Krieg gegen die Ukraine: Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene
Stand: Februar 2025
Mit der russischen Invasion am 24. Februar 2022 eskalierte der bereits seit 2014 im Osten der Ukraine schwelende Konflikt zu einem Krieg, der das gesamte Land erschüttert. Zwischenzeitlich war ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung auf der Flucht.
Die Folgen von drei Jahren Krieg
Seit drei Jahren hat der Krieg in der Ukraine Tausende von Menschenleben gefordert, unsägliche Zerstörungen angerichtet, Familien auseinandergerissen und große Teile der Infrastruktur zerstört. Allein in den letzten sechs Monaten sind mehr als 200.000 Menschen aus ihren Häusern in der Ostukraine geflohen, da die Angriffe zunahmen.
Angesichts des anhaltenden menschlichen Leids, ist es notwendiger denn je, den am stärksten betroffenen Menschen lebensrettende Soforthilfe zukommen zu lassen.
Der UNHCR und Partnerorganisationen sind vor Ort und leisten mit Hochdruck humanitäre Erstversorgung für die betroffenen Menschen. Notfallversorgung und Unterkünfte werden für Menschen in Not zur Verfügung gestellt. Weitere Hilfsmaßnahmen umfassen Bargeld, psychosoziale Unterstützung und rechtliche Beratung durch Expert*innen des UNHCR.
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Über 10,5 Millionen Ukrainer*innen auf der Flucht
Momentan sind rund 3,7 Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht. 6,9 Millionen Menschen aus der Ukraine haben Zuflucht im Ausland gefunden. Davon leben rund 6,3 Millionen Menschen mittlerweile in europäischen Staaten als Flüchtling.
Insgesamt bedeutet dies, dass fast ein Viertel der ukrainischen Vorkriegsbevölkerung gezwungen war, aus ihrer Heimat zu fliehen. Von den innerhalb der Ukraine Vertriebenen sind mehr als die Hälfte Frauen und ein Viertel Kinder, wobei beide auch 76 Prozent aller Flüchtlinge aus der Ukraine ausmachen.
Trotz all des Todes und der Zerstörung ergab eine UNHCR-Umfrage, dass 61 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge und 73 Prozent der Vertriebenen eines Tages in ihre Heimat zurückkehren wollen.
Doch zunächst müssen sich die Sicherheits-, Wohn- und Wirtschaftsbedingungen verbessern. Viele von ihnen stammen aus den besetzten Gebieten.
Exodus in Zahlen
ukrainische Flüchtlinge in Europa - der Großteil von ihnen sind Frauen & Kinder.
Menschen sind innerhalb der Ukraine auf der Flucht.
sind in der Ukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Das UNHCR-Datenportal liefert regelmäßig die neusten Zahlen und Informationen
zur Situation der Flüchtlinge aus der Ukraine: https://data2.unhcr.org/en/situations/ukraine/
Verheerende Folgen des Krieges
Mehr als 2 Millionen Häuser in der Ukraine - 10 Prozent des Wohnungsbestands - wurden beschädigt oder zerstört. Wiederholte Angriffe auf die Energieinfrastruktur stürzen die Menschen weiterhin in Kälte und Dunkelheit, während gleichzeitig die überlasteten lokalen Dienstleistungen weiter unterbrochen werden. Die neu vertriebenen Menschen sind zunehmend schutzbedürftig - ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen -, für die der Zugang zu den Dienstleistungen, die sie am dringendsten benötigen, oft eine zusätzliche Herausforderung darstellt.
Viele der am stärksten gefährdeten Personen finden weiterhin Schutz in Sammelunterkünften - nun schon im dritten Jahr. Angesichts der ständigen Bedrohung durch Raketen und Drohnen, der langen Trennung von Familien und der kumulativen Traumatisierung sind auch die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit gravierend. Kinder sind besonders gefährdet: 1,5 Millionen von ihnen sind von langfristigen psychischen Folgen bedroht. In der Ukraine sind 12,7 Millionen Menschen - ein Drittel der derzeitigen Bevölkerung - auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Man schätzt, dass bis zu einem Drittel des ukrainischen Territoriums durch Landminen und Kampfmittel verseucht ist. Die Auswirkungen des Krieges auf die Wirtschaft sind weitreichend - die landwirtschaftlichen und industriellen Zentren im Osten wurden verwüstet, und schätzungsweise 30 % der Arbeitsplätze aus der Vorkriegszeit gingen verloren. Die Bewältigung dieser Herausforderungen - die von den Flüchtlingen als Hindernis für die Rückkehr genannt werden - muss eine gemeinsame Priorität sein.
Die humanitären Folgen für die Zivilbevölkerung werden verheerend sein.
Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge
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Hintergründe eines Konfliktes
Tödlicher Konflikt mitten in Europa
Der Konflikt mit Russland begann bereits im Frühjahr 2014. Seitdem schwelt im Osten der Ukraine ein nicht endender Kampf, in dem bereits tausende Zivilisten getötet und verletzt wurden.
Für die Menschen in der Ostukraine gehörten seit Jahren die Angst vor Beschuss, gewaltsamen Zusammenstößen oder die Gefahr durch die vielen Landminen und Blindgänger zum Alltag. Die Versorgung der Bevölkerung, vor allem der älteren Menschen, Kranken und Behinderten, war extrem schwierig.
Im Verlauf der letzten Jahre bemühten sich zwar die beteiligten Akteure und Dritte mehrfach um die Umsetzung eines Waffenstillstandes. So einigte man sich bereits Anfang 2015 mit der Annahme des Minsker Abkommens auf einen teilweisen Waffenstillstand entlang der rund 450 Kilometer langen "Kontaktlinie", die das Gebiet in unter und außerhalb der Kontrolle der ukrainischen Regierung unterteilt. Doch dieser hielt - ebenso wie alle seitdem ausgehandelten Feuerpausen - nicht.
UNHCR seit fast 30 Jahren aktiv
Der UNHCR ist seit 1994 in der Ukraine tätig und hat Büros an sechs Standorten im ganzen Land sowie Lager in drei Gebieten, um humanitäre Hilfsgüter zu lagern.
Schon vor Beginn der jetzigen Militäraktion war der humanitäre Bedarf hoch. Rund 3 Millionen Menschen waren auf Hilfe angewiesen, darunter mehr als 850.000 Binnenvertriebene, sowie rund 5.000 Asylsuchende und Flüchtlinge, die in der Ukraine Zuflucht gesucht hatten, und etwa 36.000 Staatenlose und von Staatenlosigkeit bedrohte Menschen.

Humanitäre Hilfe inmitten einer Militäroffensive
Der UNHCR hat die Ukraine zu einem Notfall der Stufe Drei erklärt. Das ist die höchste Notfall-Stufe überhaupt, bei der umfassende Hilfsoperationen in Gang gesetzt werden.
Die UNHCR-Teams haben alle Notfallmaßnahmen aktiviert, um Flüchtlingen, Binnenvertriebenen und vom Konflikt betroffenen Menschen gleichermaßen zu helfen. Angesichts der enormen Bedürfnisse wird der UNHCR seine Hilfsmaßnahmen auf die Bereitstellung von Unterkünften, grundlegender Hilfsgüter und Bargeldhilfen konzentrieren und sich dafür einsetzen, dass alle Schutzbedürftigen ihre Rechte wahrnehmen können.
In den letzten drei Jahren hat der UNHCR Millionen von Betroffenen lebensrettende Hilfe geleistet. In enger Zusammenarbeit mit der ukrainischen Regierung, Schwesterorganisationen und lokalen Partnern reagiert das UNHCR auch weiterhin auf neue Angriffe und Vertreibungen.
Soweit es die Sicherheitslage innerhalb der Ukraine zulässt, kümmern sich die UNHCR-Helfer*innen um die Verteilung von Nothilfepaketen mit Basishilfsgütern, wie Decken und Wasserkanistern. Dazu stehen sie in Kontakt mit lokalen Partnerorganisationen sowie Vertreter*innen von Binnenvertriebenengemeinschaften, um die Bedürfnisse zu erheben und sichere Orte für die Betroffenen zu finden. Des Weiteren verstärkt der UNHCR landesweite Hotlines, um wichtige Informationen für Vertriebene bereitzustellen. Zusätzliche lebensnotwendige Vorräte aus den weltweiten Lagerbeständen des UNHCR werden eingeflogen, um schnell auf neue Vertreibungen reagieren zu können.
Im Jahr 2024 hat der UNHCR in der Ukraine eine Vielzahl von Dienstleistungen bereitgestellt, um den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden, die von der humanitären Krisen betroffen sind. Dazu gehören die Bereitstellung von Notunterkünften, psychosoziale Unterstützung, rechtliche Beratung sowie Bargeld- oder Sachleistungen. So wurden mehr als 270.000 Personen finanziell unterstützt, die vom Konflikt betroffen waren. Diese Hilfe ist entscheidend, um Grundbedürfnisse wie Nahrung, Medikamente, Kleidung, Unterkunft und Versorgung mit Energie zu decken. Zusammen mit Partnern hat der UNHCR auch bei der Reparatur und Wiederherstellung beschädigter Wohnhäuser und ziviler Infrastruktur in ganz Ukraine geholfen. 2024 wurden bisher über 122.000 Personen Notunterkünfte gewährt.
Gemeinsam mit anderen humanitären Organisationen der Vereinten Nationen hat der UNHCR 800.000 Menschen in schwer zugänglichen Gemeinden an der Front geholfen.

Hilfe in den Nachbarländern
Bisher haben alle Nachbarländer ihre Grenzen für Flüchtlinge aus der Ukraine offen gehalten. Der UNHCR appelliert an die Regierungen nachdrücklich, allen Flüchtlingen weiterhin Zugang zum Territorium zu gewähren: Ukrainer*innen und in der Ukraine lebenden Drittstaatsangehörigen, die nun gleichermaßen gezwungen sind, vor der Gewalt zu fliehen.
In den benachbarten Ländern unterstützt der UNHCR die jeweiligen Behörden und lokalen Hilfsorganisationen, um den Flüchtlingen, die über die Grenzen kommen, angemessen helfen zu können und den notwendigen Schutz der Menschen zu gewährleisten. Besondere Aufmerksamkeit gilt den besonders verletzlichen Gruppen wie unbegleiteten Kindern, älteren und behinderten Menschen. Sie erhalten essenzielle Hilfen und Zugang zu aufnehmende Institutionen.
Was ist die "Massenzustrom-Richtlinie"?
Die sogenannte "Massenzustrom"-Richtlinie garantiert Kriegsflüchtlingen einen vorübergehenden Schutz in der EU, jenseits des individuellen Asylverfahrens und jenseits des Dublin-Systems.
Die Richtlinie wurde in den 1990er-Jahren aufgrund des Krieges im ehemaligen Jugoslawien von der EU geschaffen, um bei einem massiven Zustrom Geflüchteter Mindeststandards für die Gewährung vorübergehenden Schutzes in den Mitgliedsstaaten sowie Maßnahmen zur Förderung einer ausgewogenen Verteilung der Belastungen festzulegen. Dazu gehört zum Beispiel:
- eine Arbeitserlaubnis für die Vertriebenen,
- sowie Zugang zu Sozialhilfe, medizinischer Versorgung oder
- Bildung für Minderjährige.
Zum Schutz der Flüchtlinge aus der Ukraine beschlossen die Mitgliedstaaten am 3. März 2022, diese Richtlinie erstmals zu aktivieren. Bis dahin war sie noch nie genutzt worden. Für ukrainische Staatsangehörige wurde der Schutz im Juli 2024 vom Rat der Europäischen Union bis Anfang März 2026 verlängert.
Riesiger Hilfsbedarf für die Ukraine
Die Finanzierung ist seit langem eine Herausforderung. Jetzt ist sie unsicherer denn je. Und die Opfer werden wieder einmal die vertriebenen und vom Krieg betroffenen Familien sein, die Gefahr laufen, lebensrettende Hilfe zu verlieren, wenn sie sie am meisten brauchen. Die Unterstützung einer Reihe von Gebern ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass der UNHCR weiterhin Nothilfe, Unterkunft und Sicherheit für die Bedürftigen bereitstellen kann.
Um den Millionen Menschen in der Ukraine und in den Nachbarländern die Notfallversorgung und Schutz, sowie Unterkünfte und Bargeldhilfen zur Verfügung stellen zu können, benötigt der UNHCR 2025 rund 800 Millionen US-Dollar - davon werden 550 Millionen US-Dollar für die Hife innerhalb der Ukraine benötigt und rund 250 Millionen für die Hilfe in den Nachbarländern.
Seit 2022 konnte die UNO-Flüchtlingshilfe die Hilfe für die Menschen in der Ukraine und den Nachbarländern mit rund 52,8 Millionen Euro unterstützen.
Was umfasst die Ukraine-Soforthilfe?
Grundlegende Hilfsgüter wurden in den Nachbarländern vorpositioniert und werden an die Neuankömmlinge verteilt. Dazu gehören Wärmedecken und andere dringend benötigte Gegenstände, da flüchtende Familien oftmals ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen müssen. Ein weiterer Bestandteil ist die Rechtsberatung sowie Bargeldhilfe, damit insbesondere die am stärksten gefährdeten Personen ihre Grundbedürfnisse decken können.
Wie werden Flüchtlinge aus der Ukraine geschützt?
Der UNHCR unterstützt die Behörden bei der Registrierung von Neuankömmlingen. Das erleichtert u.a. die Identifizierung der am stärksten gefährdeten Personen und Personen mit besonderen Bedürfnissen wie unbegleitete Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und andere Personen, die von einer Vertreibung besonders bedroht sind.
Auch in der Ukraine unterstützt UNHCR vertriebene Menschen, mit Hilfsgütern, Material zur Reparatur von Gebäuden und finanzieller Unterstützung.
Was sind die Blue Dots?
Um bei der gleichzeitigen Flucht von vielen Menschen, besonders gefährdete Personen, wie Menschen mit Behinderungen, Kinder, Ältere oder Kranke, Menschen, die möglicherweise Opfer von Menschenhandel geworden sind, Überlebende von Gewalt und Flüchtlinge aus der LGBTQI+-Szene besonders zu unterstützen und zu helfen, haben UNHCR und UNICEF gemeinsam die sogenannten Blue Dots eingerichtet.
Blue Dots sind sichere Orte und Räume, in denen besonders gefährdete Flüchtlinge Informationen, Unterstützung und Gesundheitsversorgung, Bildung, psychosoziale Unterstützung und vieles mehr erhalten. Zu erkennen sind sie an dem Symbol eines blauen Punktes.
Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine wurde in den Nachbarländern, in denen Flüchtlinge aus der Ukraine ankommen, über 40 Blue Dots eröffnet. Mittlerweile sind es noch 15:
Moldawien 7
Slowakei 6
Slowenien 1
Belarus 1
Mehr Informationen zu den Blue Dots, wo sie sich befinden und welche konkrete Hilfe vor Ort angeboten wird, finden Sie hier: https://bluedothub.org/
Wie wird die Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine koordiniert?
Der UNHCR hat eine Koordinierungsrolle. Das heißt, dass der UNHCR gemäß seinem Mandat einen regionalen Refugee Response Plan (RRP) entwickelt. Bei der Ausführung sind verschiedene Partner beteiligt: UNDP, WHO, Save the Children, HelpAge International, INTERSOS, Project Hope, UNFPA, NRC, UNICEF, WFP und IOM.
Der UNHCR unterstützt gleichzeitig die Behörden in den Aufnahmeländern. Dazu wurden zusätzliche Mitarbeiter*innen u.a. nach Moldawien, Polen und Rumänien entsendet.
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