Bücher

"Die Mauer"

Teilen

Eine dystopische Welt nach dem Klimawandel

Die Geschichte beginnt in einem Land im Norden, das sich mit einer Mauer abgeschottet hat. Abgeschottet gegen die Welt außerhalb seiner Grenzen - einer Welt, die durch den Klimawandel fast unbewohnbar geworden ist. Abgeschottet auch gegen die sogenannten „Anderen“, die immer wieder versuchen, in das Land einzudringen.

Joseph ist in diesem Land aufgewachsen und akzeptiert die Gesellschaftsordnung, die rigoros in Schichten aufgeteilt ist: Es gibt eine Elite, die ungeahnte Privilegien genießt und andere Schichten, die ihre Aufgaben haben und zum Funktionieren der Gesellschaft beitragen. Joseph träumt davon, einmal aufzusteigen, um selber auch von Privilegien profitieren zu können. Er hat gelernt, dass die Abschottung gegen die Außenwelt und die Anderen und die damit verbundenen Härten notwendig sind, damit das Land überleben kann. 

Joseph ist zu Beginn des Buches alt genug, um sein Land als „Verteidiger“ zu schützen. Das Leben als Verteidiger ist hart. Noch härter ist die Angst davor zu versagen und nicht zu verhindern, dass Andere ins Land kommen. Denn dann droht der Tod oder das Aussetzen auf dem Meer. Die Anderen werden demzufolge gnadenlos bekämpft. Wenn sie versuchen die Mauer zu überwinden, werden sie getötet. Wenn sie es dennoch schaffen, werden sie aufgespürt und können sich zwischen dem Tod oder einem Leben als Sklave entscheiden.

Nachdem ein Angriff auf seine Kompanie nicht abgewendet werden kann, wird Joseph selbst Opfer des Systems und aus seiner bisherigen Welt verbannt. Ein Kampf ums Überleben von Joseph und seinen Mitstreitern beginnt.

Fazit: 
Die Themen Migration, Flucht und der Klimawandel bilden den Rahmen dieser düsteren Beschreibung einer kalten, grausamen Welt, in der die einen ihre Privilegien mit allen Mittel schützen wollen und die anderen funktionieren oder aber vernichtet werden. Die Privilegierten erklären ihre unmenschlichen Regeln mit der Bedrohung durch „die Anderen“. Die eigene Welt muss mit allen Mitteln vor den Anderen geschützt werden. Diese Anderen haben kein Recht auf ein Leben, sind quasi entmenschlicht. Lanchester spitzt damit die Situation der Flüchtlinge und Migranten zu, die heute versuchen über das Mittelmeer die Küsten Europas zu erreichen. 

Als Dystopie geschrieben, ist „Die Mauer“ bis zum Ende sehr spannend. Manche Themen bleiben jedoch, trotz ihrer Aktualität, ein wenig oberflächlich und werden nur angerissen. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb lädt das Buch dazu ein, über die Abschottung der eigenen Welt nachzudenken und zu diskutieren.

Für Leserinnen und Leser ab 18 Jahren

Die Mauer
Klett Cotta Verlag, 2019
Autor: John Lanchester
ISBN 978-3-608-96391-5 
EUR 24