Chaos im Kongo: Eskalierende Gewalt und wachsende humanitäre Krise
+++ Die humanitäre Krise im Osten der Demokratischen Republik Kongo spitzt sich weiter zu. Seit der Eskalation der Gewalt im Oktober 2024 wurden mehr als 1,2 Millionen Menschen intern vertrieben. Knapp 150.000 Flüchtlinge haben die Grenzen zu Nachbarländern überschritten. +++
Ende Januar 2025 eroberte die M23-Miliz Goma, die Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, und rückte bis nach Bukavu vor. Trotz eines vereinbarten Waffenstillstands im Rahmen der Doha-Gespräche dauern die Kämpfe unvermindert an. Die Gewalt eskaliert, mit außergerichtlichen Tötungen, sexueller Gewalt und Zwangsrekrutierungen, insbesondere von Binnenvertriebenen. UNFPA berichtet, dass sexuelle Gewalt gezielt als Kriegstaktik eingesetzt wird, um die Bevölkerung zu terrorisieren und zu vertreiben.
Zugleich verschärft sich die Versorgungslage dramatisch: Über 28 Millionen Menschen sind aktuell akut von Hunger betroffen – so viele wie noch nie zuvor in der Geschichte des Landes.
Der UNHCR und seine Partner arbeiten weiterhin in Nord- und Süd-Kivu, aber es mangelt an Mitteln für lebenswichtige Hilfe, einschließlich Unterkünften, Gesundheitsversorgung und Schutzdiensten.
Unsere dringende Bitte an Sie: Spenden Sie und helfen Sie uns, diesen Menschen in ihrer Not beizustehen.

Ein nicht enden wollender Konflikt
[Stand: Mai 2025]
Seit Jahrzehnten kommt die Demokratische Republik Kongo (DRKongo) nicht zur Ruhe. Im Land herrscht eine der größten Vertreibungskrisen Afrikas. Seit Jahren leiden die Menschen unter der Gewalt sich bekämpfender Gruppen. Die Lage ist unübersichtlich und das Vertrauen in Institutionen wie Polizei, Militär, Justiz und Parteien ist nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg und Gewalt, sehr gering.
Über 7,8 Millionen Menschen leben als Vertriebene im eigenen Land und etwa 900.000 Menschen haben sich in den Nachbarländern in Sicherheit gebracht. Der Großteil der Binnenvertriebenen lebt in Nord- und Süd-Kivu und der Ituri-Provinz, wo ein Konflikt um Boden und Rohstoffe tobt. Durch die allgegenwärtige Gewalt und Kämpfe zwischen bewaffneten Gruppen wird die Bevölkerung immer wieder zur Flucht gezwungen.
Gleichzeitig leben im Kongo rund 520.000 Flüchtlinge. Die meisten von ihnen kommen aus der Zentralafrikanischen Republik und Ruanda, gefolgt von Burundi, dem Südsudan und anderen Ländern.
Bereits seit 1999 ist die UN-Friedensmission MONUSCO zum Schutz der Bevölkerung in der DRKongo stationiert.

Sie töteten meinen Eltern, weil sie zu alt waren, um zu laufen. Wir versteckten uns drei Tage im Busch, fast nackt, wir hatten kaum etwas dabei.
Priscilla (48) musste um ihr Leben rennen, als bewaffnete Männer Macheten und Gewehre schwingend in das Dorf eindrangen.
Eskalierende Gewalt und humanitäre Krise
Durch eskalierende Gewalt Anfang des Jahres 2025 wurden mehr als eine halbe Million Menschen vertrieben. Ende Januar haben Truppen der M23 Miliz Goma, die Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, eingenommen.
Es gibt Berichte von Menschenrechtsverletzungen wie Vergewaltigungen, Zwangsrekrutierungen und Entführungen, Angriffen auf medizinische Einrichtungen und Plünderungen. Die Menschen haben keinen Zugang zu fließendem Wasser oder Elektrizität. Humanitäre Hilfsorganisationen können die Region in und um Goma derzeit nicht erreichen, um der Bevölkerung zu helfen. Bei den Kämpfen wurden auch Soldat*innen der MONUSCO-Friedenstruppe getötet.
Die anhaltende Gewalt in der Ostregion der Demokratischen Republik Kongo zwingt immer mehr Menschen zur Flucht – allein seit Januar 2025 haben rund 50.000 Kongoles*innen in Uganda Zuflucht gesucht. Viele von ihnen, vor allem Frauen und Kinder, kommen geschwächt und traumatisiert an. Die Aufnahmelager sind überfüllt, es mangelt an sauberem Wasser, medizinischer Hilfe und Unterkünften. Hinzu kommen massive Finanzierungslücken, die die humanitäre Versorgung zusätzlich erschweren. Der UNHCR und seine Partner tun alles, um die dringendsten Bedürfnisse zu decken – doch dafür braucht es internationale Solidarität und schnelle Unterstützung.
Die Zivilbevölkerung leidet am meisten
Am meisten leidet die Zivilbevölkerung in den umkämpften Regionen unter dem bewaffneten Konflikt. Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Es werden Dörfer angegriffen und Häuser niedergebrannt. Zivilisten werden Opfer von Gewaltexzessen, Zwangsrekrutierungen, Missbrauch und Folter.
Die Versorgungssituation der Vertriebenen in der DR Kongo ist schlecht. So kommt es immer wieder zu Choleraausbrüchen in Flüchtlingscamps. Es fehlt an allem: die Menschen brauchen Wasser, Nahrung, Unterkünfte und andere Hilfsgüter.
Über 25 Millionen Menschen in der DR Kongo haben nicht genug zu Essen. Doch Hilfsorganisationen haben nicht immer Zugang zu den notleidenden Menschen. Und die schwindenden finanziellen Mittel machen eine langfristige Hilfe immer schwieriger.
Flüchtlinge aus der DRKongo in Nachbarländern
Binnenvertriebene
Flüchtlinge aus anderen Ländern
Hintergrund eines jahrzehntelangen Konfliktes
Was sind die Hintergründe des Konflikts in der DRKongo?
Die Hintergründe des Konflikts in der Demokratischen Republik Kongo sind komplex und reichen bis in die Kolonialzeit zurück. Wir beschränken uns auf die grobe Beschreibung der Geschehnisse nach dem Völkermord an den Tutsi 1994 in Ruanda, bei dem mehr als 2 Millionen Ruander, sowohl Tutsi als auch Täter des Massentötens, Angehörige der Hutu, in die angrenzenden östlichen Gebiete des damaligen Zaire flohen. Der Völkermord destabilisierte die gesamte Region der Großen Afrikanischen Seen.
Es folgte der Erste Kongokrieg vom Herbst 1996 bis Mai 1997 auf dem Territorium der DRKongo (damals Zaire), mit großen politischen und militärischen Spannungen im Grenzgebiet zu Ruanda. Extremistische Hutu übernahmen in grenznahen Flüchtlingslagern die Macht und nutzten sie als militärische Basen. In Folge des darauffolgenden Krieges und Vormarsches auf die Hauptstadt Kinshasa wurde Diktator Mobutu Sese Seko gestürzt.
Ab 1996 wurden mit Unterstützung des UNHCR die Mehrheit der insgesamt über eine Million Flüchtlinge nach Ruanda repatriiert.
Der Zweite Kongokrieg fand von 1998 bis 2003 auf dem Gebiet der DRKongo statt. Mehrere untereinander zerstrittene Rebellengruppen versuchten, die Regierung zu stürzen. Beide Seiten wurden massiv von mehreren anderen afrikanischen Staaten unterstützt. 1999 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, 2002 wurde ein Friedensvertrag unterzeichnet und 2003 nahm eine Allparteienregierung ihre Arbeit auf, die 2006 freie Wahlen durchführte.
Insbesondere die Regionen Nord- und Süd-Kivu sind jedoch auch nach 2003 nicht zur Ruhe gekommen. Die reichen Bodenschätze im Osten der DRKongo sind einer der Hauptgründe für die Auseinandersetzungen, da sowohl Rebellengruppen als auch ausländische Mächte von der Ausbeutung der Ressourcen profitieren, was den Konflikt weiter anheizt.
Eskalierende Gewalt und humanitäre Krise
Durch eskalierende Gewalt Anfang des Jahres 2025 wurden mehr als eine halbe Million Menschen vertrieben.
Ende Januar haben Truppen der M23 Miliz Goma, die Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, eingenommen und rückten kurz danach auf die südlich gelegene Stadt Bukavu vor.
Sowohl in Nord- als auch in Süd-Kivu wurden durch schweren Beschuss und Plünderungen die meisten Camps für Binnenvertriebene zerstört. Hunderttausende von Vertriebenen sind in überfüllten Behelfsunterkünften, Kirchen, Schulen und Krankenhäusern untergebracht.
Die Gesundheitslage in der Region ist dramatisch. Die Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen, einschließlich Leichenhallen und überfüllten Krankenhäusern erhöhen das Risiko von Infektionskrankheiten. Erste Cholerafälle in Vertriebenencamps wurden gemeldet.
Durch die unsichere Lage in der Region sind die Preise für Lebensmittel drastisch gestiegen.
Warum wird im Osten der DRKongo seit Jahren gekämpft?
Seit 1994 findet in den Ostprovinzen Kivu und Ituri ein vom ersten und zweiten Kongokrieg weitgehend unabhängiger Milizenkrieg statt.
Nord-Kivu ist für sein hohes Vorkommen an Rohstoffen wie Coltan, die unter anderem für die Produktion von Handys, Computern oder Elektroautos gebraucht werden, bekannt und umkämpft.
Alle Kriegsparteien werfen sich gegenseitig schwerste Menschenrechtsverletzungen vor.
Wer ist am jetzigen Konflikt in der DRKongo beteiligt?
Auf der einen Seite steht die sogenannte M23 (Bewegung des 23. März) Miliz, die vermeintlich von der Regierung Ruandas unterstützt wird. Sie kontrolliert gegenwärtig die Provinz Nord-Kivu und nimmt für sich in Anspruch die Interessen der Tutsi zu verteidigen. Der Miliz wird vorgeworfen, Vertriebene, die in die Region zurückkamen, hingerichtet zu haben.
Gegen die M23 kämpft ein Militärbündnis der Kongolesischen Armee sowie der Miliz „Allianz der Patrioten für einen freien und souveränen Kongo“. Beide Konfliktparteien nehmen die Grenzregion Nord-Kivu für sich in Anspruch. Es ist ein Kampf um Gebiete und die damit verbundenen Rohstoffe.
Schwierige Lebensbedingungen für Binnenvertriebene
Unterfinanzierung der Hilfsmaßnahmen
Das Land steckt derzeit in einer der längsten und komplexesten humanitären Krise Afrikas. Gleichzeitig sind die Hilfsmaßnahmen in der DR Kongo erheblich unterfinanziert. Das führt dazu, dass Maßnahmen in den wichtigen Bereichen Bildung, Wasser und Hygiene gekürzt oder ganz ausgesetzt werden müssen. Nach der Zerstörung von Camps für Binnenvertriebene rund um Goma, errichtet der UNHCR ein neues Camp für 85.000 Menschen in Süd-Kivu. In Burundi werden neu ankommende Flüchtlinge in existierende Flüchtlingscamps im Inland gebracht.
2025 werden für die Hilfsmaßnahmen des UNHCR rund 379 Millionen Euro benötigt. Bis zum Jahresende 2024 konnten nur 42% des letztjährigen Bedarfes finanziert werden. Unter anderem mussten Maßnahmen für Notunterkünfte für Binnenvertriebene gestoppt werden und die Bargeldhilfe für vertriebene Frauen reduziert werden. Die Menschen leben in unzureichenden Unterkünften. Frauen ohne finanzielle Unabhängigkeit sind möglicherweise Risiken wie sexueller Gewalt ausgesetzt.
Im Jahr 2023 unterstützte die UNO-Flüchtlingshilfe die dringend benötigte und lebensrettende Soforthilfe des UNHCR in der DRKongo mit knapp 1,2 Millionen Euro. Im Jahr 2024 waren es aufgrund der gesunkenen Spendeneinnahmen nur 300.000 Euro.
Um den Flüchtlingen weiter helfen zu können, brauchen wir dringend Ihre Unterstützung!

So können Sie helfen
Sie möchten Menschen auf der Flucht zur Seite stehen?
Dann unterstützen Sie unsere lebensrettende Hilfe noch heute mit Ihrer Online-Spende. Jeder Beitrag hilft!