten und angeblichen „Lösungen“ von politisch extrem rechten Kräften/Parteien zu folgen, was gefährlich ist. Ich setze bzw. hoffe auf die Gegenkräfte in der Zivilgesellschaft und auf fortschrittliche demokratische Parteien, auch wenn deren Wirken aktuell nicht immer sichtbar und wirkmächtig ist“, so Gumpert.

Jungen Menschen zu helfen, ist selbstverständlich.

Für Heike Gumpert war und ist es selbstverständlich, jungen Menschen, insbesondere Geflüchteten, zu helfen. „Und natürlich bekomme ich dabei auch viel „zurück“ – Dankbarkeit, Freude, Kontakt zu den jungen Menschen auf ihren Lebenswegen hier in Deutschland und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit auch im Alter“.

Für potenzielle Helferinnen und Helfer, die sich für geflüchtete Jugendliche einsetzen wollen, hält sie folgenden Ratschlag bereit: „den Mut, die Gelassenheit und die guten Nerven zu behalten, um dran zu bleiben, auch wenn es mal schwierig ist und das allgemeine politische Klima aktuell nicht sehr unterstützend für ein Engagement dieser Art ist.“ Auf diese Weise lebt Heike Gumpert es vor.

Was bedeutet Integration?

Heike Gumperts Antwort ist ganz klar: „Kein Mensch ist illegal, Menschlichkeit, Menschenrechte und Menschenwürde sind universell“. Sie ist überzeugt davon, dass Integration gelingen kann: „Meine Hoffnung liegt in der Kraft der fortschrittlichen Zivilgesellschaft und deren Einwirken auf demokratische Parteien sowie im Mut derer, die bei uns ankommen. Damit schaffen wir das.“ Und sie ist überzeugt: 

Integration funktioniert nur, wenn wir uns begegnen.“

Chancen sehen statt Probleme suchen

In der öffentlichen Debatte wird Integration oft als Problem beschrieben – zu teuer, zu schwierig, zu langwierig. Es dominiert oft die Frage, was Integration nicht schafft.

Wer Integration nur aus der Perspektive der Hürden betrachtet, übersieht, wie sehr unsere Gesellschaft von Offenheit, Vielfalt und gegenseitiger Unterstützung profitieren kann.

Wenn wir zulassen, dass negative Stimmen den Ton bestimmen, verlieren wir die Chance, auch die Erfolge und das Potenzial zu sehen.

"Über 20 Jahre Berufserfahrung sagen: Das klappt.“

Seit über 20 Jahren berät Mona Golla Geflüchtete und Migrant*innen. Sie kennt die Herausforderungen, aber auch die vielen Erfolgsgeschichten. Ihre Botschaft: Integration gelingt – wenn alle Beteiligten bereit sind, aufeinander zuzugehen.

mehr erfahren

Menschen auf Augenhöhe begegnen

Geprägt von eigenen Rassismuserfahrungen setzt sich Franziska heute in der Flüchtlingshilfe ein. Sie kämpft gegen Ausgrenzung, schafft Räume für Perspektivwechsel und zeigt: Integration ist keine Technik, sondern eine Haltung.
 

mehr erfahren

Vielfalt als Gewinn für alle

2015 entstand aus einer Bachelorarbeit die Idee zu Workeer – heute Deutschlands führender Jobplattform für internationale und geflüchtete Talente. Zehn Jahre später zeigt sich: Wenn Menschen Chancen bekommen, profitieren alle – Geflüchtete, Unternehmen und Gesellschaft.
 

Mehr erfahren

Malika floh aus Tadschikistan und fand in Deutschland Sicherheit und einen Neuanfang. Trotz vieler Hindernisse lernte sie Deutsch, baute sich ein Leben auf und hilft heute selbst Geflüchteten. Für ihre Kinder und ihre Familie schafft sie Hoffnung, Heimat und eine Zukunft.

 

Malikas Geschichte

Eine Geschichte von Hoffnung, Entschlossenheit und Engagement

Malika ist 47 Jahre alt und stammt aus Tadschikistan. Dort führte sie ein erfülltes Leben als Kinderärztin. „Ich hatte ein sehr gutes Leben dort“, erinnert sie sich. Doch ihr Ehemann hatte Probleme mit der Regierung. Die Gefahr vor politischer Verfolgung zwang ihre Familie zur Flucht: Ihr Ehemann floh als Erster aus der Familie aus Tadschikistan. Wenig später folgte Malika mit den gemeinsamen Kindern – das Wiedersehen in Deutschland wurde für sie zu einem Neuanfang in Sicherheit.

Ankommen in Deutschland: Ein neuer Anfang

Die Familie suchte Schutz in Europa – ursprünglich ohne konkretes Ziel. Nach einem Zwischenstopp in Polen kam Malika im Februar 2015 mit dem Auto nach Deutschland. Zunächst lebte sie in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Dortmund. In Deutschland fühlte sie sich zum ersten Mal wieder sicher: „In Polen haben wir Gewalt erfahren. In Deutschland war es ganz anders – wir haben uns sofort sicher gefühlt.“ Die ersten Monate waren dennoch schwer, geprägt von häufigen Wechseln der Unterkünfte und überfordernder Bürokratie. Aber Malika hatte ein klares Ziel: Deutsch lernen und arbeiten. Sie hatte das Glück, in einer der Unterkünfte schnell an einem Deutschkurs teilnehmen zu können.

Herausforderungen und Chancen

Besonders schwer war für Malika die Erkenntnis, dass sie nach ihrer kommunalen Zuweisung keinen Anspruch mehr auf einen kostenlosen Sprachkurs hatte: "Es war schwer, aber ich wollte unbedingt die Sprache lernen, um mich in der Gesellschaft zurechtzufinden“. Deswegen ließ sie sich nicht entmutigen: „Ich habe mir dann selbst einen Kurs organisiert – und ihn auch selbst bezahlt.“ Unterstützung erhielt sie dabei von engagierten Helfer*innen wie Dörte Frisch von der Flüchtlingshilfe Velbert, die ihr nicht nur beim Deutschlernen, sondern auch im Asylverfahren zur Seite stand. Ein Schlüsselmoment war die Anerkennung des Aufenthaltstitels: „Da habe ich mich zum ersten Mal richtig angekommen gefühlt.“ Für die Zukunft hofft sie, dass ihre Familie und sie die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. 

Für Malika bedeutet Integration nicht nur das Erlernen der Sprache, sondern auch die Anpassung an eine neue Kultur, ohne ihre eigene Identität zu verlieren. 

Sprache lernen, sich weiterentwickeln und die Kultur meines Aufnahmelandes kennenlernen und respektieren – aber nicht vergessen, wer man ist und woher man kommt", 

erklärt sie.

Beruflicher Neustart in der Flüchtlingshilfe

Obwohl ihr medizinisches Studium in Deutschland als Masterabschluss anerkannt wurde, steht Malika noch vor der Herausforderung, hier auch die Approbation zu erlangen, um wieder als Ärztin arbeiten zu dürfen. Doch sie bleibt ehrgeizig: „Das ist mein nächstes Ziel.“ Seit 2018 arbeitet sie bei der Flüchtlingshilfe Velbert und bietet aktuell in der Zentralen Unterbringungseinrichtung in Ratingen psychosoziale Erstberatung für geflüchtete Menschen an. Ihr Engagement ist geprägt von Empathie und ihren eigenen Erfahrungen. 

Seit 2024 unterstützt die UNO-Flüchtlingshilfe im Rahmen der nationalen Projektförderung die Rechtsberatung sowie die psychosoziale Erstberatung der Flüchtlingshilfe Velbert, in welcher auch Malika tätig ist.

Blick nach vorn

Für Malika ist Deutschland längst zur Heimat geworden – besonders für ihre Kinder, die hier aufgewachsen sind. Zwei von ihnen haben bereits eine Ausbildung abgeschlossen, ihr jüngster Sohn plant ein Jurastudium. 

Ich wünsche mir für meine Kinder eine schöne Zukunft in Deutschland.“

Integration ist kein Projekt – es ist ein Versprechen an unsere gemeinsame Zukunft.“

UNO-Flüchtlingshilfe

Unser Ansatz: Brücken bauen

Integration kann gelingen, wenn wir investieren - in Sprache, Bildung, Begegnungen und gegenseitiges Verständnis.

Die UNO-Flüchtlingshilfe fördert in ganz Deutschland Projekte, die genau dort ansetzen, wo sich Menschen begegnen, voneinander lernen und gemeinsam neue Perspektiven entwickeln können.

Mehr zur Flüchtlingshilfe in Deutschland

Die Geschichte von Nina und Diyar erzählt von einer Begegnung, die mehr wurde als nur Hilfe beim Ankommen. Ein berührender Einblick in gelebte Solidarität, Freundschaft und das, was Integration wirklich bedeuten kann: gegenseitiges Zuhören, Vertrauen und Zusammenhalt auf Augenhöhe.

 

Nina & Diyars Geschichte

 

Gemeinsam statt nebeneinander

Ein neuer Anfang

Im Herbst 2015 erreichten hunderttausende Menschen aus Krisenregionen Deutschland – auf der Suche nach Schutz, Frieden und einem Neuanfang. Einer von ihnen war Diyar aus dem kurdischen Teil des Irak. Sein Leben war vor dem IS-Krieg geordnet, erfüllt von Familie und Arbeit. Doch ab August 2014 bestimmten Gewalt, Angst und Unsicherheit seinen Alltag. 

Ab da konnte ich nicht mehr vom Leben sprechen – nur noch vom Überleben“, 

sagt er rückblickend. Seine Flucht führte ihn nach Deutschland – in Sicherheit.

In dieser Zeit suchte auch Nina*, eine junge Studentin, nach einer Möglichkeit, sich gesellschaftlich einzubringen. „Ich wollte etwas Sinnvolles tun, Menschen helfen“, erinnert sie sich. Sie engagierte sich bei „Refugees Welcome“, half bei Behördengängen, gab Sprachunterricht und organisierte Workshops in einer Geflüchtetenunterkunft.

Begegnung auf Augenhöhe

Bei „Refugees Welcome“ war es auch, dass Ninas und Diyars Wege sich das erste Mal kreuzten. Schnell war klar: Diyar und Nina begegneten sich auf Augenhöhe. „Er war sehr offen, kontaktfreudig, hat selbst Unterstützung angeboten und bei Übersetzungen geholfen“, erzählt Nina. 

Uns war wichtig, mit Geflüchteten zusammenzuarbeiten – nicht über ihre Köpfe hinweg.“

Für Diyar war diese Zeit des Ankommens mit vielen Fragen verbunden: „Wo fange ich an? Was sind meine Rechte? Wer bin ich in diesem neuen Land?“ Orientierung fand er Stück für Stück – durch Sprachkurse, durch Menschen, die ihm begegneten, und durch Freundschaften wie die mit Nina. „Sie hat mir das Gefühl gegeben, dazuzugehören. Das war für mich extrem wichtig.“

Auch Nina erinnert sich an viele berührende Momente. Aber sie verschweigt nicht, dass das Ehrenamt mit Herausforderungen verbunden war: langwierige Behördengänge, frustrierende Wartezeiten, strukturelle Hürden. „Oft hatte ich das Gefühl, dass das System zu träge ist und sich zu stark auf Ehrenamtliche verlässt.“ Trotzdem: Wenn sie Menschen wie Diyar beim Ankommen unterstützen konnte, war ihr Einsatz wertvoll. 
 

Verbindung, die bleibt

Die Verbindung der beiden reichte weit über formale Hilfe hinaus. Gemeinsame Abende, Gespräche über Politik, Philosophie, Heimat und Zukunft haben sie geprägt. Diyar erinnert sich besonders an eine Geburtstagsfeier: „Ich war so lange auf keiner Party gewesen – und plötzlich stand ich dort, umgeben von freundlichen Menschen.“

Heute lebt Diyar in einer Wohngemeinschaft – vermittelt von Nina – und arbeitet im Einzelhandel. Er träumt von einer kleinen Familie und einer Zukunft, in der er sich weiterentwickeln kann – beruflich und persönlich. „Ich möchte etwas zurückgeben und meinen Beitrag zu einer gerechten Gesellschaft leisten“, sagt er. Die deutsche Staatsbürgerschaft ist für ihn mehr als ein Pass: „Sie bedeutet Teilhabe an Demokratie – und das ist ein Privileg.“

Was zählt

Auch wenn sich ihre Lebenswege inzwischen in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben, sehen sich Nina und Diyar immer wieder. Ihre Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie aus anfänglicher Unterstützung echte Begegnung entsteht – und wie Integration nicht als Einbahnstraße gedacht sein sollte.

„Der Begriff Integration ist schwierig“, sagt Nina. „Er klingt oft nach Anpassung in eine Richtung. Ich finde es hilfreicher, von einer transkulturellen Gesellschaft zu sprechen – in der alle dazugehören und sich gegenseitig öffnen.“ Diyar formuliert es ähnlich: 

Integration bedeutet für mich, dass wir miteinander leben, nicht nebeneinander – und dass jeder Mensch eine echte Chance auf Teilhabe bekommt.“

Was bleibt, ist das, was sie beide gelernt haben: Dass Menschlichkeit mit Zuhören beginnt. Dass es Mut braucht – auf beiden Seiten. Und dass aus Begegnung Verbindung entsteht.

 

*der Name wurde redaktionell geändert 

icon

Gemeinsam für eine Zukunft, die allen gehört

Mit Ihrer Hilfe können wir weiter Brücken bauen – für eine Gesellschaft, in der niemand ausgeschlossen bleibt.

Unterstützen Sie Flüchtlingsprojekte mit einer Spende und setzen Sie sich ein für Vielfalt, Toleranz und Flüchtlingsschutz!

Jetzt spenden

Integration braucht Offenheit

 Jede offene Tür, jedes Gespräch, jede helfende Hand macht einen Unterschied.

Zeigen Sie Haltung. Seien Sie offen für Neues. Gestalten Sie Zukunft mit.

gemalte bunte Arme und Hände RF1289671_bunte_Haende.jpg