Finanzielle Kürzungen gefährden Fortschritte bei der Bildung von Flüchtlingen
Drastische Kürzungen in der internationalen humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit gefährden die Fortschritte der letzten Jahre beim Bildungszugang für Flüchtlinge. Davor warnt das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) in seinem neu veröffentlichten Bildungsreport, der in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal erscheint.
„Es gibt enorme Anstrengungen, um mehr Flüchtlingen den Zugang zu Schulen und Universitäten zu ermöglichen“, erklärt Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge. Im Jahr 2024 konnten neun Prozent aller Flüchtlinge im Studienalter eine Hochschule oder Universität besuchen. Ein Anstieg gegenüber sieben Prozent im Vorjahr. Dieser Fortschritt zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind, das Ziel zu erreichen, bis 2030 rund 15 Prozent aller Flüchtlinge den Zugang zu tertiärer Bildung zu eröffnen. „Doch es muss noch viel mehr geschehen“, betont Grandi.
Zwar können heute so viele geflüchtete Kinder und Jugendliche wie nie zuvor eine Schule besuchen. Gleichzeitig ist die Zahl der weltweit Vertriebenen so stark gestiegen, dass die Bildungsangebote für Flüchtlingskinder nicht Schritt halten konnten. Somit hat fast die Hälfte aller geflüchteten Kinder nach wie vor keinen Zugang zu Bildung. Von derzeit rund 12,4 Millionen Flüchtlingen im Schulalter können 46 Prozent, also etwa 5,7 Millionen Kinder und Jugendliche, keine Schule besuchen. Mehr internationale Unterstützung und Investitionen sind dringend erforderlich, um diesen Kindern Bildungschancen zu eröffnen.
„Bildung schenkt geflüchteten Kindern und Jugendlichen Schutz, Hoffnung und Zukunft. Jede Spende in Bildung bedeutet nicht nur Wissen, sondern eröffnet Wege aus Unsicherheit hin zu einem selbstbestimmten Leben – und legt die Grundlage für Frieden und Perspektiven für uns alle“, sagt Mark Ankerstein, Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe, dem deutschen Partner von UNHCR.
Der UNHCR-Bildungsreport macht zudem deutlich, dass Flüchtlingskinder im Vergleich zur Gesamtbevölkerung beim Bildungszugang besonders benachteiligt sind. Sie besuchen durchschnittlich noch seltener eine Schule als Kinder aus einkommensschwachen Gemeinden oder Krisengebieten. Sprachbarrieren, die fehlende Anerkennung von Bildungsabschlüssen und rechtliche Einschränkungen verschärfen diese strukturelle Benachteiligung. Dabei schützt Schulbildung geflüchtete Kinder vor Risiken wie Kinderarbeit und Zwangsheirat, fördert die Integration und legt die Basis für wirtschaftliche Selbstständigkeit.
Neben den Herausforderungen nennt der Bericht aber auch positive Entwicklungen: Zwar ist von Geschlechterparität beim Bildungszugang für Flüchtlingskinder noch keine Rede, doch wurden kleine Fortschritte beim Schulbesuch von Mädchen verzeichnet – sowohl in der Grundschule als auch in weiterführenden Schulen.
Die Datenlage zu den schulischen Leistungen geflüchteter Kinder und Jugendlicher ist weltweit noch sehr lückenhaft. Um diese Wissenslücke zu schließen, hat UNHCR 2024 Untersuchungen in Mexiko und Mauretanien durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, grundlegende Kompetenzen zu vermitteln und auf altersgerechten Unterricht zu setzen.
Es braucht qualitativ hochwertige Bildung und evidenzbasierte Ansätze, um geflüchtete Kinder und Jugendliche nachhaltig zu fördern. So können sie sich eine bessere Zukunft aufbauen und aktiv zu den Gemeinschaften beitragen, die sie aufnehmen.
Die UNO-Flüchtlingshilfe unterstützt die weltweiten UNHCR-Bildungsprogramme für Geflüchtete finanziell: im letzten Jahr mit rund 3,2 Millionen Euro. Darunter ist das „Educate a Child“-Programm (Grundschulbildung), das in 16 Ländern umgesetzt wird und das „DAFI“-Programm für Hochschulstipendien.
Mehr zum Thema „Bildung für Flüchtlinge“ unter: www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/perspektiven-schaffen/bildung
Pressestelle der UNO-Flüchtlingshilfe:
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