Arbeiten bei einer NGO - Projektförderung
Autorin: Julia Pohl
Viele Menschen wünschen sich auch beruflich einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, und suchen nach sinnstiftenden Tätigkeiten in gemeinnützigen Organisationen – einem #jobmitimpact, vielleicht sogar in einer NGO? Aber was heißt es eigentlich in einer Nichtregierungsorganisation zu arbeiten? Welche beruflichen Möglichkeiten gibt es und wie sieht der Alltag aus? In unserer Reihe „Arbeiten bei einer NGO“ geben wir einen Einblick in die Arbeitswelt der UNO-Flüchtlingshilfe – heute mit dem Team Projektförderung.
Wenn man unser Büro im Bonner Norden betritt, sitzt das Team Projektförderung am Ende des langen Flurs Richtung Parkanlage – dem West Wing, wenn man so will. Coronabedingt ist die Anwesenheit des gesamten Teams deutlich reduziert, ein Großteil der Arbeit erfolgt seit März 2020 aus dem Home Office. Im digitalen Gespräch berichten Luna Borgböhmer und Caroline Koenen aus dem Team Finanzen-Personal-Organisation von ihrem Fokusbereich, der Projektförderung.
Was ist eigentlich die Projektförderung?
Die Projektförderung kümmert sich darum, dass Fördermittel bedarfsgerecht in verschiedene nationale und internationale (UNHCR) Projekte fließt. Der Großteil des UNO-Teams ist dafür zuständig, die Zivilgesellschaft zum Spenden zu mobilisieren und über Flucht und Fluchtursachen zu informieren. Die eingeworbenen Spendengelder werden dann für Projekte mit Finanzierungsbedarf eingesetzt. Das Team der Projektförderung kümmert sich um alle damit zusammenhängenden Prozesse: Beratung für Antragstellende, Prüfung von Projektinhalten und formalen Kriterien, Geldfluss, Projektprüfung sowie Aufbereitung von Projektinhalten für die interne und externe Kommunikation der UNO-Flüchtlingshilfe u.v.m.
Wie seid ihr zur UNO-Flüchtlingshilfe gekommen?
Luna: "Ich war zunächst Minijobberin und dann während meines Masterstudiums Werkstudentin im Spenderservice der UNO-Flüchtlingshilfe. Dort habe ich nach dem Studium auch angefangen zu arbeiten. Nach kurzer Zeit im Spenderservice bin ich in die Projektförderung gewechselt."
Caro: "Vor meiner Zeit bei der UNO-Flüchtlingshilfe habe ich bereits bei einer Stiftung im Bereich Projektförderung als Werkstudentin gearbeitet. Da mir dieser Arbeitsbereich sehr gefallen hat und ich mich im Rahmen meines Studiums mit den Bereichen Flucht/Migration beschäftigt habe, habe ich mich dann schließlich bei der UNO-Flüchtlingshilfe als Werkstudentin beworben."
Die Aufgaben der Projektförderung sind sehr vielseitig und umfassen Bereiche von Beratung über Projektantragsstellung bis hin zur Projektbegleitung und dessen Abschluss. Darüber hinaus liegt ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit in der internen und externen Kommunikation sowie Strukturentwicklung und Auswertungen des Bereichs.
Da die Kolleginnen zu zweit in der Projektförderung sind, organisieren sie sich so, dass beide mit allen Prozessen und Abläufen vertraut sind. Eine ganz klare Abtrennung der Arbeitsaufgaben gibt es dementsprechend nicht. Luna übernimmt als Festangestellte eher Aufgaben im Bereich der Kommunikation, etwa mit den Projektpartner*innen, den Kolleg*innen vom UNHCR sowie Aufgaben rund um Strukturentwicklung. Caroline ist als Werkstudentin stärker in der Projektbeantragung, -abwicklung und der Projektauswertung involviert.
Was macht euch an eurer Arbeit Spaß, welche Aufgaben mögt ihr besonders?
Luna: „Besonders toll an meiner Arbeit finde ich es, in einem dynamischen und engagierten Team zu arbeiten, dass sich für den nationalen und internationalen Flüchtlingsschutz einsetzt und mit seiner Arbeit Geflüchteten zur Seite steht. Die Kommunikation und stetige Begleitung von Projekten in Deutschland zeigen mir jeden Tag auf‘s Neue wie wichtig diese Arbeit ist und wie viel wir über die Projektförderung erreichen können.“
Caro: „Dadurch, dass die Projektförderung der UNO-Flüchtlingshilfe nur aus Luna und mir besteht, durchlaufe ich in meiner täglichen Arbeit alle Prozesse und bin dementsprechend stark in die Aufgaben involviert. Mir gefällt, dass ich als Werkstudentin viel Verantwortung übernehmen kann und fester Bestandteil des Teams bin. Außerdem empfinde ich es als bereichernd, die Projekte so unmittelbar kennenzulernen und dadurch zu sehen, wie viel durch die Projekte erreicht wird und was für nachhaltige Wirkungen diese haben.“
Finanzielle Unterstützung von Projekten
Als nationaler Partner des UNHCR unterstützt die UNO-Flüchtlingshilfe hauptsächlich die weltweiten und lebensrettenden Maßnahmen vom UNHCR im Ausland. Wir fördern überwiegend Nothilfeprojekte in den Krisenregionen, die besonders unterfinanziert sind oder sich im akuten Notstand befinden, wie bspw. zurzeit die furchtbare Situation in Afghanistan. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil unserer Förderung vom UNHCR besteht in der Finanzierung von Bildungsprojekten. Dabei liegt der Fokus auf Grundschulbildung und Stipendienprogramme für Hochschulen.
Wir unterstützen aber auch Projekte in Deutschland finanziell: Diese haben das übergeordnete Ziel, Personen mit Fluchthintergrund in Deutschland dabei zu unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Der thematische Fokus liegt dabei auf der Beratung und Betreuung von Geflüchteten, zum Beispiel zum Rechts- und Asylverfahren oder in der psychosozialen Versorgung. Außerdem werden Projekte gefördert, die ein Bewusstsein für die Situation von Geflüchteten in der Zivilgesellschaft schaffen und die Ehrenamtliche im Flüchtlingsschutz qualifizieren und betreuen.
Der Fokus in den Zielgruppen liegt auf besonders Schutzbedürftigen, sogenannten vulnerablen Geflüchteten wie unbegleitete Minderjährige, Frauen und Folterüberlebende. Ein gefördertes Projekt darf nicht länger laufen als 12 Monate und sollte, wenn möglich, auch ländliche und strukturarme Regionen erreichen.
Wo seht ihr Chancen, wo Grenzen für die Projektförderung der UNO-Flüchtlingshilfe?
Luna: „Auch wenn wir uns in der Regel „nur“ mit einer Kofinanzierung anteilig am Projekt beteiligen, macht die Projektförderung der UNO-Flüchtlingshilfe einen großen Unterschied. Viele Projekte brauchen eine Grundfinanzierung. Damit so ein Hauptförderer einsteigt, müssen Projekte aber oft einen eigenen Finanzierungsanteil nachweisen. Den können sie durch unsere Kofinanzierung erbringen. Ohne unsere Förderung wären deswegen viele der Projekte nicht realisierbar.
Selbstverständlich können wir nur die Projekte finanziell unterstützen, die sich im Rahmen der Förderthemen und –richtlinien der UNO-Flüchtlingshilfe bewegen. Bei tollen und kreativen Projekten, die die Förderbedingungen nicht erfüllen, ist es für uns besonders schwer, diese ablehnen zu müssen.“
Was würdet ihr euch für die Zukunft in der Projektförderung wünschen?
Luna: „Ich würde mir wünschen, dass die Projektförderung der UNO-Flüchtlingshilfe sowie die gesamte UNO-Flüchtlingshilfe in Zukunft überflüssig wird.“
Caro: „Schöner Wunsch Luna! Aber wir beide wissen, dass es dazu in näherer Zukunft leider nicht kommen wird. Ich würde mir wünschen, dass der deutsche Staat mehr Verantwortung für die Finanzierung von unabhängigen Beratungsstrukturen für Flüchtlinge übernimmt. Für mich selbst hoffe ich zudem, dass bald wieder Projektbesuche in normaler Form möglich sind!“
Fun-Fact
Caros Arbeitsbeginn bei der UNO-Flüchtlingshilfe war pünktlich zum ersten Corona-Lockdown. Dies hat dazu geführt, dass infolge von Social-Distancing wir keinen typischen Büroalltag entwickelt haben. Verblüffend ist es also zu sehen, wie gut man sich kennenlernen und verstehen kann - trotz Homeoffice! Wir freuen uns schon jetzt auf die Zeit im gemeinsamen Büro in Post-Covid-Zeiten.
Wer sich ein detaillierteres Bild über die Vielzahl an geförderten Projekten machen möchte, kann sich hier über die internationale und nationale Projektförderung informieren. Dort werden sowohl die Projekte von UNHCR als auch unsere nationalen Projekte vorgestellt.
Du möchtest mehr über das Arbeiten bei der UNO-Flüchtlingshilfe erfahren oder dich bei uns bewerben? Alle Informationen findest du hier:
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