Polen
Polen
© UNHCR/A.Liminowicz

Jahresbericht 2022

Teilen

FLÜCHTLINGSHILFE AUF FESTER BASIS

Der Krieg gegen die Ukraine hat in 2022 eine nie dagewesene Fluchtbewegung ausgelöst. Erstmals befinden sich mehr als 100 Millionen Menschen auf der Flucht. Wegen Krieg, Gewalt und Verfolgung haben viele alles zurückgelassen und versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Verschärft werden ihre ohnehin prekären Lebensbedingungen durch die Folgen der Klimakrise. 

Gleichzeitig war die Solidarität und Hilfsbereitschaft riesengroß. Viele Menschen erkannten, dass Frieden und Sicherheit auch in Europa nicht selbstverständlich ist.
Dank der großen Empathie und Spendenbereitschaft konnten wir auch in 2022 Flüchtlingen und Vertriebene weltweit helfen.

Im Jahresbericht 2022 geben wir sowohl Auskunft über unsere Projektförderung - zeigen beispielhaft wo und wie die uns anvertrauten Spendengelder verwendet werden konnten - und fassen zusammen, was uns in diesem Ausnahmejahr bewegt und beschäftigt hat.

2022 
auf einen Blick 

Jahresbericht 2022

Wenn Sie dieses Video abspielen, werden Informationen über Ihre Nutzung an Youtube übertragen und unter Umständen gespeichert. Weitere Infos finden Sie dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Unsere Highlights 2022

 

Jeder Mensch kann von heute auf morgen ein Flüchtling werden. Das hat uns insbesondere der russische Angriffskrieg auf die Ukraine gezeigt.

Diese Menschen benötigen dringend unsere Unterstützung. Jede Spende hilft dabei! Als Schirmfrau unterstütze ich den Einsatz der UNO-Flüchtlingshilfe aus vollem Herzen.

Bärbel Bas, Bundestagspräsidentin und Schirmfrau der UNO-Flüchtlingshilfe

Wie waren die Entwicklungen der UNO-Flüchtlingshilfe in 2022?

Die erfreuliche Tendenz der letzten Jahre setzte sich 2022 verstärkt fort. Hauptgrund dieser Entwicklung war die große Spendenbereitschaft für die Flüchtlinge aus der Ukraine. Diese ermöglichte uns, mit fast 39 Millionen Euro die Hilfe in der Ukraine und den Nachbarländern zu unterstützen. 

Die erzielten Gesamteinnahmen von knapp 104 Millionen Euro im letzten Jahr sind um rund 44 Millionen Euro deutlich höher als im Vorjahr (2021: 59,7 Millionen Euro). Außerdem sehr erfreulich: Die UNO-Flüchtlingshilfe kann sich jetzt auf die Unterstützung von immer mehr Dauerspendern verlassen, deren Zahl im letzten Jahr auf 137.023 anstieg (2021: 128.500). Das sind über 8.500 Dauerspender mehr als 2021.

Wie ist die allgemeine finanzielle Lage der UNO-Flüchtlingshilfe?

In den vergangenen Jahren sorgte u.a. die Corona-Pandemie für erschwerte Rahmenbedingungen unserer Arbeit. 2022 waren die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie weiterhin spürbar. 

Trotz aller politischer und ökonomischer Unwägbarkeiten ist unser Jahresergebnis hervorragend und eine wachsende Unterstützung unserer Arbeit spürbar. Dadurch waren wir in der Lage, fast 81 Millionen Euro für die Flüchtlingsprogramme des UNHCR bereitzustellen. Ein motivierendes Resultat, das nahezu eine Verdoppelung des Vorjahresergebnisses bedeutet (2021: 42,1 Millionen Euro). 

Ein beträchtlicher Zuwachs sind auch die fast 3,75 Millionen Euro, mit denen wir Flüchtlingsprojekten und -initiativen in Deutschland helfen konnten (2021: 2,1 Millionen Euro). Darunter auch ein Sonderprogramm von mehr als 900.000 Euro für die Förderung von Projekten für ukrainische Flüchtlinge in Deutschland: Insgesamt konnten wir 50 Projekte mit 906.000 Euro unterstützen.

Was sind die Chancen & Risiken der UNO-Flüchtlingshilfe?

Die positiven Entwicklungen und der anhaltende Wachstumskurs der UNO-Flüchtlingshilfe wird von einer zunehmenden kritischen Einstellung in der europäischen und deutschen Öffentlichkeit begleitet: Flüchtlinge und Asylsuchende werden mit Vorurteilen belegt und diskriminiert. Abschottungstendenzen nehmen zu, ebenso wie Stimmen, die das Individualrecht auf Asyl in Frage stellen. Begleitet werden diese besorgniserregenden Tendenzen von der Uneinigkeit innerhalb der Europäischen Union, sich auf die Aufnahme und Verteilung von Schutzsuchenden zu einigen.

Es ist offen und ungewiss, welche Folgen diese Tendenzen letztendlich für den Umgang und die Aufnahme von geflüchteten Menschen haben werden. In Zeiten von kontinuierlich steigenden Flüchtlingszahlen, wirtschaftlichen Problemen und einem Krieg in Europa kann sich dieser Diskurs leicht verschärfen. Die UNO-Flüchtlingshilfe, ihre Partner und Unterstützer aus der Zivilgesellschaft werden dieser Entwicklung entschieden und solidarisch entgegentreten. Ein Auftrag für unsere Arbeit und eine große Chance, Menschen auf der Flucht die Hilfe und Empathie zukommen zu lassen, die sie so dringend benötigen.

Die Herausforderungen für 2023 sind groß: Wie geht es mit der Ukraine weiter? Ein Ende des Krieges scheint in weiter Ferne zu sein. Hinzu kommen die möglichen Auswirkungen von Umweltzerstörungen und Klimaveränderungen auf Migration und Fluchtbewegungen. Vergessene Langzeitkrisen, die oft seit Jahrzehnten anhalten, warten auf nachhaltige Lösungen sowie auf Interesse und eine angemessene Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.

__________

 

WO WIR GEHOLFEN HABEN

Dank Ihrer großzügigen Unterstützung konnten wir im Jahr 2022 insgesamt 85.857.077,07 Euro für die Projektförderung in rund 83 Ländern weltweit bereitstellen!

Bedingt durch die große Fluchtbewegung seit dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine, ging der größte Teil unserer Unterstützung mit 49 Prozent nach Europa. In den Jahren zuvor war die Hilfe für syrische Flüchtlinge im Nahen Osten der größte Anteil der Unterstützung gewesen. Mit 17 Prozent ist dies nun der zweitgrößte Anteil, gefolgt von Projekten in Afrika mit 13 Prozent.

Mehr erfahren

UKRAINE

Und plötzlich war Krieg in Europa

Am 24. Februar 2022 passierte in Europa das Unvorstellbare: Russland startete einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Innerhalb kürzester Zeit flohen über 6,6 Millionen Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer. Die seit Jahrzehnten am schnellsten wachsende Flüchtlingskrise in Europa hatte begonnen. Ende 2022 benötigten ca.17,6 Millionen Menschen in der Ukraine dringend humanitäre Hilfe und Schutz.

UNHCR-Nothilfeteams wurden an die Grenze zur Ukraine in die Nachbarländer entsandt. Sie arbeiteten vornehmlich an den Grenzübergängen und in Aufnahmezentren und auch in der Ukraine um Binnenvertriebene zu unterstützen.

AFGHANISTAN

Bleiben, auch wenn Hilfe schwierig ist

Nach der erneuten Machtübernahme der Taliban nehmen die Einschränkungen, die ganz besonders Frauen im täglichen Leben erdulden müssen, zu. Mehr als 24 Millionen Menschen sind in Afghanistan auf Hilfe angewiesen. Vor allem im Winter, wenn die Temperaturen in manchen Regionen auf minus 25 Grad sinken, ist Hilfe überlebenswichtig. Im Juni 2022 kam ein verheerendes Erdbeben im Südosten Afghanistans dazu, bei dem tausende Menschen ihren Besitz und ihre Unterkünfte verloren. Der UNHCR leistet trotz der angespannten politischen Situation lebensrettende Nothilfe, aber unterstützt auch gezielt die Existenzgründungen von Frauen.

SYRIEN

Hilfe, um der Armut zu entkommen

Der seit zwölf Jahren anhaltende Krieg hat in Syrien eine verheerende humanitäre Krise verursacht, die die Zukunft einer ganzen Generation bedroht. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung wurde zur Flucht gezwungen: In Syrien leben sieben Millionen Binnenvertriebene, knapp 5,5 Millionen syrische Flüchtlinge leben in den Nachbarländern. Je länger der Konflikt dauert, desto mehr wächst die Armut und das Leid der Menschen.

Seit Beginn der Krise in Syrien leistet der UNHCR lebensrettende Hilfe für syrische Flüchtlinge und Binnenvertriebene. Neben den Nothilfemaßnahmen unterstützt der UNHCR auch die Gesundheitsversorgung. Hunderttausende Binnenvertriebene und Flüchtlinge erhielten zudem finanzielle Unterstützung, um das tägliche Überleben zu meistern.

DEUTSCHLAND

Ankommen in Sicherheit

Deutschland gehört mit 2,1 Millionen Flüchtlingen und Schutzsuchenden zu den vier größten Aufnahmeländern von Flüchtlingen weltweit. Darum fördert die UNO-Flüchtlingshilfe jedes Jahr auch Hilfsprojekte in Deutschland.

Der Fokus der Projektförderung in Deutschland liegt auf der rechtlichen und sozialen Beratung, der Bildung sowie der psychologischen Unterstützung von traumatisierten Geflüchteten, um sie dabei zu unterstützen, wieder ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Nach Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine stellten wir innerhalb weniger Wochen ein Sonderförderprogramm zur Verfügung, das 50 Projekte mit 906.000 Euro unterstützen konnte.

Zahlen zur Projektförderung 2022

So konnten wir Dank Ihrer Spenden helfen.

  • UNHCR Nothilfe
    © UNO-Flüchtlingshilfe

    Nothilfe ist der wichtigste Teil unserer Hilfe.

    Mit 80,7 Millionen Euro unterstützte die UNO-Flüchtlingshilfe 2022 UNHCR-Projekte. Der Anteil der Nothilfe war mit 75 Millionen Euro der größte Teil. 

  • Projekte in Deutschland
    © UNO-Flüchtlingshilfe

    In 2022 förderte die UNO-Flüchtlingshilfe mit fast 3,75 Millionen Euro insgesamt 146 Projekte von 108 unterschiedlichen Trägern in Deutschland. 
    Auf der Karte sehen Sie die Projektorte. In den mit * ausgezeichneten Städten wurden 2022 auch Projekte für ukrainische Flüchtlinge unterstützt.

  • Regionen
    © UNO-Flüchtlingshilfe

    Nach Beginn des Krieges in der Ukraine Anfang 2022 nutzte die UNO-Flüchtlingshilfe fast die Hälte der UNHCR-Projektfördermittel für die Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene in und aus der Ukraine.

  • Fördersumme
    © UNO-Flüchtlingshilfe

    Während in den vergangenen Jahren die meisten Fördermittel in den Nahen Osten und Afrika gingen, ist die Ukraine 2022 die Krisenregion mit der größten Fördersumme. 

DAFI-STIPENDIEN

Menschen heilen und Brücken bauen

Ein Hochschulabschluss ist auch der Schlüssel zum Arbeitsmarkt und einer wirtschaftlichen Selbstversorgung. Zugleich hilft das Studium, nach dem Trauma der Vertreibung dem Leben ein Gefühl von Sinn und Würde zurückzugeben, denn die Absolvent*innen können nach ihrer Rückkehr in die Heimat beim Wiederaufb au ihres Landes helfen oder die Zukunft in ihrer Aufnahmegemeinschaft gestalten. Während weltweit rund 40 Prozent der jungen Menschen Zugang zu höherer Bildung haben, liegt der Anteil unter Gefl üchteten nur bei sechs Prozent. Ziel ist, diesen Anteil auf 15 Prozent zu erhöhen.

Um diese Kluft zu verringern, wurde schon 1992 das Flüchtlingsstipendienprogramm (DAFI) ins Leben gerufen, um besonders begabten Flüchtlingen ein Studium zu ermöglichen. Seit seinem Bestehen konnten schon mehr als 22.500 junge geflüchtete Frauen und Männer in 55 Ländern bei ihrem Studium unterstützt werden.

GRUNDSCHULBILDUNG

Flüchtlingskindern Chancen geben

Der Tag, an dem ein Flüchtlingskind im Aufnahmeland zur Schule gehen kann, stellt einen Wendepunkt in seinem Leben dar: weg vom Chaos der Flucht und hin zur Normalität des Lebens mit einer Zukunft. Doch während durchschnittlich 90 Prozent der Kinder weltweit eine Grundschule besuchen, sind es unter den Flüchtlingskindern nur 68 Prozent.

Weil Flüchtlingskinder es weltweit also deutlich schwerer haben eine Schule zu besuchen, wurde das Educate A Child-Programm (EaC) entwickelt, das Flüchtlingskindern in vielen Ländern eine Grundschulausbildung ermöglicht. Das Programm umfasst den Bau oder die Renovierung von Klassenräumen, die Anschaffung von Schulbüchern, die Ausbildung von Lehrer*innen, Lernhilfen wie Brillen, Hörgeräte, Rollstühle, die Förderung von Mädchen und vieles mehr. Mit großem Erfolg konnten durch das EaC in den zehn Jahren seit 2012 bereits über 1,2 Millionen Flüchtlingsmädchen und -jungen in 14 Ländern eingeschult werden.

DANKE

Ohne die zahlreiche und großzügige Unterstützung von Spender*innen, Unternehmen, Prominenten und anderen Partner*innen wäre unsere Hilfe nicht möglich.
Dafür wollen wir uns ganz herzlich bedanken! 

Jahresbericht 2022

Die Printversion unseres Jahresberichts - inklusive ausführlichem Finanzteil - können Sie hier als PDF donwloaden oder als Publikation bestellen.

__________

 

WIE SIE HELFEN KÖNNEN

Es gibt viele verschiedene Wege, die UNO-Flüchtlingshilfe zu unterstützen und Flüchtlingen weltweit zu helfen.

Junge und Mädchen vor Mauer Irak_Titel_JB.jpg