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Teil 3: In Erinnerung an...

Die Corona-Krise konfrontiert uns mit einer bisher nie da gewesenen Situation, doch in ihren Einzelteilen ist sie nichts Neues.

UNHCR
UNHCR/Eduardo Soteras Jalil

Angst, Verunsicherung, Falschinformationen, ungewisse Zukunftsperspektiven, aber auch Solidarität, Zusammenarbeit und Gemeinschaftssinn - die Corona-Krise und all ihre Facetten dominiert momentan unseren Alltag.

Auch wenn uns die globale Corona-Pandemie insgesamt mit einer bisher nie da gewesenen Situation konfrontiert, so ist sie in ihren Einzelteilen doch nichts Neues. Menschen leiden seit Jahrhunderten unter Kriegen, Krisen oder hochansteckenden Krankheiten und allen Auswirkungen davon.

Und wir alle haben schon Situationen erlebt, in denen wir mit Angst oder Ungewissheit auf die eine oder andere Art umgehen mussten.

Im letzten Teil unserer kleinen Blog-Reihe suchen wir deshalb keine Antworten auf eine Frage, sondern erinnern uns an bestimmte Situationen oder Menschen, die vielleicht schon mal etwas Ähnliches erlebt haben.

Ute: "Seit einigen Tagen schleicht sich der Gedanke in mein Bewusstsein, dass meine inzwischen 85-jährige Mutter doch nicht so „seltsam denkt und handelt“. Sie hat als Kind den 2. Weltkrieg miterlebt und Hunger, Mangel und Verlust aushalten müssen. Jetzt während der Corona-Krise erlebe ich, dass das Leben unvermittelten massiven Änderungen unterworfen sein kann. Veränderungen, die man nicht vorausgesehen und zum Teil auch völlig falsch eingeschätzt hat. Meine Mutter hortet zeitlebens Kleidung, Lebensmittel und andere Dinge des alltäglichen Gebrauchs, um „für jeden Fall“ gerüstet zu sein. Darüber habe ich mich immer mokiert, kenne ich doch nur Überfluss und steten Zugriff auf alles, was ich brauche. Jetzt sehe ich die Dinge zum ersten Mal anders – nichts ist selbstverständlich, ich bin dankbar für das Viele, das wir haben. Und endlich verstehe ich das vorsorgliche Verhalten meiner Mutter, an die ich die Tage oft denke."

Monika: "Ich erinnere mich an die Erzählungen meiner Oma (Jahrgang 1905) und meiner Mutter (Jahrgang 1934). Sie haben ganz anderes durchgemacht, als wir heute. Auch sie mussten ihre Heimat verlassen, als die Bombenangriffe auf das Ruhrgebiet zunahmen. Ihre kleinste Sorge war, wo es noch WC-Papier gibt..."

Philipp: "Vor vielen Jahren habe ich in einem Fotofachgeschäft gejobbt und hatte dort immer wieder mit Kameras zu tun, bei denen sich der Film in der Kamera verhakt hatte. In solchen Fällen musste ich die Kamera in einem stockdunklen Raum öffnen und den Film manuell aufwickeln. Ich konnte man nicht sehen, was ich tat, und selbst wenn ich es geschafft hatte, konnte es sein, dass die Aufnahmen trotzdem unbrauchbar geworden waren.

Seitdem versuche ich, das Beste zu hoffen und mein Bestes dazu zu geben, ganz gleich wie dunkel der Raum ist und ganz gleich wie verwickelt der Film.

Mara: "Die Oma von meinem Freund, Oma Liesa, lebt im Altenheim und feiert dieses Jahr im September ihren 102ten Geburtstag. Als Mitte April beschlossen wurde, dass das Heim abgeriegelt wird, konnten wir ihr das nicht mehr persönlich mitteilen, sondern nur noch am Telefon. Während 90% der Bevölkerung die Nerven verloren und mit Klopapier-Hamsterkäufen antwortete, war ihre einzige Reaktion vollkommene Gelassenheit. „Achso, ja das verstehe ich, das kenne ich schon von der Polio-Epidemie Anfang des Jahrhunderts.“ Nach dem Durchleben der Folgen von zwei Weltkriegen, eisernem Vorhang, Wiedervereinigung, Mondlandung, Erfindung von Internet, TV uvm. bringt einen so schnell nichts aus der Ruhe. Als verwöhnter Millennial ist Oma Liesa mein Vorbild in der Corona-Krise."

Svenja: "Ich muss inzwischen noch mehr an die Menschen denken, deren Leben tagtäglich und schon ohne die "besonderen" Umstände einer globalen Pandemie strikten Beschränkungen unterworfen ist und für die Reise- und Bewegungsfreiheit, Versammlungsfreiheit oder leere Regale im Supermarkt Alltag sind. Ich hoffe, wir vergessen auch nach Ende der Corona-Krise diese Menschen nicht und sind uns unserer Priviligien bewusster."

Lesen Sie auch:

Teil 1: Wofür sind wir dankbar?  Teil 2: Was erleben Sie gerade zum ersten Mal?

Gibt es jemanden, an den oder die Sie in der aktuellen Zeit besonders oft denken oder an die Sie sich erinnert fühlen? Lassen Sie es uns in einem Kommentar wissen!

 

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