Kaffee, Kultur und Kulinarik
Majd und Mahmoud mussten vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland fliehen. In einem Sprachkurs lernten sie sich kennen und führen heute gemeinsam das gemütliche Café CU in Bonn. Im Interview erzählen die zwei Freunde vom Ankommen in Deutschland, syrischem Essen und ihren Plänen für ihr Geschäft.
Seit wann seid Ihr Deutschland?
Majd: Ich bin seit neun Jahren in Deutschland. Ich komme aus Aleppo und dort war die Situation katastrophal. Wir konnten zunächst in unserer Wohnung bleiben, aber es war trotzdem sehr gefährlich, alles wurde bombardiert. Ich war fast 18 Jahre alt und es war besonders gefährlich für mich, weil ich zum Militär hätte gehen müssen. Das ist eine Pflicht, vor allem in Kriegszeiten. Ich blieb noch, bis ich mein Abitur abgeschlossen hatte und bin dann nach Deutschland gekommen. Ich habe einfach einen sicheren Ort gesucht.
Mahmoud: Bei mir war die Situation ähnlich. Ich bin 2013 nach Deutschland gekommen. Ich komme auch aus Aleppo, die Wirtschaftshauptstadt in Syrien. Dort gab es viele Firmen, mein Vater hatte eine Textilfirma. Da habe ich als Modedesigner gearbeitet – heute mache ich Design für unsere Kuchen (lacht).
Wie ging es Euch kurz nach Eurer Ankunft in Deutschland?
Majd: Das war natürlich erstmal ein gutes Gefühl: Ich habe vier Jahre im Krieg verbracht, in Deutschland war ich in Sicherheit. Ich war froh, endlich angekommen zu sein. Meine Reise nach Deutschland dauerte einen Monat und es war nicht einfach, mein kleiner Bruder war auch dabei. Aber ich hatte auch viele Fragen:
Werde ich das hier schaffen? Mit der Sprache, mit der Arbeit? Schaffe ich das allein?
Zwei Brüder von mir waren auch in Deutschland, aber sie sind in Frankfurt geblieben und ich musste alleine in eine kleine Stadt im Sauerland ziehen und dort neu anfangen, mit 18 Jahren. Aber dann hat es Schritt für Schritt geklappt. Ich habe erstmal die Sprache gelernt, danach habe ich gearbeitet und auch angefangen zu studieren. Wir haben auch viel Hilfe erhalten von verschiedenen Organisationen.
Mahmoud: Für mich war es am Anfang in Deutschland zunächst ein komisches Gefühl: Ich war hier und meine ganze Familie in Syrien. Es war schwierig, die Situation dort immer in den Nachrichten zu sehen. Dieses Gefühl habe ich auch jetzt wieder, wenn ich die Bilder aus Palästina und der Ukraine sehe. Meine Familie konnte aber dann nach Ägypten flüchten, ein kleiner Teil ist auch nach Deutschland gekommen.
Es ist gut zu wissen, dass meine Familie jetzt auch in Sicherheit ist.
Wie ist der Plan entstanden, ein Café zu eröffnen?
Majd: Wir haben uns früher immer in einem Café getroffen, wir trinken einfach gerne Kaffee. Dafür haben waren wir immer auf der Suche nach guter Qualität und einem schönen Ort. Das war unser Hobby, würde ich sagen. Und von Mahmoud kam dann die Idee, dass wir auch selber ein Café haben wollen für uns, was wir auch selber einrichten können und in dem wir gute Qualität anbieten können.
Mahmoud: Ich führe auch schon zwei Burgerrestaurants in Aachen, aber ich wollte immer auch ein Café eröffnen, weil ich früher selbst in einem gearbeitet habe. Das war einfach ein Traum von mir. Deswegen habe ich auch schon lange die ganze Dekoration, die es jetzt im Café gibt, Zuhause gesammelt. Manche Sachen sind aus Syrien, manche sind aus Ägypten, vieles habe ich aber auch in Deutschland gefunden, darunter sind viele Deko-Elemente aus Kupfer. Das passt zum Namen des Cafés, denn CU ist das chemische Symbol für Kupfer.
Ihr wohnt eigentlich in Aachen. Wieso habt Ihr Euch für Bonn als Standort entschieden?
Majd: Unser Plan war es eigentlich immer, ein Café in Köln zu eröffnen: Eine große Stadt mit vielen Menschen, die sich für gute Cafés interessieren. Wir haben lange in Köln gesucht und es hat irgendwie nicht geklappt. Wir standen ein paar Mal kurz davor, aber in der letzten Minute ist dann doch immer etwas dazwischengekommen. Dann haben wir eine Anzeige gefunden, dass hier ein Café in Bonn zu verkaufen ist. Mittlerweile habe ich auch ein WG-Zimmer in Bonn gefunden und bin gerade hierhin gezogen.
Mahmoud: Majd hat mir die Nachricht geschickt, dass es hier dieses schöne Café in Bonn gibt. Und ich hatte es tatsächlich auch selbst schon lange unter meinen Favoriten abgespeichert. Deswegen war es für uns klar, dass wir diesen Laden übernehmen möchten.
Ihr habt das Café vor sieben Monaten übernommen. Was sind Eure Pläne mit dem Laden?
Majd: Wir haben natürlich viele Pläne für das Café. Das Problem bleibt immer noch die Baustelle, die direkt vor der Tür ist. Als wir das Konzept ausgearbeitet haben, war erstmal unser Plan: Zum Anfang machen wir die Standard-Sachen, das heißt, wir bieten kalte und heiße Getränke an und eine Frühstücksauwahl. Und im Laufe der nächsten Zeit möchten wir auch syrische Gerichte, wie zum Beispiel Maklube, anbieten. Wir machen hier jeden Monat etwas Neues. In der letzten Woche gab es ein „Silent Reading“ bei uns. Die Woche davor haben wir ein orientalisches Konzert veranstaltet und davor einen Filmabend. Wir sind immer offen für neue Veranstaltungen und Ideen!
Mahmoud: Wir haben auch eine kleine Bibliothek eingerichtet, mit arabischen und deutschen Büchern. Man kann also einfach hierhin kommen, einen Kaffee trinken und sich eines der Bücher nehmen und lesen.
Wärmende Köstlichkeiten aus Syrien
Wir haben Majd und Mahmoud im Café CU in Bonn besucht. Zusammen haben wir Maklube und Ouzi, zwei leckere Gerichte aus ihrer Heimat Syrien, gekocht.
Unser Fazit: Unbedingt ausprobieren!
Wir haben heute zusammen Ouzi und Maklube zusammen gekocht. Was verbindet Ihr mit diesen Rezepten?
Mahmoud: Ouzi war das letzte Gericht, das ich in Syrien gegessen habe. Deswegen verbinde ich es besonders stark mit meiner Heimat. Und Maklube – Du hast es selbst gesehen, es ist eine wirklich große Portion – das haben wir immer mit der gesamten Familie gegessen.
Majd: Maklube ist immer mit lustigen Erinnerungen verbunden! Weil immer wenn das Essen fertig ist, wird der Topf umgedreht und die ganze Familie kommt und schaut zu, ob es am Stück bleibt oder auseinanderfällt. Deshalb verbinde ich dieses Gericht immer mit lustigen Momenten mit der Familie.
Was ist sonst noch typisch für die syrische Küche?
Majd: Lammfleisch auf jeden Fall. Und wir haben einen besonderen Pfeffer, das ist eine Mischung aus sieben verschiedenen Pfeffersorten und die hat eigentlich jede Familie Zuhause. Dann verwendet man außerdem noch häufig Tomaten, Reis natürlich und Sumak.
Mahmoud: Mein absolutes Lieblingsessen sind gefüllte Weinblätter! In Syrien gibt es zwei verschiedene Sorten: Einmal sauer und süßsauer mit Granatapfelsauce. Ich mag beide (lacht).
Majd: Ich stehe auf Fleisch. Aber das was Mahmoud genannt hat, finde ich auch super. Und bei den Weinblättern mag ich sogar die vegane Variante lieber als die mit Fleisch, da ist dann viel Gemüse drin und diese Besonderheit durch die Granatapfelsauce. Das sollten wir auf jeden Fall auch bald im Café anbieten!
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