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Wenn die Erde brennt: Kein Entkommen vor der Klimakrise?!

Die Klimakrise verschärft alte Konflikte und schafft neue Fluchtbewegungen. Doch mit der richtigen Unterstützung können Geflüchtete Teil der Lösung sein.

Am Ufer des Flusses Guémi im Tschad kämpft Habiba Ojaia um das Überleben ihrer Familie. Mit ihren vier Kindern steht sie auf dem schlammigen Boden, wo früher ihr Feld blühte. Nach den heftigen Regenfällen des vergangenen Jahres trat der Fluss erneut über die Ufer, zerstörte ihre Ernte und raubte ihnen die Lebensgrundlage. 

Habiba musste fliehen – nicht nur vor Gewalt, sondern vor einer Natur, die kein Leben mehr zulässt. Heute hilft sie beim Bau eines Uferbefestigungsprojekts in ihrer Gemeinde, unterstützt vom UNHCR. Ziel ist es, die Menschen besser auf wiederkehrende Überschwemmungen vorzubereiten und ihre Lebensgrundlagen zu sichern.

Im Sahelgebiet trocknen Flüsse aus, Böden verwandeln sich in staubige Wüsten, und die verzweifelte Suche nach Wasser entzündet immer öfter Konflikte zwischen Nachbarn. Fast neun von zehn Vertriebenen leben in Ländern, die besonders stark von der Klimakrise betroffen sind. Für viele bleibt am Ende nur die Flucht – nicht nur vor Gewalt, sondern auch vor der Zerstörung ihrer Umwelt.

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Vier Wege zu mehr Klimagerechtigkeit

Geflüchtete und andere Vertriebene gehören zu den Menschen, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden – obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen haben.

Doch sie sind nicht machtlos: 
In vielen Regionen zeigen Geflüchtete und ihre Aufnahmegemeinschaften, wie sie mit Mut, Würde und Kreativität auf die klimabedingten Herausforderungen reagieren. Sie bauen Widerstandskraft genau dort auf, wo sie am dringendsten gebraucht wird – inmitten von Dürre, Überschwemmungen und Unsicherheit.

So haben wir die Dürre überstanden

sagt Mfwinda aus Meheba, Sambia.
Als die Dürre dort einen Großteil der Ernten vernichtete, schloss er sich mit anderen Jugendlichen zusammen. Sie gruben Bewässerungslöcher, sammelten Wasser aus einem Bach und nutzten Solarpumpen, um ihre Gärten am Leben zu halten.

Anlässlich der diesjährigen Weltklimakonferenz (COP30) in Brasilien ruft der UNHCR in seinem Bericht „No Escape“ zu vier zentralen Maßnahmen auf:

Enable. Include. Invest. Deliver.

Geflüchtete müssen befähigt, beteiligt und unterstützt werden, um ihre Zukunft zu schützen.

1. Befähigen (Enable)

Geflüchtete und Binnenvertriebene müssen die Möglichkeit haben, ihre Ideen einzubringen.

Das Wissen und die Fähigkeiten, die sie und ihre Aufnahmegemeinschaften besitzen, sind entscheidend für wirksame und inklusive Klimaschutzmaßnahmen.

Wenn Menschen selbst mitgestalten können, entstehen Lösungen, die wirklich vor Ort funktionieren – wie in Meheba, wo junge Geflüchtete mit innovativen Methoden Wasser gewinnen und damit ihr Überleben sichern.

2. Einbeziehen (Include)

Klimapolitik darf nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg gestaltet werden.

Nationale Anpassungspläne berücksichtigen bisher kaum die Perspektiven von Geflüchteten, Binnenvertriebenen oder ihren Aufnahmegemeinschaften.

Bislang haben Geflüchtete keine offizielle Vertretung in den globalen Klimaverhandlungen – ihre Stimmen bleiben ungehört. Ihre Erfahrungen und Ideen sind entscheidend, um Strategien zu entwickeln, die Menschen wirklich helfen.
 

Wir müssen Teil der Gespräche sein. Unsere Erfahrungen sind entscheidend, wenn es darum geht, echte Lösungen zu finden.

Grace Dorong, Aktivistin aus dem Südsudan und ehemalige Geflüchtete auf der UN-Klimakonferenz in Baku

3. Investieren (Invest)

Ohne gezielte Finanzierung bleiben Klimaschutzmaßnahmen in fragilen Regionen wirkungslos.

Geflüchtete, Aufnahmegemeinschaften und lokale Akteure brauchen Zugang zu Mitteln, um ihre Umwelt zu schützen und ihre Lebensgrundlagen zu sichern.

In Burundi entwickelt der UNHCR mit dem Projekt Flow ein innovatives Modell, um dieselbetriebene Wassersysteme auf Solarenergie umzustellen, Kosten und Emissionen zu senken und gleichzeitig das Leben von Geflüchteten und Aufnahmegemeinschaften zu verbessern. 

Die Einsparungen aus dem geringeren Treibstoffverbrauch werden anschließend zurückgeführt und für neue Solaranlagen reinvestiert – ein nachhaltiger Kreislauf aus Investitionen, Einsparungen und positiven Effekten für Menschen und Umwelt.

4. Umsetzen (Deliver)

Klimaschutzmaßnahmen müssen schneller dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden – in den Aufnahmeregionen, die bereits heute die Hauptlast tragen. 

Klimaschutz kann spürbare Verbesserungen für Geflüchtete und ihre Aufnahmegemeinschaften bewirken –  und gleichzeitig zu größerer Resilienz und Stabilität beitragen.

Klimaschutzmaßnahmen schaffen gemeinsame Vorteile, die nicht nur den Vertriebenen, sondern ganzen Gemeinschaften und Ländern zugutekommen.

Wenn Klimaschutz auch die Bedürfnisse der Aufnahmegesellschaften berücksichtigt, fördert er gesellschaftlichen Zusammenhalt und friedliches Zusammenleben

Saubere Energie in Flüchtlingssiedlungen


Im Rahmen der UNHCR-Globalstrategie für nachhaltige Energie konnten in Pakistan Stromkosten um 1,5 Millionen US-Dollar gesenkt und 8.600 Kilowatt saubere Energie erzeugt werden – ein Beispiel dafür, wie schnelle, praktische Maßnahmen Leben verändern können.

Über eine Million Geflüchtete und Einheimische profitieren davon.

Hoffnung in Zeiten der Krise

Klimawandel, Flucht und Armut sind eng miteinander verknüpft – und doch zeigen die Geschichten von Habiba, Mfwinda und Grace: Veränderung ist möglich, wenn Menschen die Chance bekommen, selbst aktiv zu werden.

Geflüchtete sind keine passiven Opfer – sie gestalten ihre Zukunft mit Mut und Kreativität. Sie sind Teil der Lösung.

Klimaschutz ist Schutz von Menschen.

Und er beginnt dort, wo wir auch denjenigen zuhören, die am stärksten betroffen sind.

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