Flüchtlingskinder
Die Zahl der Menschen, die weltweit vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen müssen, war noch nie so hoch wie heute. Bis Ende 2023 waren weltweit mehr als 117 Millionen Menschen auf der Flucht. Etwa 40% von ihnen sind Kinder und Jugendliche, während sie von der weltweiten Bevölkerung einen Anteil an 30% haben.
Als Flüchtling geboren…
Die Eintragung der Geburt eines jeden Kindes in das Personenstandsregister ist für die Anerkennung seiner Existenz unerlässlich. Eine Geburtenregistrierung ist insbesondere für Flüchtlingskinder sehr wichtig, da sie und ihre Familie sich nicht im Heimatland befinden und in der Gefahr sind staatenlos zu werden.
Ein Kind erhält mit der Registrierung nicht nur den Nachweis seiner rechtlichen Identität, sondern auch die Möglichkeit, Rechte einzufordern sowie Zugang zu Bildung, medizinischer Versorgung und staatlichen Dienstleistungen wahrzunehmen.
Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit jedes vierte Kind unter fünf Jahren, insgesamt etwa 166 Millionen, trotz vieler Verbesserungen nicht registriert sind. Die Registrierung von Flüchtlingskindern ist sogar noch komplexer – da die Geburten von Flüchtlingskindern nicht in den Zivilregister- und Vitalstatistiken der Aufnahmestaaten registriert werden können oder weil manche Staaten es nicht wollen. Der UNHCR schätzt, dass zwischen 2018 und 2022 1,9 Millionen Kinder in ein Flüchtlingsleben hineingeboren wurden, was einem Durchschnitt von 385.000 Kindern pro Jahr entspricht.
Helfen Sie Flüchtlingskindern und Ihren Familien mit Ihrer Spende!
Die UN-Kinderrechtskonvention
Die UN-Kinderrechtskonvention trat 1990 in Kraft. Sie ist das wichtigste völkerrechtliche Instrument zum Schutz von Kindern.
► Die UN-Kinderrechtskonvention gilt für alle Kinder bis zur Vollendung des 18.Lebensjahres.
Besondere Gefahren
Flüchtlingskindern und -jugendlichen drohen auf der Flucht besondere Gefahren. Vor allem diejenigen, die allein sind, ohne eine erwachsene Bezugsperson, sind verletzlich. Kinder werden zum Kämpfen und Töten gezwungen. Sie müssen häufig lange und schwer arbeiten, um ein bisschen Geld zum Überleben zu verdienen. Aus der Not heraus werden sie zur frühen Ehe gezwungen. Sie sind Gewalt und Vergewaltigungen ausgesetzt.
Kinderarbeit
Weltweit müssen rund 160 Millionen Kinder arbeiten. Flüchtlingskinder, die häufig in Armut leben und deren Familien die wirtschaftlichen Grundlagen entzogen wurden, sind besonders oft gezwungen zu arbeiten. Viele Kinder arbeiten in Vollzeit; 70 Prozent in der Landwirtschaft. Sie gehen nicht zur Schule und haben kaum Zeit zum Spielen. Diesen Kindern wird nicht nur die Kindheit genommen, sondern auch die Chance auf eine Zukunft. Über die Hälfte von ihnen, ist den schlimmsten Formen der Kinderarbeit ausgesetzt: Sklaverei oder Zwangsarbeit, illegalen Aktivitäten wie Drogenhandel und Prostitution oder sie werden zum Dienst an der Waffe gezwungen. Nach Art. 32 der UN-Kinderrechtskonvention müssen Staaten alles tun, um Kinder vor wirtschaftlicher Ausbeutung zu schützen und dies auch in Flüchtlingssituationen.
Kindersoldaten
Flüchtlingskinder, die in instabilen Lebensumständen leben, sind besonders gefährdet, rekrutiert und als Kindersoldaten missbraucht zu werden.
Kinder auf der Flucht
Seelische Wunden
Die Erfahrungen und Erlebnisse, die Kinder im Krieg und auf der Flucht machen, hinterlassen in ihrer Seele tiefe Verletzungen. Und gerade für junge Menschen ist es schwer, mit traumatischen Erlebnissen umzugehen. „Kinder neigen dazu, alles auf ihr eigenes Handeln zurückzuführen, sie fühlen sich für Dinge verantwortlich, die sie gar nicht beeinflussen können, und entwickeln schnell Schuldgefühle. Deshalb kann sich ein Trauma noch prägender auswirken“, erklärt die Psychologin Fjorda Kalleshi von der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum.
Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen sowie jahrelange psychosomatische Leiden sind die Folgen und können die Entwicklung eines Kindes nachhaltig beeinträchtigen. Mädchen, die Opfer von Vergewaltigungen wurden oder als Kindersoldatinnen zu den grausamsten Taten gezwungen wurden, leiden oft ein Leben lang unter Scham und Ausgrenzung. Auch die Ungewissheit um die eigene Zukunft macht den jungen Flüchtlingen zu schaffen.
Ich mache mir große Sorgen um meinen Sohn. Wir leben wie in einem Vakuum."
So beschreibt der Vater von Majd die verzweifelte Situation. Nach einer dramatischen Flucht, auf der der Junge kurzzeitig seine Familie verlor, lebt der Dreizehnjährige jetzt mit seinem Vater in Athen. Seit zwei Jahren hat Majd keine Schule mehr besucht. Geld zur Weiterreise, um den Rest der Familie wiederzufinden, haben sie nicht - nur eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis, um in Griechenland bleiben zu können - allerdings ohne jede Unterstützung.
Allein auf der Flucht
Besonders verletzlich sind diejenigen Flüchtlingskinder und -jugendlichen, die ohne eine erwachsene Begleitperson aus ihrer Heimat fliehen.
Im Fachjargon werden sie UMF genannt: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Alleine müssen sie, in ständiger Angst um ihr Leben, den gefährlichen Weg durch verschiedene Länder bewältigen. Die UN-Kinderrechtskonvention schützt diese Kinder. Es ist das internationale Abkommen mit den meisten Mitgliedstaaten, doch die Rechte, die dort festgeschrieben sind, bestehen für viele Staaten nur auf dem Papier.
Welche besonderen Bedürfnisse haben unbegleitete Kinder ?
Kinder und Jugendliche sind in allen möglichen Lebenslagen auf Unterstützung angewiesen, um den Alltag und die besonderen Herausforderungen und Strapazen auf der Flucht, zu bewältigen.
Ohne eine Familie oder andere Betreuer*innen leben zu müssen und ganz auf sich allein gestellt zu sein, belastet Kinder oder Teenager nach den nicht selten traumatischen Erlebnissen der Flucht zusätzlich. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind nicht nur einsam und verlassen, sondern auch mit dem Gefühl der absoluten Entwurzelung konfrontiert.
Kinder wollen spielen und lernen. Der UNHCR bemüht sich daher, Flüchtlingskindern die Möglichkeit zu geben, in die Schule zu gehen und Spiel- und Freizeitmöglichkeiten zu nutzen. Ein geregelter und abwechslungsreicher Tag gibt den Kindern ein wenig Struktur und Sicherheit zurück. Zudem ist eine gute Ausbildung der Schlüssel für eine hoffentlich bessere Zukunft und die Ablenkung beim Spiel lässt sie die Schrecken der Flucht wenigstens für eine Weile vergessen.
Wer lässt sein Kind allein?
Eltern wissen, was ihre Kinder brauchen, und dass sie auch als Teenager noch unterstützt werden müssen. Aber in den Krisengebieten der Welt herrschen dramatische Lebensbedingungen, die kaum jemand seinem Kind zumuten würde. Oft sind die Jüngeren auch Gefahren ausgesetzt, die Erwachsene nicht betreffen. Dazu zählen die Zwangsrekrutierung von Kindersoldat*innen oder die Angst der Mädchen vor einer Zwangsehe oder Beschneidung.
Viele Eltern investieren ihr gesamtes Erspartes in Schleuserbanden, die Jugendliche in europäische Länder und damit in ein besseres Leben bringen sollen.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Deutschland
Rund 25.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge lebten Ende 2022 in Deutschland. Während ihres Asylverfahrens in Deutschland werden sie besonders betreut.
So können Sie helfen
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