Sudan KInder im Arm
© UNHCR/Roland Schönbauer

Flüchtlinge im Sudan

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Ein Land kommt nicht zu Ruhe

[Stand: 20.7.2022]
Der Staat Sudan ist mit einer der kompliziertesten und größten Flüchtlingsbewegungen in Afrika konfrontiert. Einerseits ist der Sudan eines der größten Aufnahmeländer in Afrika - mehr als 1,1 Millionen Flüchtlinge suchen hier Schutz. Andererseits leben mehr als 3 Millionen Binnenvertriebene im Land und über 807.000 Sudanesen sind in andere Länder geflohen.

Wer sucht Zuflucht im Sudan?

Die meisten Flüchtlinge  - rund 70 Prozent - stammen aus dem Südsudan. Viele von ihnen flohen vor dem bis heute anhaltenden Bürgerkrieg in das Nachbarland. 45,7 Prozent der Flüchtlinge sind Frauen.

Rund 40 Prozent der Binnenvertriebenen sind im Schulalter von 6 bis 17 Jahren. Frauen machen rund 57 Prozent aus.

Der Großteil der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen (etwa 70 Prozent) im Sudan lebt außerhalb von Flüchtlingslagern in Dörfern, Städten und Siedlungen in einigen der ärmsten Regionen des Landes. Die Mehrheit der Flüchtlinge und Asylsuchenden lebt in großer Armut und hat nur begrenzten Zugang zu Existenzgrundlagen.

1,1
Millionen

Flüchtlinge

3
Millionen

Binnenvertriebene

34
Prozent

der Flüchtlinge und Asylsuchenden sind Kinder

Geschichte des Konfliktes

Jahrzehntelang wurde der Sudan von einem Bürgerkrieg um die Unabhängigkeit des Südsudans erschüttert. Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben. Ursachen der Konflikte in der Region sind die Auseinandersetzung um Rohstoffvorkommen, ethnische und religiöse Konflikte sowie der Klimawandel und seine Folgen.

Im Jahr 2003 eskalierte der Konflikt in der im Westen gelegenen Region Darfur. Die Region wurde nicht in die Friedensgespräche zwischen Norden und Süden des Landes eingebunden und wurde in der Ressourcen- und Machtverteilung benachteiligt. Hundertausende flohen vor den Gewaltausbrüchen verschiedener Rebellengruppen in den Tschad. 2020 leben dort noch immer 360.000 Flüchtlinge aus dem Sudan.

Am 09. Juli 2011 wurde der Bürgerkrieg im Sudan mit einem internationalen Referendum beendet. Die Bürger des Südens des Landes stimmten für die Unabhängigkeit des Südsudans. Am 9. Juli 2011 wurde Südsudan unabhängig. 2013 flammte der Bürgerkrieg in dem jungen Staat jedoch erneut auf und es kam zu Ausschreitungen. Dieser Konflikt wurde ausgelöst durch ethnische und wirtschaftliche Auseinandersetzung, insbesondere über die Ölförderung und die damit verbundenen Einnahmen.

Die Sicherheitslage im Sudan wird von der UN bis heute als kritisch eingestuft. Die Bevölkerung leidet unter Gewalt und Menschenrechtsverletzungen.

Ich habe die Rückkehr als Neustart für mich und meine Kinder gesehen. Aber als wir im Sudan ankamen, haben mir Nachbarn erzählt, dass mein Land von anderen Menschen besetzt worden sei.

Rawda Yusuf ist 42 Jahre alt und in ihre Heimat, den Sudan, zurückgekehrt. 2005 floh sie vor Gewalt aus der Krisenregion Darfur in den Tschad. Mit ihren vier Kindern kam sie im November 2019 zurück. Doch in ihr Dorf kann sie nicht, es ist besetzt und für Rawda zu gefährlich. Seit ihrer Rückkehr lebt sie in einem Camp für Binnenvertriebene in Kutum.

Aktuelle Situation

Seit der Absetzung des Langzeitpräsidenten Bashir im Jahr 2019, wurde der Sudan von einer Übergangsregierung geleitet. 2022 sollte diese von einer gewählten Regierung abgelöst werden. Trotzdem verschlechterte sich die Sicherheitslage im Sudan zunehmend. Das Land leidet unter einer schlechten Wirtschaftslage, Liquiditätsprobleme, der Treibstoffkrise und der Inflation.

Nach wochenlangen Spannungen kam es am 25. Oktober 2021 zur Machtübernahme durch das Militär, das die Übergangsregierung entmachtete. Seither regiert Armeechef Abdel Fattah al Burhan das Land mit harter Hand. Regelmäßig kommt es zu Massendemonstrationen. Hilfsgelder der internationalen Gemeinschaft wurden eingefroren.

Humanitäre Hilfe in Zahlen

(Januar-Dezember 2021)

5.810 Öfen zum energieeffizienten Kochen wurden verteilt.

2021 wurden 38.516 Flüchtlingskinder unter 5 Jahren geimpft.

27.749 Flüchtlingsfamilien erhielten eine Unterkunft oder Material zur Verbesserung ihrer Unterkünfte.

739.988 Flüchtlinge und Asylbewerber wurden registriert.

Dürre und Überschwemmungen gefährden Lebensgrundlagen

Der Klimawandel und daraus resultierende Umweltschäden gefährden die Ernten und damit die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung in der Sahelzone. In den Regenmonaten kommen Naturkatastrophen, wie Überschwemmungen und Erdrutsche hinzu, die Ernten und Anbauflächen vernichten. Jedes Jahr verlieren mehre tausend Menschen ihre Lebensgrundlage. Die Überflutungen führen somit nicht nur zu einer steigenden Zahl an Binnenvertriebenen, sondern stellen auch die Hilfsorganisationen vor große Herausforderung, wenn Teile des Landes unzugänglich sind.

Auch 2022 sind viele Regionen im Sudan von Überschwemmungen betroffen. Sie verschlimmern die ohnehin schon schwierige humanitäre Lage der Binnenvertriebenen.

Wie hilft der UNHCR?

Der UNHCR operiert im Sudan in einem extrem schwierigen Umfeld. Das Hauptziel des UNHCR ist, die Sicherheit und den Schutz der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen zu garantieren.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Ausweitung des Zugangs zu Bildung für Flüchtlingskinder. Die Familien erhalten Unterstützung für Schulgeld, Schuluniformen, Schulbücher und Lernmaterialien und der UNHCR investiert in die Bildungsinfrastruktur (Bau und Ausstattung von Schulen) sowie die Einstellung von Lehrerinnen und Lehrern.

Die Förderung der Eigenständigkeit und Selbstversorgung der Flüchtlinge steht ebenfalls im Mittelpunkt der Hilfsmaßnahmen.

Das benötigte Budget für die UNHCR-Hilfsmaßnahmen im Sudan liegen für 2022 bei 349 Millionen US-Dollar.

Wie hilft die UNO-Flüchtlingshilfe?

Die UNO-Flüchtlingshilfe unterstützte die folgenden UNHCR-Hilfsmaßnahmen im Sudan in 2020 mit einem Betrag von 270.000 Euro:

  • Schutz von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen (Registrierung, Dokumentation, Schutzüberwachung und Interventionen, Kinderschutz, Prävention sexueller Gewalt)
  • Unterstützung bei freiwilliger Rückkehr und Wiedereingliederung sudanesischer Flüchtlinge und Binnenvertriebener
  • Bereitstellung von Transport- und Unterkunftsmöglichkeiten für Rückkehrer
  • Bargeldhilfen für 36.000 Rückkehrer
  • Verteilung von Nothilfegütern und Notfallbereitschaft für Flüchtlingsströme, Binnenvertriebene und plötzlich auftretende Notfälle (z.B. Überschwemmungen, Cholera)

 

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