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Neujahr in der Ukraine, Afghanistan und Syrien

Neujahr in der Ferne: Zum Jahresende erzählen drei Menschen über die Neujahrsbräuche ihrer Heimat und wie sie in Deutschland den Jahreswechsel erleben.

Hadi: Neujahr in Syrien

Hallo, ich heiße Hadi und komme aus der syrischen Stadt Idlib. Die Stadt liegt im Nordwesten Syriens in der Nähe der türkischen Grenze. Seit sieben Jahren lebe ich in Deutschland.

In Idlib gibt es einen großen Platz, der „sieben Teiche“ heißt. Vor dem Krieg wurde dort im Dezember immer ein riesiger Tannenbaum aufgebaut. Er war aus Holz und Metall und ca. 15 Meter hoch. Er wurde sehr schön geschmückt und beleuchtet. Der Baum war der Shajaratu Al Salam, der „Baum des Friedens“.

Und abends kamen dann die Leute. Man hat sich mit Freunden verabredet. Christen und Muslime, alle zusammen, und jeder brachte leckere Sachen zu essen und zu trinken mit. Dann gab es Musik, die aus der Nachbarschaft kam und alle haben gefeiert. Jeden Abend. Ob das jetzt noch so ist, weiß ich nicht. Die Leute haben andere Sorgen. Und zum Silvesterabend haben die Leute dann auch Feuerwerk mitgebracht und angezündet. Also eigentlich ist das genauso wie hier in Deutschland zu Silvester. Nur dass wir draußen feiern und schon Anfang Dezember damit anfangen. Hier in Deutschland kommen Freunde zu uns oder wir gehen zu ihnen zum Feiern.

Zum neuen Jahr grüßen sich die Leute mit „Kul Aam Wa Antum Bi Khair“ das heißt wörtlich übersetzt: „Alles Gute für jedes Jahr“.

Elham Neda: Neujahr in Afghanistan

Mein Name ist Elham Neda und ich komme aus Afghanistan. Für mich war es nicht einfach, meine Heimat zu verlassen – als ich aber ernsthaften Bedrohungen ausgesetzt war, hatte ich keine andere Wahl, als mein Leben in Afghanistan hinter mir zu lassen und auf eine Zukunft in Deutschland zu setzen. Seit 2020 bin ich nun hier, genauer gesagt in Dortmund.

Natürlich denke ich gerne an unser Neujahrsfest in Afghanistan zurück: Es ist für mich und alle anderen Menschen in Afghanistan das am sehnlichsten erwartete Fest. Für mich ist das Gefühl der Ruhe, das mit jedem Start in ein neues Jahr einhergeht, besonders wertvoll. Der erste Tag des Jahres wird in Afghanistan Nawroz genannt und fällt in der Regel auf den 21. März. Das neue Jahr wird mit Tulpen, Lächeln und Musik gefeiert und man sieht draußen viele Menschen in traditioneller Kleidung. Weitere beliebte Aktivitäten rund um Neujahr sind Sightseeing und Wandern. Viele führen auch ihre neueste Kleidung aus und treffen sich mit Freund*innen. In den Straßen duftet es nach gutem Essen und traditionell wird auch ein spezielles Getränk aus getrockneten Früchten zubereitet, das es nur an Neujahr gibt.

Viele Afghanen und Afghaninnen besuchen zu Neujahr auch Mazar-e-Sharif, die Hauptstadt der Provinz Balkh, um dort das neue Jahr und das „Fest der roten Blumen“ zu feiern, denn die wachsen in der Neujahrszeit in der gesamten Stadt.

Hier in Deutschland habe ich bisher zwei Silvesterfeiern miterlebt, bei denen ich Freunde besucht, Sehenswürdigkeiten besichtigt und das Feuerwerk genossen hab. Besonders gefallen mir hier die Weihnachtsmärkte, die verschiedene Süßigkeiten und die Konzerte, die rund um Neujahr veranstaltet werden. Ich vermisse zwar die Neujahrsfeiern in Afghanistan, aber das tut der Schönheit des Neujahrs in Deutschland keinen Abbruch. Für das neue Jahr wünsche ich mir eine mitfühlende Welt und ein friedliches Zusammenleben aller Menschen.

Ivanko: Neujahr in der Ukraine

Hallo zusammen, Ivanko ist mein Name. Ich bin vor sieben Monaten aus der Ukraine geflohen. Noch vor dem Krieg in meinem Heimatland wollte ich in Deutschland studieren. Ich hatte bereits davor Erfahrung im Deutschunterricht als Lehrkraft gesammelt und brauchte einen Abschluss in dem Bereich.

Nun bin ich im ersten Semester an der Uni Leipzig, studiere Deutsch als Fremdsprache und unterrichte ehrenamtlich ukrainische Flüchtlinge. Das hilft mir, mich ein wenig von dem Krieg zu distanzieren, ohne schlechtes Gewissen zu haben. Außerdem interessiere ich mich sehr fürs Klima und seit drei Jahren bin ich in dem Projekt "KlimaGesichter“ der Deutschen KlimaStiftung tätig.

Das Neujahr feiern wir in der Ukraine wie alle Europäer*innen am 31. Januar. Gegen 22 Uhr geht es los. Interessanterweise feiern wir es eher in unseren Familien als mit Freund*innen. Dann trinken wir Champagner und essen den im russischsprachigen Raum sehr bekannten Salat „Olivier“.

Um Mitternacht schauen wir die Ansprache des Präsidenten und stoßen um Punkt 0 Uhr auf das Neujahr an und wünschen uns etwas für das neue Jahr.

Genauso wie der Gedanke, Weihnachten mit dem Rest der christlichen Welt zu feiern, werden sich auch unsere Bräuche ändern. Etwas werden wir bestimmt von ihnen übernehmen. Die Geschichte der Ukrainer*innen wird jetzt sozusagen umgeschrieben und ich werde mich aktiv daran beteiligen, um sie klimafreundlicher und besser zu gestalten.

So wie viele Ukrainer*innen verspüre ich große Dankbarkeit für all das Gute, das die deutsche Zivilgesellschaft für uns getan hat. Vielen Dank dafür! Mein einziger Wünsch ist jetzt, dass der Krieg aufhört.

 

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