Ankommen im neuen Zuhause
Die Integration der Geflüchteten in das Aufnahmeland ist für die Betroffenen selbst und auch für die Aufnahmegesellschaft wichtig. Denn für viele Flüchtlinge ist eine schnelle Rückkehr in ihr Heimatland aufgrund anhaltender Konflikte oder Verfolgung nicht möglich. Je früher die Neuankömmlinge in das tägliche Leben im Aufnahmeland eingebunden werden, desto größer sind die Chancen für eine gelungene Integration.
Was ist Integration?
Integration ist ein komplexer Prozess, der nur schrittweise vollzogen werden kann. Er erfordert gegenseitige Anstrengungen und die Anpassungsfähigkeit von Flüchtlingen und Aufnahmegesellschaften in rechtlichen, wirtschaftlichen, soziokulturellen und zivilpolitischen Aspekten.
Die Geflüchteten sollten in ihren Rechten und Möglichkeiten der Aufnahmegesellschaft gleichgestellt sein, sodass sie aktiv am Leben des Landes teilnehmen können. Das letztendliche Ziel der Integration ist ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht oder sogar der Erwerb der Staatsbürgerschaft.

Herausforderungen und Chancen
Die Ankunft in einem fremden Land bedeutet für die Geflüchteten, sich in einer neuen Umgebung mit fremden Abläufen und Verhaltensweisen zurechtzufinden und eine neue Sprache lernen zu müssen. Besonders unbegleitete minderjährige Flüchtlinge fühlen sich oft allein gelassen und überfordert. Sie müssen besonders unterstützt werden.
Außerdem stellt das Asylverfahren für Geflüchtete eine große Herausforderung dar. Der Umgang mit den Behörden, die Verwaltungsabläufe und die fremde Sprache sind dabei große Hürden. Viele Geflüchtete haben zudem in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Behörden und Beamt*innen gemacht und das Vertrauen in öffentliche Stellen verloren. Wenn sie während des Asylverfahrens aus diesen Gründen nicht umfänglich genug über die Umstände ihrer Flucht berichten, gefährden sie ihre Aussichten auf die Anerkennung als Flüchtling.
Gleichzeitig ist die Stimmung und Haltung der Bevölkerung im Aufnahmeland von großer Bedeutung. Sind die Menschen bereit, die zunächst Fremden aufzunehmen und zu akzeptieren? Haben sie Ängste oder Sorgen? Diese müssen ernst genommen werden. Information und Teilhabe sind für einen gelungenen Integrationsprozess wichtige Faktoren.
So kann die Ankunft von Flüchtlingen positive soziale und wirtschaftliche Veränderungen auslösen und den sozialen Zusammenhalt im Aufnahmeland fördern. Denn wenn Schutzsuchenden geholfen wird, werden die Neuankömmlinge der Bevölkerung wahrscheinlich ein Vielfaches dessen zurückgeben, was für ihre Integration nötig war.
Integration ist ein langer Prozess
Es gibt viele Erfolgsgeschichten gelungener Integration. Einige von ihnen wollen wir hier mit Ihnen teilen.
Wie kann die Aufnahmegesellschaft die Integration unterstützen?
In erster Linie sind die Staaten für die Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Integration verantwortlich. Sie müssen sicherstellen, dass Schutzsuchende ein faires und effizientes Asylverfahren durchlaufen können. Sie können die Geflüchteten beim Asylverfahren sowie bei der Arbeitssuche unterstützen und dabei helfen, die Sprache zu lernen.
Integration in den Arbeitsmarkt ist Schlüsselfaktor
Im Aufnahmeland zu arbeiten, gilt als erster großer Schritt hin zu einer langfristigen Integration. Mit der Aufenthaltsdauer steigen die Erwerbstätigenquoten von Geflüchteten: Nach sieben Jahren sind 63 Prozent der Geflüchteten in Deutschland im Arbeitsmarkt integriert, nach acht Jahre schon 68 Prozent. (IAB 2024) Weitere beeinflussende Faktoren neben der Aufenthaltsdauer sind Geschlecht, Alter, Sprachkenntnisse, Wohnsitzauflagen und die Ausbildung.
Das Miteinander zählt
Ob sich die Menschen wohlfühlen und sich ein neues Leben aufbauen können und wollen, hängt aber letztendlich mit der Aufnahmebereitschaft der Gesellschaft zusammen. Auf lokaler Ebene ist es wichtig, die Geflüchteten und die Bevölkerung vor Ort zusammen zu bringen. Verschiedenste Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, wie zum Beispiel Freiwilligennetzwerke, Kirchen, Schulen, Sportvereine oder Unternehmen, können Gelegenheiten der Begegnung schaffen. So können sich Netzwerke und Freundschaften entwickeln. Das schafft Wissen, Vertrautheit und Verständnis und bringt Akzeptanz und ein Gefühl der gegenseitigen Verantwortung mit sich.
Integration in Zahlen: Kann man Integration messen?
Das ist schwierig. Es gibt harte Faktoren, die messbar sind, wie zum Beispiel: Arbeitsplatz, Sprachkenntnisse oder die Staatsbürgerschaft. Doch messbare Aussagen über ein aktives soziales Leben, das Verständnis für die fremde Kultur oder die Qualität von entstandenen Freundschaften sind kaum möglich.

Integration von Flüchtlingen in Deutschland
Aufnahmeprogramm „Neustart im Team – NesT“
„NesT“ ist ein Pilotprojekt, das Flüchtlingen bei ihrem Start in ihr neues Leben helfen soll. Staat und Zivilgesellschaft arbeiten zusammen, um die Integration zu erleichtern.
Flüchtlinge, die vom UNHCR ausgewählt werden, reisen über Resettlement nach Deutschland ein. Mindestens fünf Mentorinnen und Mentoren schließen sich zusammen (seien es Nachbarn, Kollegen, Freunde etc.) und übernehmen Verantwortung für einen Flüchtling oder eine Flüchtlingsfamilie. Sie unterstützen die Flüchtlinge finanziell, zeigen ihnen ihr neues Umfeld und unterstützen sie bei den Herausforderungen des alltäglichen Lebens. Das Projekt wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge unterstützt und evaluiert. Die Zivilgesellschaftliche Kontaktstelle (ZKS) stellt Informationen und Beratungsangebote zur Verfügung.
Wie unterstützt der UNHCR die Integration weltweit?
Um die Länder bei der Integration von Geflüchteten zu unterstützen, leistet der UNHCR finanzielle und technische Unterstützung. Es soll sichergestellt werden, dass sowohl die Bedürfnisse der Aufnahmegesellschaft, als auch die Bedürfnisse der Flüchtlinge berücksichtigt werden.
Der UNHCR
- wirkt auf die Regierungen ein, um die Integration von Geflüchteten auch in der Gesetzgebung zu verankern. (So erhalten subsidiäre und staatenlose Flüchtlinge und ihre Familien in Frankreich direkt einen vierjährigen Aufenthaltstitel, anstatt einer jährlichen Verlängerung. In Irland erhalten Asylsuchende nun neun Monate nach Einreichung ihres Asylantrags Zugang zum Arbeitsmarkt.)
- fördert die Integration von Flüchtlingskindern in das öffentliche Bildungswesen.
- unterstützt Programme zur Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt.
- kämpft gegen die Staatenlosigkeit und hilft damit auch staatenlosen Flüchtlingen.
Die UNO-Flüchtlingshilfe
- unterstützt Programme zur Integration von Geflüchteten im In- und Ausland. In Deutschland z.B. den Verein "Wir bewegen e.V." aus Köln und viele andere.
- fördert Bildungsmaßnahmen für Flüchtlingskinder, -jugendliche und junge Studierende (DAFI-Programm).
- unterstützt Projekte zur Wiedereingliederung von Rückkehrern, z.B. in Afghanistan, dem Iran und Pakistan.