Menschen sind in 2025 nach Afghanistan zurückgekehrt
von den benötigten 478 Millionen US-Dollar für die Hilfe von Flüchtlingen sind bislang eingegangen
Afghan*innen lebten Ende 2024 als Binnenvertriebene im Land
Hilfsbedarf größer denn je
Stand: Oktober 2025
Afghanistan erlebt eine humanitäre Katastrophe historischen Ausmaßes: Jahrzehntelange Konflikte und Menschenrechtsverletzungen, Armut und Dürre haben das Land geschwächt – zusätzlich hat ein verheerendes Erdbeben Anfang September 2025 Hunderttausende Menschen obdachlos gemacht. Gleichzeitig sind 2025 bisher über 2,8 Millionen Menschen nach Afghanistan zurückgekehrt - oder zur Rückkehr gezwungen worden.
Folgen des Erdbebens in Afghanistan
In der Nacht zum 1. September erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,0 den Osten Afghanistans. Besonders betroffen sind die Provinzen Kunar, Nangarhar, Nuristan und Badachschan.
Die Bilanz nach einem Monat:
- Mehr als 2.200 Tote und über 3.600 Verletzte
- Über 6.300 zerstörte Häuser und mehr als 2.100 schwer beschädigte
- Hunderttausende Menschen schlafen seither im Freien – ungeschützt vor Wetter und Kälte
Zudem sind Straßen und Brücken zerstört, viele Dörfer nur zu Fuß erreichbar, und Nachbeben erschweren Hilfseinsätze. Besonders dramatisch: Das Erdbeben traf Regionen, die schon zuvor durch Flüchtlingsrückkehr und Überschwemmungen belastet waren. Für viele Familien kam die Katastrophe, als sie ohnehin kaum Ressourcen zum Überleben hatten.
Während die Menschen um ihre Angehörigen trauern, sind die Gesundheitsdienste überlastet und die Rettungsmaßnahmen sind durch die mangelnde Infrastruktur in den betroffenen Gebieten schwierig.“
Die Situation in der Erdbebenregion ist noch immer angespannt. Insbesondere vor dem nahenden Winter müssen Familien Hilfsgüter erhalten.
Ein Land im Dauerkrisenmodus
Seit mehr als vier Jahrzehnten prägen Konflikte, Vertreibung und Unsicherheit das Leben in Afghanistan. Millionen Menschen haben ihr Zuhause verloren, viele flohen in Nachbarländer wie Iran und Pakistan, andere leben als Binnenvertriebene im eigenen Land.
Armut und Wetterextreme verschärfen die Situation zusätzlich:
- Über 3,2 Millionen Menschen sind aktuell innerhalb des Landes vertrieben.
- Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderungen sind besonders gefährdet und brauchen Schutz vor Gewalt, Ausbeutung und Armut.
- Seit Anfang 2025 sind über 2 Millionen Afghan*innen aus Iran und Pakistan zurückgekehrt – viele davon ohne Besitz oder Unterstützung.
Hilfe für afghanische Rückkehrer*innen gefährdet
Der UNHCR ist sich der zahlreichen Herausforderungen - einschließlich des wirtschaftlichen Drucks - bewusst, denen sich die Länder gegenübersehen, die seit Jahrzehnten Millionen von afghanischen Flüchtlingen beherbergen. Dennoch darf eine Rückkehr nach Afghanistan nur freiwillig, sicher und menschenwürdig erfolgen. Die Rückkehr zu erzwingen, ist untragbar und könnte die Region destabilisieren.
Vor allem Frauen und Mädchen sind beunruhigt, da sie in Afghanistan die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit und grundlegender Rechte wie Bildung und Beschäftigung fürchten.
Arafat Jamal, UNHCR-Repräsentant in Kabul
Doch angesichts der äußerst besorgniserregenden finanziellen Lage, in der sich die humanitäre Hilfe aktuell befindet, wird die Unterstützung immer geringer. Die Bargeldzuschüsse, die den Zurückkehrenden an der Grenze zur Verfügung gestellt werden, um einen Neuanfang in der teils unbekannten Heimat zu erleichtern, wurden um das Siebenfache gekürzt.
Jahrelange Hilfsmaßnahmen wie der Bau von Klinken, Schulen, Wohnraum oder die Beschaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen müssen aufgrund fehlender Gelder reduziert werden, so dass nur noch die grundlegendste humanitäre Hilfe geleistet werden kann - lebenswichtig, aber kurzfristig und weit davon entfernt, einen Wandel herbeizuführen. Sie kann zwar das Überleben sichern, aber keinen effektiven Wiederaufbau ermöglichen.
Das Leben ist besser geworden. Nun können wir neue Träume und Pläne haben. Elektrizität oder ein Rohrsystem für die Versorgung des Dorfes mit Trinkwasser …"
Hoch oben in den Bergen von Bamiyan erklärt das der Bauer Alijuma Nikbakht. Im Dorf wurden vor dem Winter neue Unterkünfte vom UNHCR und einem lokalen Partner gebaut. Viele Familien lebten zuvor in fast baufälligen alten Häusern aus Lehm und Holz. Die neuen Zwei-Zimmer-Häuser verfügen über eine traditionelle Heizung, Bukhari genannt, und eine Außentoilette.
Frauen und Mädchen in Afghanistan: Besonders gefährdet und oft ohne Schutz
Frauen und Mädchen in Afghanistan gehören zu den am stärksten gefährdeten Gruppen der Welt. Die Taliban verwehren den afghanischen Frauen immer mehr Rechte, um sie systematisch vom gesellschaftlichen Leben auszuschließen. Jahrzehntelange Konflikte, Armut, politische Instabilität und Naturkatastrophen wie das Erdbeben von 2025 verschärfen diese Not zusätzlich.
- Einschränkung von Bildung und Arbeit: In vielen Regionen dürfen Mädchen nicht mehr zur Schule gehen und Frauen keine Berufe ausüben. Dadurch fehlt ihnen oft ein eigenes Einkommen und sie sind vollständig von Hilfe abhängig.
- Gefahr von Gewalt und Ausbeutung: Alleinstehende Frauen und weiblich geführte Haushalte machen etwa 30 % der Rückkehrenden aus. Sie sind besonders schutzbedürftig, da sie ohne männliche Unterstützung oft keinen Zugang zu Hilfe, Schutz und Einkommensmöglichkeiten haben.
- Hindernisse für humanitäre Hilfe: In einigen Gebieten dürfen Frauen nicht für Hilfsorganisationen arbeiten. Das erschwert lebenswichtige Unterstützung für Frauen, die aus kulturellen oder rechtlichen Gründen oft nur von weiblichen Helferinnen erreicht werden können.
- Psychische Belastung: Viele Frauen haben Angehörige verloren oder sind allein verantwortlich für Kinder und ältere Familienmitglieder. Nach Katastrophen sind sie oft traumatisiert und gleichzeitig gezwungen, schnell für das Überleben ihrer Familie zu sorgen.
Wie der UNHCR und die UNO-Flüchtlingshilfe helfen
Schnelle Nothilfe direkt nach dem Erdbeben
Der UNHCR brachte in den ersten Wochen 1.000 Kubikmeter Hilfsgüter in die betroffenen Regionen, darunter:
- Familienzelte für obdachlose Familien
- Planen, Decken, Solarlampen und Wasserkanister
- Winterkits und Gas zum Heizen
Unterstützung für Rückkehrende
Viele Afghan*innen kommen derzeit aus den Nachbarländern zurück – häufig ohne Hab und Gut. UNHCR hilft mit
- rechtlicher Beratung,
- Bargeldhilfen und
- Notversorgung an den Grenzübergängen.
Schutz für besonders verletzliche Menschen
Der UNHCR sorgt dafür, dass Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderungen nicht allein gelassen werden:
- Schutzprogramme und Anlaufstellen für Frauen.
- Psychosoziale Unterstützung und Beratung.
- Besondere Betreuung und Sicherheit für Mädchen.
- Rechtliche Unterstützung für alleinstehende Frauen.
Winterhilfe, die Leben rettet
Um zurückgekehrte Familien und Vertriebene in Afghanistan auf den Winter vorzubereiten, verteilt UNHCR lebensnotwendige Hilfsgüter wie:
- Winterkleidung,
- Zeltisolierungen und Baumaterial und
- Heizmaterial.
Herausforderungen bleiben groß
- Zerstörte Straßen machen Transporte schwierig – manche Dörfer sind nur zu Fuß erreichbar.
- Einschränkungen für weibliche Helferinnen erschweren die Hilfe für alleinstehende Frauen, die fast 30 % der Rückkehrenden ausmachen.
- Finanzierungslücken bedrohen die Versorgung von Familien in Not.
- Der Winter verschärft die Krise: Kälte, Schnee und Regen gefährden tausende Menschen ohne sicheren Schutz.
Was ist beim Erdbeben in Afghanistan 2025 passiert?
Im Osten Afghanistans erschütterte am 31. August 2025 ein Erdbeben der Stärke 6,0 die Provinzen Kunar, Nangarhar, Nuristan und Badachschan. Mehr als 2.200 Menschen kamen ums Leben, über 3.600 wurden verletzt, und über 6.300 Häuser wurden zerstört.
Nach mehreren Nachbeben, erschütterte am 24.9. ein weiteres schweres Erdbeben der Stärke 4,9 die Region. Die Auswirkungen auf die Instrastruktur, wie Straßen und Wasserversorgung, sind erheblich. Hunderttausende Menschen sind seither obdachlos und brauchen dringend Hilfe.
Wie hilft die UNO-Flüchtlingshilfe in Afghanistan?
Die UNO-Flüchtlingshilfe unterstützt den UNHCR dabei, Menschen in Not zu helfen. Dazu gehören:
- Notunterkünfte, Decken und Hilfsgüter für obdachlose Familien
- Schutzprogramme für Frauen und Kinder, um Gewalt und Ausbeutung zu verhindern
- Bargeldhilfen für Rückkehrende, damit sie Nahrung und Unterkunft sichern können
- Winterhilfe mit Kleidung, Heizmaterial und Zeltisolierung
Warum brauchen Frauen und Mädchen in Afghanistan besonderen Schutz?
Viele Frauen und Mädchen haben durch die politischen Veränderungen ihre Rechte verloren, können nicht arbeiten und sind häufig ohne männliche Unterstützung schutzlos. Nach dem Erdbeben sind alleinstehende Frauen und weiblich geführte Haushalte besonders verletzlich. Hilfsorganisationen können sie oft nur durch weibliches Personal erreichen – doch der Zugang für Helferinnen ist eingeschränkt.
Wie kann ich Menschen in Afghanistan am besten unterstützen?
Am wirkungsvollsten sind flexible Geldspenden. Sie ermöglichen es UNHCR, sofort dort zu helfen, wo es am dringendsten ist: Zelte und Decken zu liefern, Kinder zu schützen, Frauen zu unterstützen und Winterhilfe bereitzustellen.
Kommt meine Spende wirklich bei den Betroffenen an?
Ja. Die UNO-Flüchtlingshilfe arbeitet eng mit dem UNHCR zusammen, der seit Jahrzehnten in Afghanistan tätig ist. Ihre Spende wird dort eingesetzt, wo die Not am größten ist – transparent und nachweisbar. Wir berichten regelmäßig über die Hilfe und zeigen, wie Ihre Unterstützung wirkt.
Warum ist schnelle Hilfe jetzt so wichtig?
Die Menschen in Afghanistan stehen vor dem Winter, viele haben ihr Zuhause verloren und schlafen in Notunterkünften oder unter freiem Himmel. Ohne schnelle Hilfe drohen Unterkühlung, Krankheiten und Hunger. Jede Spende hilft, Leben zu retten und Hoffnung zu schenken.
So können Sie helfen
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