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Ist es falsch, zu sein wer ich bin?

Sie wurden geschlagen, gefoltert, bedroht - nur weil sie liebten, wen sie liebten, oder weil sie nicht verbergen wollten, wer sie wirklich sind.

LGBT-Aktivistin Bianka Rodriguez feiert Pride in San Salvador.
UNHCR/Tito Herrera

Sie wurden geschlagen, gefoltert, ihr Leben bedroht - nur weil sie liebten, wen sie liebten, oder weil sie nicht verbergen wollten, wer sie wirklich sind. Deshalb mussten sie ihre Heimat verlassen und Schutz in einem anderen Land suchen.

Aber ich dachte, Flüchtlinge seien Menschen, die vor Krieg fliehen?

Richtig. Einige LGBTI+ -Flüchtlinge sind auf der Flucht vor Krieg oder Gewalt in ihren Ländern, und dass sie  LGBTI+ sind, ist nicht die primäre Grundlage für ihren Anspruch auf Schutz - es mag völlig bedeutungslos sein. Andere fliehen aber eben allein aufgrund der Tatsache, dass sie verfolgt werden, weil sie Teil der LGBTI+ -Community sind.

Weltweit gibt es mehr als 26 Millionen Flüchtlinge, die vor Krieg, gewaltsamen Konflikten oder Verfolgung aus ihrem Land geflohen sind. Die Genfer Flüchtlingskonvention sagt ganz am Anfang, dass alle, „die aufgrund ihrer Rasse, Religion, Nationalität, politischen Überzeugung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe begründete Furcht vor Verfolgung haben“, als Flüchtling geschützt werden sollen.

Doch nach der Flüchtlingskonvention und dem Protokoll haben auch Personen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung verfolgt werden, Anspruch auf einen solchen Schutz.

In diesem Pride-Month möchten wir einige Menschen der LGBTI+ -Community vorstellen, die keine andere Wahl hatten, als zu fliehen:

 

„In der 6. Klasse dachte ich zum ersten Mal, dass ich vielleicht lesbisch bin, aber ich habe es mir erst in der High School wirklich eingestanden. Ich habe es geheim gehalten und es vor allen versteckt. Meine Familie ist muslimisch und ich hatte das Gefühl, mich niemals vor ihnen outen zu können. Als ich auf dem College war, durchsuchte meine Familie mein Telefon und sah den Nachrichtenverlauf zwischen mir und meinem Partnerin. Sie schlugen mich und konnten es nicht akzeptieren. Sie haben mich sogar für eine Woche in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. In Ägypten ist die LGBTI+ -Community so versteckt, niemand kann seine Sexualität frei ausleben, weil sie von der Polizei mitgenommen und gefoltert werden könnten. Es sind aber nicht nur die Polizei und die Regierung, sondern auch die breite Öffentlichkeit. Ich habe meine Partnerin Miral auf Instagram kennen gelernt. Wir wussten, dass wir in Gefahr waren, und wir versuchten zu fliehen. Zuerst versteckten wir uns in Ägypten, bis wir endlich ein Visum für die Ausreise als Flüchtlinge bekommen konnten. Wir kamen im Juni 2018 nach Toronto. Keine von uns beiden hat noch Kontakt zu ihrer Familie.

Wir hätten nie gedacht, dass es einen Ort auf der Welt geben würde, an dem wir frei herumlaufen, Händchen halten und uns öffentlich küssen könnten. Als wir zum ersten Mal in Toronto ankamen, waren wir so glücklich, dass wir weinten.“

- Noura, 24 ist mit ihrer Partnerin Miral nach Kanada geflohen, nachdem ihre Familie sie geschlagen und in eine psychiatrische Klinik geschickt hatte.

 

"Ich wurde zu „dem“ Schwulen. Der offene, der stolze und der politisierte. War es beängstigend? Es war beängstigend. Aber es war auch ein beruhigender Akt, endlich meinen eigenen Raum zu beanspruchen, sichtbar zu werden, aber dennoch bloßgestellt... Wir sind stärker als alle anderen! Es ist wichtig, dass LGBTI+ -Menschen stark sind, wenn wir alltägliche Ängste, die Nachstellung unseres Traumas, die Panik vor Entdeckung, Mobbing und Erniedrigung überwinden wollen. IDAHOT ist eine bescheidene Erinnerung an all jene von uns, die unter repressiven Regimes leben, an ihr Bedürfnis nach ständiger Wachsamkeit und an ihre Angst aufgrund der bloßen Tatsache, das zu sein, was sie sind. Es spielt keine Rolle, ob man ein sichtbares Mitglied der LGBTI+ -Gemeinschaft ist oder nicht.

Was zählt, ist die Tatsache, dass das, was uns verletzlich macht, uns auch stärker macht"

    - Evgeny ist ein LGBTI+ -Aktivist und Forscher aus St. Petersburg. Im Jahr 2018 wurde er gezwungen, Russland zu verlassen. Im Jahr 2019 wurde ihm internationaler Schutz in der Republik Irland gewährt, wo er sich jetzt aufhält.

 

"Ich wurde in Spanien wiedergeboren. Zum ersten Mal fühle ich mich sicher, endlich wurde ich akzeptiert. Ich war bei Treffen, Workshops und sogar im Radio, um meine Geschichte zu erzählen. Ich möchte mit meinen Erlebnissen zeigen, dass es Optionen gibt. Allen, die wie ich aufgrund ihrer sexuellen Identität Verfolgung erlitten haben, möchte ich sagen, dass sie nicht allein sind. Es gibt Länder, in denen wir in die Gesellschaft einbezogen und akzeptiert werden."

    - Kemdra, 30, ist Krankenschwester, Flüchtlingsschwester und transsexuelle Frau aus Honduras. Sie wurde 2017 zur Flucht gezwungen und erhielt in Spanien Asyl.

"Sie [die Bandenmitglieder] beleidigten mich, schlugen und bedrohten mich. Sie sagten mir, sie hätten eine Kugel für mich auf Lager, dass ich genauso wie mein Freund getötet werden würde. Ich hatte immer einen Rucksack bei mir. Sie sagten mir, sie würden ihn mit Drogen füllen und dafür sorgen, dass ich ins Gefängnis gebracht würde, wo sie sich um mich kümmern würden. Ich habe mich gefürchtet. Ein Schuss damals und es wäre besser gewesen, als ins Gefängnis zu gehen."

    - Oscar, 47, ist ein LGBTI+ -Aktivist, der gezwungen wurde, aus Honduras zu fliehen. Seine Freundin, eine lesbische Frau, wurde getötet. Er sagte, die Polizei habe sich geweigert, ihn vor Bandenmitgliedern zu schützen. Oscar lebt jetzt in Guatemala.

 

Was kann ich tun, um zu helfen?

Sie können dafür sorgen, dass Ihr Zuhause, Ihre Gemeinde und Ihr Land für alle, auch für Menschen der LGBTI+ I-Community, sicher sind. Brechen Sie das Schweigen - melden Sie sich zu Wort, wenn Sie Diskriminierung sehen, hören Sie sich die Geschichten von LGBTI+ -Menschen an oder erzählen Sie Ihre eigene Geschichte, was auch immer sie sein mag.

 

Dieser Text wurde aus dem Englischen Originalen übersetzt.

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