Bessere Zukunftsperspektiven durch Hochschulstudium
Weltweit haben rund 40 Prozent der jungen Menschen Zugang zu höherer Bildung, der Anteil unter Geflüchteten lag 2023 jedoch nur bei 7 Prozent. Damit geht das Potential einer ganzen Flüchtlingsgeneration verloren.
Dies hat weitreichende Konsequenzen, da Hochschulbildung für Flüchtlinge nicht nur eine Grundlage für ihre persönliche Entwicklung bietet, sondern auch entscheidend ist, um sie zu zukünftigen Führungspersönlichkeiten und Entscheidungsträger*innen auszubilden.
Ein Hochschulabschluss ist auch der Schlüssel zum Arbeitsmarkt und einer wirtschaftlichen Selbstversorgung. Zugleich hilft Hochschulbildung dabei, nach dem Trauma der Vertreibung ein Gefühl von Sinn und Würde zurückzugewinnen und befähigt die Geflüchteten, sich nach ihrer Rückkehr in die Heimat beim Wiederaufbau ihres Landes zu engagieren oder für eine bessere Zukunft ihrer Aufnahmegemeinschaften beizutragen.
Das DAFI-Stipendienprogramm
Seit mehr als 30 Jahren gibt es die "Deutsche Akademische Flüchtlingsinitiative Albert Einstein", kurz DAFI genannt. Sie wurde 1992 von der deutschen Bundesregierung ins Leben gerufen, um besonders begabten Flüchtlingen ein Studium zu ermöglichen.
Der UNHCR sorgt seitdem für die Umsetzung dieses Programms.
Auf der Liste der Absolvent*innen stehen vor allem Ärzt*innen, Lehrer*innen und Ingenieur*innen, die dann in ihren Berufen einen wichtigen Dienst für andere Flüchtlinge leisten können. Freiwilligenarbeit ist integraler Bestandteil des Programms. DAFI-Stipendiaten organisieren etwa „health screenings“ oder unterrichten andere Geflüchtete.
Seit Bestehen des Flüchtlingsstipendienprogramm (DAFI) des UNHCR konnten schon mehr als 26.300 junge geflüchtete Frauen und Männer in 59 Ländern bei ihrem Studium unterstützt werden. Vor allem Frauen profitieren von dem Programm, da sie mit einem Hochschulabschluss ihr späteres Einkommen um das bis zu Dreifache steigern können.
Aiming Higher: Mehr Flüchtlinge an die Hochschulen
Gemeinsam mit dem UNHCR haben wir uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Anteil von Flüchtlingen, die Zugang zur Hochschule erhalten, bis zum Jahr 2030 weltweit auf 15 Prozent zu erhöhen. Seit 2019 konnte der Anteil bereits von 3 auf 6 Prozent erhöht werden, was die Wirksamkeit der DAFI-Stipendien belegt.
Insbesondere begabte Frauen sollen zukünftig von dem Stipendienprogramm profitieren und möglichst die Hälfte aller Stipendiat*innen ausmachen.
Diese Ziele können wir jedoch nur mit der großzügigen Unterstützung unserer Spender erreichen. Daher bitten wir Sie:
Helfen Sie uns mit Ihrer Spende!
Ein DAFI-Stipendium wirkt ein Leben lang
Das DAFI-Stipendienprogramm auf einen Blick
Was ist das DAFI-Stipendienprogramm?
Das Flüchtlingsstipendienprogramm (DAFI) des UNHCR unterstützt Flüchtlingsstudenten auf der ganzen Welt durch Vollstipendien für ein Grundstudium im Asylland. Die Stipendien bauen die akademischen Leistungen für junge Geflüchtete aus. Sie werden mit zusätzlichen Angeboten wie Monitoring, akademischen Vorbereitungs- und Sprachkursen sowie Networking-Möglichkeiten unterstützt.
Das Stipendium finanziert Studiengebühren und mit dem Studium verbundene Aufwendungen wie Lebenshaltungskosten, gesundheitliche Bedarfe, Fahrtkosten, Kleidung und Bücher.
Das Programm unterstützt ausschließlich die Immatrikulation an national akkreditierten Hochschulen und ermöglicht, einen Bachelor-Abschluss zu absolvieren.
Hier finden Sie den aktuellen DAFI-Bericht des UNHCR
Was sind die wichtigsten Ziele?
Ziel ist es, die Eigenständigkeit von Flüchtlingen durch den Erwerb akademischer Qualifikationen zu fördern und jene Kenntnisse und Fähigkeiten zu entwickeln, die die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt bzw. die Freiberuflichkeit verbessern.
Studierende werden befähigt, während der Flucht und bei der Rückkehr eine Führungsrolle in den Aufnahmegemeinschaften einzubringen.
Das Programm fördert lebenslanges Lernen und schafft Flüchtlingskindern und -jugendlichen Vorbilder, die die positiven Auswirkungen von Bildung auf Einzelpersonen, Gemeinschaften und Gesellschaften aufzeigen.
Mithilfe der Kampagne „Aiming Higher“ soll der Anteil an Flüchtlingen, die Zugang zur Hochschule erhalten, bis 2030 weltweit auf 15 Prozent erhöht werden. Dafür sollen bis Ende 2023 1.800 zusätzliche begabte junge Menschen ein Stipendium erhalten.
Der Anteil weiblicher studierender Flüchtlinge soll dabei kontinuierlich von 40 % auf 50 % erhöht werden. 2023 waren 42% der DAFI Studierenden Frauen.
Wer kann sich bewerben?
Potenzielle Stipendiaten wenden sich an das lokale UNHCR-Büro, um Informationen zu Bewerbungsfristen und Auswahlverfahren zu erhalten. In den meisten Ländern müssen die Bewerber nachweisen, dass sie die Sekundarstufe abgeschlossen haben und eine Hochschulausbildung in der Unterrichtssprache absolvieren können. Jede Bewerbung wird sorgfältig geprüft und der Fortschritt der Schüler begleitet.
Zu den Kriterien für die Auswahl neuer Studierenden gehören ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis sowie die Berücksichtigung besonderer Herausforderungen, wie beispielsweise eine junge Mutterschaft oder das Vorhandensein eines Handicaps.
Das Stipendium wird jeweils dem Mitglied einer Familie gewährt, da das Programm sicherstellen soll, dass die Vorteile des Hochschulprogramms so vielen Flüchtlingsfamilien wie möglich zugänglich sind. Ausnahmen können gemacht werden, wenn eine weibliche Bewerberin durch diese Regel benachteiligt würde und das Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern anderweitig nicht erreicht werden kann.
Aufgrund der begrenzten Mittel können nur wenige Studierende ausgewählt werden, obwohl viele Jugendliche für diese Stipendien infrage kommen.
Wie hoch ist ein DAFI-Stipendium?
Das UNHCR-Flüchtlingsstipendium ist eines der kostengünstigsten Stipendienprogramme speziell für Flüchtlinge. Die durchschnittlichen jährlichen Studiengebühren an einer öffentlichen Universität betragen beispielsweise in den USA 8.178 Euro, während es in einer private Einrichtung schon 29.624 Euro pro Jahr kostet.
Im Vergleich dazu wird ein UNHCR-Flüchtlingsstipendium mit durchschnittlich 3.460 Euro pro Jahr unterstützt - einschließlich eines Zuschusses, um sicherzustellen, dass Flüchtlingsstudierende Unterkunft, Verpflegung sowie eine Reihe von Unterstützungsdiensten erhalten.
Woher kommen die Studierenden? Wo und was studieren sie?
Ein Großteil der über 9.312 Stipendien ging 2023 an Flüchtlinge aus Südsudan (22%), Syrien (16%) und Afghanistan (15%).
Im Jahr 2023 studierten 17 Prozent der DAFI-Studierenden in Äthiopien, gefolgt von der Türkei, Pakistan, Kenia und Ägypten. Alle fünf Länder haben viele Flüchtlinge aufgenommen.
Studierende, die im Hochschulprogramm des UNHCR eingeschrieben sind, können ihre Studienrichtung für bis zu vier Jahre frei wählen.
Wie in den vergangenen Jahren lag auch 2023 Medizin und Gesundheitswesen mit 21% an erster Stelle der Studiengebiete, gefolgt von Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre, Mathematik und Informationstechnologie sowie Ingenieurswissenschaften.
Wie ist das Programm finanziert?
Die deutsche Regierung ist seit der Gründung des DAFI-Programms im Jahr 1992 der Hauptunterstützer. Im Jahr 2019 schloss sich die dänische Regierung der DAFI-Partnerschaft an, nachdem sie auf dem ersten Globalen Flüchtlingsforum einen mehrjährigen Beitrag angekündigt hatte. Um das Programm weiter auszubauen und besser auf die Bedürfnisse der Tausenden von Flüchtlingsstudenten eingehen zu können, die jedes Jahr aufgrund begrenzter Ressourcen nicht in das Programm aufgenommen werden können, werden dringend weitere staatliche Geber für das Programm gesucht.
Auch Globale Unternehmen wie Hikma, BNP Paribas, Transsion, Volkswagen und andere sowie Stiftungen wie die Saïd-, Voss-, Nanji- und amer-Stiftungen erkennen den Wert und das Potenzial der Hochschulbildung an.
Tausende von Einzelspendern haben ebenfalls mit großen und kleinen Beiträgen dazu beigetragen, dass Flüchtlingen überall neue Möglichkeiten der Hochschulbildung geboten werden. 8,8 Mio. USD wurden gesammelt, um DAFI-Stipendiaten weltweit im Jahr 2023 direkt zu unterstützen.
Die Spender*innen der UNO-Flüchtlingshilfe haben die Kampagne im Jahr 2023 mit fast 1,9 Millionen Euro unterstützt.
Wie misst sich der Erfolg des Programms?
Der Erfolg des UNHCR-Flüchtlingsstipendiums wird grundsätzlich an der Zahl der Absolventen und der Abbruchrate gemessen.
Aufgrund der Tatsache, dass das Recht auf Arbeit in vielen Aufnahmeländern für Flüchtlinge stark eingeschränkt ist, wird das Programm zusätzlich gemessen an:
- Engagement der Stipendiat*innen in der Freiwilligen- und Entwicklungsarbeit in der Gemeinde
- Kontaktaufnahme mit jüngeren Stipendiaten
- Innehaben von Führungspositionen in der Gemeinde
- weiteren Bildungsmaßnahmen über den Bachelor hinaus
Wo der Zugang zum Arbeitsmarkt möglich ist, ist auch der Übergang ins Erwerbsleben ein Erfolgsindikator.
Das Flüchtlingsstipendienprogramm hat seit seinem Beginn im Jahr 1992 über 26.300 Studierende in 59 Ländern erreicht.
Gelingt nach Abschluss der Übergang ins Berufsleben?
Der Übergang ins Erwerbsleben bleibt eine große Herausforderung für geflüchtete Hochschulabsolventen, die häufig mit eingeschränktem Zugang zu formellen Beschäftigungsverhältnissen konfrontiert sind bzw. in Ländern mit hoher Jugendarbeitslosigkeit leben.
Das Flüchtlingsstipendienprogramm des UNHCR zielt darauf ab, die Vorbereitung und Beschäftigungsfähigkeit von Studierenden zu verbessern, um nach ihrem Abschluss in den Arbeitsmarkt eintreten zu können. Dazu gehören Berufsvorbereitungstrainings, Qualifizierungsmaßnahmen, Praktika, Mentoring sowie Freiwilligen- und Networking-Angebote.
Von den über 26.300 jungen Flüchtlingsfrauen und -männern, die über das UNHCR-Flüchtlingsstipendienprogramm ein Grundstudium aufgenommen haben, hat die Mehrheit ihre Hochschulbildung und -ausbildung genutzt, um einen Beitrag für die Aufnahmeländer bzw., nach ihrer Rückkehr, ihre Heimatländer zu leisten.
Warum ist Albert Einstein Namensgeber?
Jeder kennt sein Gesicht. Er gilt als einer der bedeutendsten Physiker der Vergangenheit. Seine Relativitätstheorie machte ihn weltberühmt. Doch wer weiß, dass Albert Einstein ein Flüchtling war? Und Namensgeber einer erfolgreichen Flüchtlingsinitiative?
Albert Einstein gilt als genialer Forscher. Doch er setzte seine Bekanntheit auch für Menschenrechte und Frieden ein. Unter Hitler wurden seine Bücher verbrannt. Denn Albert Einstein war Jude. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten flüchtete er aus Deutschland und lebte bis zu seinem Tode im Exil in Amerika.
Sein Schicksal machte ihn zum Namensgeber einer Initiative, die die deutsche Bundesregierung 1992 ins Leben rief: die Deutsche Akademische Flüchtlingsinitiative Albert Einstein – heute kurz DAFI genannt.