80 Jahre nach Kriegsende: Aus Erinnerung muss Haltung wachsen

Im Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Ein Anlass, sich zu erinnern: an Gewalt, Zerstörung – und an Millionen Menschen auf der Flucht. Nicht irgendwo auf der Welt, sondern mitten in Europa. Nicht als Ausnahme, sondern als prägende Erfahrung für Millionen. Flucht ist keine historische Randnotiz. Sie war und ist Teil deutscher Geschichte.
Flucht aus Deutschland – und in Deutschland
Schon vor dem Kriegsende flohen viele Menschen aus Deutschland – verfolgt vom NS-Regime, entrechtet, in Lebensgefahr. Nach dem Krieg begann eine andere, massive Fluchtbewegung: Rund 14 Millionen Menschen flohen oder wurden aus den ehemaligen Ostgebieten vertrieben. Sie verloren ihr Zuhause, ihre Lebensgrundlage – und oft auch ihre Zugehörigkeit. Sie kamen in ein zerstörtes Land, in eine Gesellschaft, die überfordert war. In vielen Orten wurden sie als Belastung empfunden. Die Wohnungsnot war groß, die Hilfsbereitschaft oft begrenzt.
Der Begriff „Flüchtling“ war stigmatisierend – damals wie heute. Diese Erfahrungen prägten Generationen und wurden Teil unseres kollektiven Gedächtnisses.
Aus europäischer Erfahrung wurde globale Verantwortung
1950 reagierten die Vereinten Nationen auf diese humanitäre Katastrophe mit der Gründung des UNHCR – dem UN-Flüchtlingshilfswerk. Das Ziel: Menschen schützen, die vor Verfolgung, krieg und Gewalt fliehen müssen. Ursprünglich als befristets Mandat gedacht, wurde schnell klar: Flucht ist kein Einzelfall der Geschichte. Der UNHCR wurde zur internationalen Antwort auf Not, Vertreibung und staatenlose Existenzen – weltweit.
Heute hilft der UNHCR in über 100 Ländern und Deutschland ist nicht mehr Herkunftsland von Flüchtlingen, sondern Zufluchtsort – und einer der wichtigsten Unterstützer des UNHCR. Als nationaler Partner des UNHCR unterstützt die UNO-Flüchtlingshilfe nun seit 45 Jahren die weltweiten UNHCR-Hilfseinsätze. Gleichzeitig werden auch Hilfsprojekte und Initiativen hier in Deutschland gefördert, die Flüchtlinge beim Ankommen und Neubeginn zur Seite stehen.
Heute sind es andere – aber der Schmerz ist ähnlich
Ob in Syrien, Afghanistan oder Sudan – die Gründe für Flucht ähneln denen von damals. Sie sprechen andere Sprachen, haben andere kulturelle Hintergründe. Das macht es nicht einfacher – aber auch nicht weniger berechtigt.
Denn: Die Fluchterfahrungen ähneln sich bis heute.
- Krieg
- Verfolgung
- Perspektivlosigkeit
- Hoffnung auf Sicherheit
Früher flohen Menschen zu Landsleuten. Heute sind es „Fremde“, die zu uns kommen. Aber das Ziel ist das gleiche: ein Leben in Sicherheit.

Gedenken braucht Haltung
80 Jahre nach dem Ende des Kriegs erleben wir eine Zeit, in der rechte Rhetorik wieder lauter wird, in der Flucht und Migration als Bedrohung dargestellt werden. Dabei wird oft vergessen, wie viele Menschen hierzulande einmal selbst geflohen sind.
Aus der Erinnerung an Flucht kann etwas wachsen: Verständnis. Solidarität. Handeln. Wer heute geflüchteten Menschen hilft, handelt nicht aus Gutmenschentum. Sondern aus Einsicht. Wir wissen, wie es ist, alles zu verlieren. Deshalb sollten wir wissen, wie wichtig Hilfe ist.
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