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"Ihr wisst nicht, was Krieg ist"

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Tagebuch eines jungen Mädchens aus der Ukraine

Yevas Tagebuch beginnt an ihrem zwölften Geburtstag. Das Mädchen beschreibt ihr Leben in Charkiv, einer Stadt in der Ukraine, und berichtet von der geplanten Feier im Bowlingcenter. Wenige Tage nach der Geburtstagsfeier ändert sich das Leben der 12-Jährigen jedoch über Nacht. Am Morgen des 24. Februar explodieren die ersten Raketen um Charkiv.

Während sie bislang damit beschäftigt war, pünktlich zur Schule zu kommen und Unternehmungen mit ihren Freundinnen zu planen, muss Yeva sich nun darum sorgen, ob sie und ihre Oma in der Nacht einen sicheren Schlafplatz finden.

Ohne jede Warnung sind alle deine Pläne zerstört, so wie die Welt um dich herum zerstört wird.

Yeva berichtet, wie sie erst im eigenen Keller des Wohnblocks Schutz suchen und sich dann zu einer Freundin der Oma in einen anderen Stadtteil flüchten. Doch auch hier kommt der Krieg immer näher.

Ich kann mich nicht mehr an meine alten Träume und Ziele erinnern oder an all die Dinge, die mir mal wichtig waren. … Wenn Krieg ist, willst du nur am Leben bleiben, sonst nichts.

Im Stundentakt berichtet die 12-Jährige von den Ereignissen in Charkiv. Erzählt, was sie fühlt und denkt; wie sie sich ablenkt; sie erzählt von den Nachrichten, die sie auf ihrem Handy, durch Nachbarn oder Telefonanrufe bekommt. Yeva vermisst ihre Freunde. Sie macht sich Sorgen, wie es ihnen geht und ob sie sie jemals wiedersehen wird. In abgehackten Nachrichten auf dem Smartphone berichten einzelne Schulkameraden von den Angriffen, von Raketeneinschlägen und ihrer stetig wachsenden Angst.

Wir sind Kinder. Und wir haben ein Recht auf ein Leben in Frieden!

Yeva und der Oma wird es schließlich auch bei der Freundin zu unsicher. Jeden Tag, jede Nacht bangen sie, ob sie die Angriffe überleben werden. Rund eine Million Menschen verlassen in der ersten Woche die Ukraine. Auch viele Freund*innen von Yeva sind auf der Flucht. Für sie und ihre Oma beginnt ebenfalls eine Odyssee durch das Land bis zur ungarischen Grenze. In einem Grenzort trifft Yeva ein britisches Fernsehteam, dem sie von ihrem Tagebuch erzählt. Die Reporter*innen begleiten sie und die Oma auf der nachfolgenden Flucht bis nach Irland. Dort beginnt für die beiden ein neues Leben in Sicherheit.

Wer einen Krieg überlebt, wird nie wieder sein wie früher.

Fazit:
„Ihr wisst nicht, was Krieg ist“, sagt Yeva, denn nur wer ihn erlebt habe, weiß, was er bedeutet. In ihrem Tagebuch erfahren die Leser*innen authentisch und näher als es sonst möglich ist, wie es ist, wenn im eigenen Land plötzlich Krieg ausbricht und die Angst um das eigene Leben alltäglich wird.

Yevas Aufzeichnungen sind ein bedrückendes Zeugnis von der Sinnlosigkeit des Krieges, der Städte und Kulturgüter zerstört und Menschen traumatisiert, tötet und zur Flucht zwingt. Das Mädchen berichtet von ihrer Hilflosigkeit, von bürokratischen Hürden aber auch von Menschen, die ihr wie selbstverständlich beistanden und weiterhalfen.

Zeitungsheadlines geben den Blick der Welt und auch den der deutschen Öffentlichkeit auf die Ereignisse wieder. Zum Schluss kommen auch noch Freund*innen von Yeva zu Wort, um ihre Erlebnisse und Wahrnehmungen zu schildern.

Ein wichtiges Buch, das auch in der Schule ein hochaktueller und wertvoller Lesestoff sein kann, um über den Krieg und das Überleben von Kindern im Krieg und auf der Flucht zu sprechen. Für Jugendliche in Deutschland ein Muss, um die aktuellen Ereignisse und flüchtende Menschen, die Sicherheit suchen, besser zu verstehen.

Für Leser*innen ab 12 Jahren.

Ihr wisst nicht, was Krieg ist
Knaur Verlag, 2022
Autorin: Yeva Skalietska
Übersetzerin: Alexandra Berlina
ISBN 978-3-426-28622-7
EUR 18