Sudan: Eine der größten humanitären Katastrophen der Gegenwart
[Stand: Juni 2025]
Am 15. April jährte sich der bewaffnete Konflikt im Sudan zum zweiten Mal. Was als Machtkampf begann, hat sich zu einer der schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt entwickelt. Mehr als 12 Millionen Menschen wurden durch die Gewalt entwurzelt – jede*r Dritte im Sudan ist heute auf der Flucht. Die Lage verschärft sich täglich.
Der Sudan ist heute Schauplatz der weltweit größten Vertreibungskrise.
Und dies mitten in einer der dramatischsten Finanzierungskrisen der humanitären Hilfe seit Jahrzehnten.
Jede Minute fliehen Menschen im Sudan vor Gewalt, Hunger und Perspektivlosigkeit.
Hunger, Vertreibung, Gewalt – die Menschen im Sudan brauchen Hilfe
Bei den Kämpfen werden täglich Zivilist*innen getötet und verletzt, Krankenhäuser, Märkte und andere wichtige Infrastrukturen zerstört- darunter die Strom-, Wasser- und Gesundheitsversorgung. 7,7 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht. Fast zwei Drittel der Bevölkerung sind auf Nothilfe angewiesen, und das Land ist von einer Hungersnot bedroht. Laut Welternährungsprogramm (WFP) herrscht in zehn Regionen des Sudan eine Hungersnot, 17 weitere sind stark gefährdet.
Frauen, Kinder und gefährdete Gruppen tragen die Hauptlast des Konflikts. Berichte über sexuelle Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung sowie über Vergewaltigungen als Kriegswaffe sind weit verbreitet und fügen den Überlebenden langfristige physische, psychische und soziale Schäden zu.
Der Sudan und viele seiner Nachbarländer gehören außerdem zu den Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen und am schlechtesten für eine Anpassung gerüstet sind. Im Jahr 2024 sahen sich der Sudan, der Südsudan und der Tschad mit schweren und historischen Überschwemmungen konfrontiert, die Unterkünfte und wichtige Infrastrukturen zerstörten, die Lebensgrundlagen beeinträchtigten und die Bereitstellung von Hilfsgütern für die Vertriebenen erschwerten.
Warum Ihre Spende für den Sudan so dringend gebraucht wird
sind innerhalb und außerhalb des Sudan auf der Flucht
sind von Hunger betroffen
brauchen humanitäre Hilfe
Diese Zahlen zeigen: Ihre Spende für den Sudan ist heute wichtiger denn je.
Im Sudan herrscht eine humanitäre Notlage von schockierendem Ausmaß. Eine Hungersnot greift um sich. Eine Epidemie von sexueller Gewalt wütet. Kinder werden getötet und verletzt. Das Leid ist entsetzlich.“
UN-Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten und Nothilfekoordinator Tom Fletcher
Was Ihre Spende für den Sudan bewirkt
Ihre Spende ermöglicht:
- Schutz, Registrierung und Dokumentation von Geflüchteten
- Verteilung von lebenswichtigen Hilfsgütern wie Decken, Moskitonetzen, Solarlampen
- Bereitstellung medizinischer Ausrüstung
- Unterstützung durch Bargeldhilfen für Grundbedürfnisse
Der UNHCR unterstützt sowohl diejenigen, die im Land nach Sicherheit suchen, als auch die Flüchtlinge, die sich in den Nachbarländern in Sicherheit gebracht haben. Diese Menschen müssen dringend geschützt werden. Sie brauchen eine Unterkunft, Sicherheit und eine Grundversorgung.

Hilfe in den Nachbarländern
Während der Konflikt weiter tobt, fliehen täglich Tausende in die Nachbarländer Tschad, Südsudan, Zentralafrikanische Republik und Äthiopien.
Dort werden sie in Flüchtlingscamps mit dem Notwendigsten versorgt. Die meisten sind Frauen und Kinder, die im Sudan und auf der Flucht Familienmitglieder verloren oder Gewalt erlebt haben. Viele von ihnen kommen in einem extrem gefährdeten Zustand an. Sie sind stark unterernährt und benötigen Soforthilfe. Bis heute haben 4 Millionen Menschen in den Nachbarländern Schutz gesucht, wodurch die dort ohnehin schon knappen Dienste und Ressourcen weiter belastet werden.
Die Nachbarländer haben große Solidarität bewiesen, indem sie die Flüchtlinge aufgenommen haben, auch wenn jeden Tag neue hinzukommen. Aber ihre Ressourcen sind begrenzt - es fehlt an lebenswichtigen Gütern wie Wasser, Unterkünften und Gesundheitsdiensten - und Sudan braucht dringend Unterstützung.“
UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi
Unterstützung am Limit durch fehlende finanzielle Mittel
Obwohl der humanitäre Bedarf riesig ist, fehlt es an Geld: Im Jahr 2024 erhielt der UNHCR nur ein Drittel der benötigten Gelder für Hilfe in der Region. Die Nachbarländer zeigen weiter Solidarität, stoßen jedoch an ihre Grenzen. Der Zugang zu Wasser, medizinischer Versorgung und Schutz ist teils massiv eingeschränkt. Die Folgen sind verheerend:
- Tschad: 280.000 Menschen leben in unsicheren Grenzregionen – ohne Zugang zu Unterkünften oder Gesundheitsdiensten.
- Ägypten: 20.000 Patient*innen droht der Verlust medizinischer Versorgung.
- Äthiopien: In Aufnahmezentren teilen sich 94 Personen eine Latrine.
- Libyen: Nur 4 % der nötigen Mittel für Kinderschutz stehen zur Verfügung – 15 % der Geflüchteten sind sudanesische Kinder.
- Uganda: Überfüllte Schulen gefährden Bildung, erhöhen das Risiko früher Verheiratung oder Ausbeutung.
Die humanitären Helferinnen und Helfer arbeiten rund um die Uhr, um weiterhin lebensrettende Hilfe zu leisten und den Familien, die so viel Leid ertragen mussten, etwas Erleichterung zu verschaffen. Doch selbst die Deckung der grundlegendsten Bedürfnisse ist angesichts der äußerst begrenzten Mittel weiterhin nahezu unmöglich.

Man hat 13 Jahre Zeit um ein Kind zu begleiten. Die Einstellung der Finanzierung bedeutet, das dieser Prozess gestoppt wird.
UNHCR-Mitarbeiter Michel-Rene Bizoza, besucht die Schulen im Flüchtlingscamp Farchana im Tschad, wo viele sudanesische Flüchtlinge leben. Michel-Rene ist besorgt, denn wenn die finanziellen Mittel für die Schulen gestrichen werden, nimmt man den Kindern ihre Zukunft.
Eine Region kommt nicht zur Ruhe
Jahrzehntelang wurde der Sudan von einem Bürgerkrieg um die Unabhängigkeit des Südsudans erschüttert und war eines der größten Aufnahmeländer Afrikas. Auch die im Westen gelegenen Region Darfur wurde wiederholt von Kämpfen und Gewalt erschüttert. 1,1 Millionen Menschen suchten Schutz im Sudan – die meisten von ihnen aus dem Südsudan. Gleichzeitig lebten damals mehr als 3,7 Millionen Binnenvertriebene im Land.
Heute sind es rund 7,7 Millionen Binnenvertriebene, denn im Sudan stehen sich wieder bewaffnete Kämpfer gegenüber, die um die Macht im Staat streiten und zu Flucht und Vertreibung führen. Die Bevölkerung leidet unter Gewalt und Menschenrechtsverletzungen.
Wie kam es zur aktuellen Krise im Sudan?
Seit der Absetzung des Langzeitpräsidenten Bashir im Jahr 2019, wurde der Sudan von einer Übergangsregierung geleitet. 2022 sollte diese von einer gewählten Regierung abgelöst werden. Trotzdem verschlechterte sich die Sicherheitslage im Sudan zunehmend. Das Land leidet unter einer schlechten Wirtschaftslage, Liquiditätsprobleme, der Treibstoffkrise und der Inflation.
Nach wochenlangen Spannungen kam es am 25. Oktober 2021 zur Machtübernahme durch das Militär, das die Übergangsregierung entmachtete. Seither regiert Armeechef Abdel Fattah al Burhan das Land mit harter Hand. Regelmäßig kam es zu Massendemonstrationen. Hilfsgelder der internationalen Gemeinschaft wurden eingefroren.
Mitte April 2023 begannen Kämpfe zwischen Armeeeiheiten al-Burhans und seines Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo, genannt "Hemeti" um die Vorherrschaft. Den Kriegsparteien werden schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht vorgeworfen. Es geht unter anderem um Kriegsverbrechen wie sexuelle Gewalt, Folter, Misshandlungen, Mord und Verstümmelung.
Die seither ausgehandelte Waffenstillstände sind immer wieder gebrochen worden und die Gewalt nimmt kein Ende. Auch die Region Darfur ist von den schweren Auseinandersetzungen betroffen. Die Menschen flüchten sich in die Nachbarländer Tschad und Ägypten. Viele Flüchtlinge aus Südsudan kehren auf der Flucht vor der Gewalt in ihre Heimat zurück.
In Wad Madani, im Sudan, haben seit Mitte Dezember 2023 heftige Kämpfe zwischen paramilitärischen Kräften und den sudanesischen Streitkräften Chaos verursacht. Luftangriffe, Schießereien und Verhaftungen nahmen zu, während die Stadt geplündert wurde, Märkte beschädigt wurden und die Treibstoffpreise in die Höhe schossen. Millionen Menschen sind seitdem auf der Flucht. In Darfur eskalierte der Konflikt, was zu Opfern, Vertreibungen und Zerstörung führte.
Von der internationalen Gemeinschaft initiierte Friedensgespräche sind bislang immer gescheitert und die Kämpfe zwischen Sudans Machthaber und Armeechef Abdel Fattah Burhan und seinem Stellvertreter und RSF-Anführer Mohammed Hamdan Daglo gehen mit unverminderter Härte weiter.
Wer ist von der Krise im Sudan besonders betroffen?
Vor allem Kinder, Frauen und mehrfach vertriebene Familien leiden unter Hunger, Gewalt und fehlender Versorgung. Auch die Aufnahmegemeinschaften sind stark belastet.
Was passiert mit meiner Spende?
Ihre Spende unterstützt Schutzmaßnahmen, Hilfsgüter, medizinische Versorgung, Unterkünfte, psychosoziale Betreuung und Bildungsangebote – direkt vor Ort.
Was passiert, wenn nicht genug Mittel bereitstehen?
Hunderttausende könnten ohne sauberes Wasser, Gesundheitsversorgung oder Schutz bleiben. Die Gefahr von Krankheiten, Gewalt und Weiterflucht nimmt zu.
Menschen in die Nachbarländer geflohen
Binnenvertriebene
der Vertriebenen sind Kinder
Wie hilft der UNHCR im Sudan?
Der UNHCR operiert im Sudan in einem extrem schwierigen Umfeld. Das Hauptziel des UNHCR ist, die Sicherheit und den Schutz der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen zu garantieren.
Zu den Prioritäten im Sudan gehören darüber hinaus:
- Lebensrettende Unterstützung mit Diensten in den Bereichen Gesundheit, Wasser, Sanitärversorgung, Hygiene, Unterkunft und Schutz innerhalb der Lager.
- Die Flüchtlingscamps erweitern und neue Siedlungen errichten, um Flüchtlinge aus städtischen Gebieten unterzubringen.
- Es werden Hilfsgüter und Materialien für Notunterkünfte verteilt und vorrätig gehalten. Während der Regenzeit werden Abflüsse und Deiche gebaut sowie Straßen befestigt, um die Camps, in denen vertriebene Menschen nach Sicherheit suchten, zu schützen.
So hilft der UNHCR in den Nachbarländern
In den Nachbarländern setzt sich der UNHCR ein für:
- den Zugang zum Hoheitsgebiet und zum Asyl für alle Personen, die internationalen Schutz benötigen - in Übereinstimmung mit dem Grundsatz der Nichtzurückweisung und dem zivilen und humanitären Charakter des Asyls.
- rechtzeitigen lebensrettenden Schutz und humanitäre Hilfe für alle Menschen, die aus dem Sudan fliehen.
- die Identifizierung und Unterstützung der am meisten gefährdeten Schutzsuchenden, die spezielle Schutzmaßnahmen und andere Dienstleistungen benötigen.
- Zugang der Flüchtlinge aus dem Sudan in die nationalen Systeme, insbesondere zum Gesundheits- und Bildungswesen.
- Unterkunft in integrierten Siedlungen oder in ländlichen oder städtischen Gebieten, wo die Flüchtlinge ihren Lebensunterhalt verdienen können.
- Identifizierung der besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen, die einen erheblichen Prozentsatz der betroffenen Bevölkerung ausmachen.
- Schutz vor sexueller Ausbeutung und Missbrauch der Schutzsuchenden.
Das benötigte Budget für die UNHCR-Hilfsmaßnahmen im Sudan und den Nachbarländern liegen für 2025 bei rund 1 Milliarde US-Dollar.
2024 unterstützte die UNO-Flüchtlingshilfe die UNHCR-Nothilfe für Flüchtlinge und Binnenvertriebene im Sudan und den Nachbarländern mit rund 3,5 Millionen Euro.

So können Sie helfen
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