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Corona-Pandemie: Wir müssen global denken

Es ist ein Luxus, „zuhause“ bleiben zu können.

Lesedauer: 4 Minuten
Autor: Peter Ruhenstroth-Bauer

Es sind aufregende und sorgenvolle Zeiten. TV, Radio und Zeitungen kennen, so hat man den Eindruck, nur noch ein Thema und unsere Nachrichten werden jeden Tag von den Ereignissen der Corona-Pandemie überholt. Es zeigen sich Unvernunft und Abgründe, wenn, wider aller Vernunft, die „Corona – Party“ steigen soll oder sich im Netz in Windeseile Unsinns-Meldungen über Corona-Ursachen,-heilmittel oder Verschwörungstheorien verbreiten. Doch trotz all der Aufregung und so mancher Aufreger erleben wir gerade auch eine Welle der Solidarität: Jüngere kümmern sich um ältere Menschen. Es wird eingekauft und Kontakt gehalten, es gibt Online-Lesungen, Konzerte und vieles mehr.

Wir vom Team der UNO-Flüchtlingshilfe haben natürlich auch alle empfohlenen Maßnahmen getroffen. Wir arbeiten seit dieser Woche alle von zuhause aus, wir haben unsere Arbeitsabläufe auf mobil umgestellt und so trägt jede*r Einzelne von uns mit dazu bei, dass das Virus nicht weiterverbreitet wird und besonders gefährdete Gruppen geschützt werden.

Aber wir machen uns natürlich ganz besondere Sorgen auch um die Menschen, die es aktuell - trotz katastrophaler Bedingungen – nicht mehr in die Nachrichten schaffen: Menschen auf der Flucht. Es sind über 70 Millionen Menschen und sie gehören in der aktuellen Situation ganz sicher zu den verwundbarsten und gefährdetsten Gruppen weltweit. Sie mussten vor Krieg und Gewalt fliehen und ihre Heimat verlassen. Oft haben sie unvorstellbar lange Fußmärsche, mit wenig oder nichts zu essen hinter sich, ehe sie in Sicherheit sind. So geschwächt sind sie natürlich viel schneller anfällig für jede Krankheit. Und wenn sie in Sicherheit sind, dann sind es oft überfüllte Lager mit notdürftigen und kalten Unterkünften oder unzureichenden Sanitäranlagen, in denen sie Zuflucht finden. Die Bilder, die uns jetzt von den griechischen Inseln erreichen, von hilfebedürftigen und unterernährten Kinder im Jemen oder von Familien, die es gerade noch nach Bangladesch geschafft haben: Für diese Menschen treten wir gemeinsam mit so vielen Unterstützerinnen und Unterstützern ein.

Natürlich ist die Eindämmung der Corona-Pandemie jetzt für uns alle eine enorm große Herausforderung. Aber als ich heute meine ganzen Teamkolleg*innen der UNO-Flüchtlingshilfe auf meinem Computerbildschirm bei unserer morgendlichen – virtuellen – Teamrunde sah, dachte ich, wie gut es uns geht: jede*r am eigenen PC, zuhause im warmen Arbeitszimmer, im Wohnzimmer oder der Küche. Dieses Glück haben nicht viele und ja:

Es ist ein Luxus, „zuhause“ bleiben zu können.

Diejenigen, denen es viel schlechter geht, die auch jetzt so dringend unsere Unterstützung brauchen, haben keine Stimme – und mittlerweile auch kaum mehr Platz in unseren Medien. Dabei ist die Arbeit des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen gerade auch in diesen Zeiten so wichtig. Der UNHCR kümmert sich die lückenlose Versorgung mit sauberem Wasser, Seife, Sanitäranlagen, verstärkt Maßnahmen zur Abfallentsorgung und unterstützt die Ausbildung von Personal zur Sicherstellung der Infektionskontrolle.

Ja, wir machen uns Sorgen um unseren Liebsten und auch uns selbst. Wir dürfen allerdings in unserer Solidarität und der Sorge um unsere Mitmenschen diejenigen nicht vergessen, die unter prekärsten Bedingungen weit weg von ihrer Heimat ausharren müssen.

Wir wollen gemeinsam solidarisch sein und dazu gehört auch, dass wir dagegen  halten, wenn Sündenböcke gesucht werden, wenn über Grenzschließungen gejubelt wird, weil dann Geflüchtete „draußen“ bleiben.

Die Antwort auf eine globale Pandemie kann nur eine globale sein – die Ausbreitung des Virus muss in allen Ländern eingedämmt werden und alle Risikogruppen haben ein Recht darauf, angemessen geschützt und behandelt zu werden.

 

 

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