Jahrelanger Konflikt und Gewalt
(Stand: Juni 2024)
Anhaltende Gewalt sowie Naturkatastrophen und Dürren haben die humanitäre Situation im Jemen über die letzten Jahre dramatisch verschärft.
Mehr als 4,5 Millionen Menschen sind durch die Gewalt innerhalb des Landes vertrieben worden. Ein großer Teil der Binnenvertriebenen leben in improvisierten Notunterkünften ohne Zugang zu grundlegender humanitärer Hilfe.
UNHCR warnt: 21,6 Millionen Menschen im Jemen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Knapp 18 Millionen Menschen benötigen Schutz. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung braucht Lebensmittelhilfe.
Viele Flüchtlinge aus dem Jemen leben in anderen Ländern. Doch auch die Bedingungen in den Nachbarländern wie Somalia und Äthiopien sind aussichtslos, sodass 2023 mehr als 71.600 Flüchtlinge und Asylsuchende im Jemen Schutz suchen.
Eine vergessene Krise unserer Zeit
Trotz des dringenden Bedarfs und der akuten Notlage gerät die Krise im Jemen oft aus dem Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Marius Kreienborg, der für den UNHCR im Jemen für die Koordination der Camps und Unterkünfte für Binnenvertriebene verantwortlich ist, gewährt im Interview Einblicke in die Realität vor Ort.
Binnenvertriebene
Menschen benötigen humanitäre Hilfe
der Binnenvertriebenen sind Frauen und Kinder
21,6 Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe
Neben der angespannten Sicherheitslage geht es den Menschen im Jemen auch wirtschaftlich sehr schlecht. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung im Jemen leben unterhalb der Armutsgrenze. Sie kämpfen Tag für Tag um ihr Überleben.
Der andauernde Konflikt erschwert die angemessene Versorgung der notleidenden Bevölkerung. Große Teile der Infrastruktur sind zerstört und die Wirtschaft zusammengebrochen. Viele Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Lebenswichtige Basisgüter, Unterkünfte oder eine medizinische Grundversorgung sind kaum vorhanden.
17 Millionen Menschen im Jemen haben keinen Zugang zu genügend Lebensmitteln. Davon sind ganz besonders die Binnenvertriebenen betroffen. Die meisten von ihnen sind in Teilen des Landes untergebracht, in denen akute Nahrungsmittelknappheit herrscht. Gleichzeitig ist es, aufgrund der wachsenden Unsicherheit und der anhaltenden Kämpfe, schwierig, die Notleidenden mit Hilfsgütern zu versorgen.
Laut UNICEF litten 2023 2,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren im Jemen an akuter Mangelernährung. Über 540.000 von ihnen waren sogar lebensbedrohlich mangelernährt. Ausbrüche von Cholera gefährden immer wieder das Leben der geschwächten Menschen.
Der Konflikt im Jemen schwelt bereits seit den 1990er Jahren, spitze sich jedoch 2014 zu als die von Iran unterstützen Huthi-Rebellen die Hauptstadt Sana'a einnahmen und die Regierung zum Abzug zwangen. Daraufhin wurde eine von Saudi-Arabien geführte Koalition zur Unterstützung der Regierung gebildet, die am 26. März 2015 Luftangriffe auf die Rebellen startete.
Nach Jahren gewaltsamer Auseinandersetzungen einigten sich die Konfliktparteien im Frühjahr 2022 auf einen insgesamt 6 Monate dauernden Waffenstillstand, der dem Land und den Menschen eine Atempause verschaffte. Doch der Waffenstillstand lief im Herbst aus und wurde nicht verlängert. Die Aussichten zur Beendigung des Krieges sind düster. Vor allem nachdem Huthi-Rebellen begonnen haben die Seeschifffahrt im Golf von Aden gezielt anzugreifen, nehmen die Spannungen auch international weiter zu. Neben der Gewalt sind auch Naturkatastrophen und klimabedingte Ereignisse wie die Dürren und Überschwemmungen wichtige Ursachen für die Vertreibung im Jemen.
Kinder und Frauen sind die Leidtragenden
74% aller Geflüchteten aus dem Jemen sind Frauen und Kinder.
Laut UNICEF haben über zwei Millionen Kinder keinen Zugang zu Bildung, weil viele Schulen im Jemen zerstört wurden und geschlossen sind.
Aufgrund der katastrophalen wirtschaftlichen Lage und der großen Armut müssen viele Kinder arbeiten oder betteln, um für den Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten.
Vor allem Frauen und Mädchen leiden unter der Gewalt und der oft mehrfachen Flucht. Die Hälfte aller Vertriebenen ist weiblich, fast ein Drittel von ihnen sind unter 18 Jahre alt.
Auf der Flucht und im Exil fehlt ihnen die benötigte Privatsphäre, sie haben nur limitieren Zugang zu lebenswichtigen Gütern, sie sind Missbrauch und Gewalt ausgesetzt.
Zudem werden immer mehr Mädchen aufgrund der großen Armut zur Heirat gezwungen. Missbrauch und Traumatisierung sind die Folgen solcher Kinderehen.
Überleben im Jemen
Wie sieht das Leben der Menschen und Geflüchteten aus?
Wie hilft der UNHCR vor Ort?
Der UNHCR unterstützt im Jemen vor allem Binnenvertriebene, aber auch Flüchtlinge und Asylsuchende.
Hilfskonvois bringen den Menschen in den belagerten Städten und Gemeinden Hilfsgüter und sind dabei auf die Einhaltung von Feuerpausen angewiesen.
- Plastikplanen und Reparatur-Sets
- Schlafmatten und Decken
- Lebensmittelhilfe, um Hunger und Mangelernährung zu stoppen
- Trinkwasserversorgung
- Kochutensilien
- Hygiene-Sets und Sanitärartikel
Neben der Verteilung von Hilfsgütern und der Bereitstellung von Unterkünften, werden Familien auch mit sogenannter Cash-Assistance unterstützt. So können sich die Familien Brennmaterial zum Kochen und Heizen oder dringend benötigte Medikamente kaufen. Zudem fördert der UNHCR den Zugang zu medizinischer Versorgung auch um die Ausbreitung von Krankheiten wie der Cholera einzudämmen. Zudem werden landesweit Bildungsprojekte unterstützt und Lehrbücher und Schulmaterialien verteilt.
Unterfinanzierung
Um die Hilfe für die Menschen im Jemen 2024 finanzieren zu können, benötigte der UNHCR 354,4 Millionen US Dollar. Die Hilfsprojekte im Jemen sind chronisch unterfinanziert. Dadurch müssen immer wieder einzelne Hilfsmaßnahmen gekürzt oder eingeschränkt werden.
Die UNO-Flüchtlingshilfe hat 2023 mit über 835.000 Euro Projekte im Jemen unterstützt.
So können Sie helfen
Sie möchten Menschen auf der Flucht zur Seite stehen?
Dann unterstützen Sie unsere lebensrettende Hilfe noch heute mit Ihrer Online-Spende. Jeder Beitrag hilft!