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"Wenn Worte meine Waffe wären"

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Den eigenen Weg zwischen vielen Erwartungen finden

Vor 10 Jahren kam Sheherazade mit ihren Eltern als Flüchtling nach Dänemark. Jetzt ist sie 17 Jahre alt und ist hin und her gerissen zwischen den Erwartungen ihrer Eltern und ihren Wünschen und Träumen vom eigenen Leben.

Die Familie lebt in Kopenhagen in einem Viertel, in dem mehrheitlich Ausländer wohnen. Sheherazade nennt es „das Ghetto“. Sie geht in eine Schule in einem anderen Stadtteil, und als einzige Ausländerin in der Klasse hat sie einen schweren Stand. Der Vater ist von Gewalterfahrungen, die er während des Krieges gemacht hat, traumatisiert und muss schließlich ins Krankenhaus. Aufgrund seiner Krankheit konnte er sich in Dänemark nie wirklich einleben. Sheherazades Mutter versucht verzweifelt in der Nachbarschaft Anschluß zu finden und übernimmt immer mehr die moralischen Vorstellungen ihrer Nachbarinnen und Bekannten. Beide Eltern projizieren all ihre Erwartungen auf ihre Tochter: Sheherazade soll eine erfolgreiche Ärztin werden, brave Ehefrau und Mutter.

Während eines Besuchs im Krankenhaus bei ihrem Vater lernt Sheherazade Thea kennen, deren Mutter ebenfalls krank ist. Die beiden Mädchen fühlen sich sofort verstanden und zueinander hingezogen. Es entsteht eine ganz besondere Freundschaft, die mit den traditionellen Werten des „Ghettos“ und den Erwartungen der Mutter nicht zu vereinbaren ist. Die Kluft zwischen Mutter und Tochter wird immer größer.

Die Erzählung wird immer wieder von Sheherazades „Zines“ unterbrochen, in denen das Mädchen seine Gedanken und Gefühle ausdrückt. Diese Zines sind Collagen aus Zeitungsausschnitten und eigenen Texten, die wie Blicke in ein persönliches Tagebuch wirken. Sie lockern den Text des Buches auf und geben weitere Einblicke in das Leben der jungen Frau.

Als sich die Tochter einer Nachbarin aus lauter Verzweiflung das Leben nimmt, ist für Sheherazade klar, dass sie ihr Leben nur außerhalb der Enge der traditionellen Werte weiterführen kann. Ob sie dafür den Bruch mit den Eltern riskieren muss ?

Fazit:
„Wenn Worte meine Waffe wären“ ist ein sehr aktuelles Buch. Es bietet den Lesern einen bewegenden Einblick in die Gefühlswelt einer modernen, jungen Frau, die zwischen den traditionellen Rollenerwartungen der Erwachsenen und ihren eigenen Wünschen hin und hergerissen ist.
Die Geschichte macht deutlich, wie schwierig es für Geflüchtete sein kann, sich nach einer Flucht, die den Bruch mit dem früheren Leben bedeutet, ein neues Leben in einem anderen Kulturkreis wieder aufzubauen.

„Wenn Worte meine Waffe wären“ ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Geeignet ab ca. 14 Jahren.

Wenn Worte meine Waffe wären
2021, oetinger Verlag
Autorin: Kristina Aamand
Übersetzung: Ulrike Brauns
ISBN: 978-3-8415-0679-5
EUR 10.00