Jede Lebensgeschichte ist einzigartig
Immer mehr Menschen bedenken die UNO-Flüchtlingshilfe in ihrem Testament. Manchmal erfahren wir durch die Familie und Freunde Näheres über den Menschen, dem die Zukunft von Flüchtlingen so am Herzen lag. Jede dieser Lebensgeschichten ist einzigartig. Einige möchten wir Ihnen an dieser Stelle erzählen.
Mitmenschlich helfen – heute und über die eigene Zeit hinaus
Ingrid Kampschultes Neugier war sprichwörtlich. Sie studierte nach dem Krieg Archäologie und gemeinsam mit Einheimischen arbeitete sie mehrfach mit an Grabungen in Syrien.
Seit dort Krieg herrschte, half Ingrid Kampschulte: Sie spendete und bedachte die Hilfe auch in ihrem Testament. Als sie 2017 verstarb löste die UNO-Flüchtlingshilfe ihr Haus auf, kündigte Verträge und kümmerte sich um ihre restlichen Werte.
Der Erlös aus ihrem Nachlass trägt dazu bei, Leben zu retten, Hunger und bittere Not zu lindern. Ein Beispiel ist die Hilfe in der stark zerstörten syrischen Stadt Suran. Dort stehen die Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz. Das UN-Flüchtlingshilfswerk hilft: Es baute eine Großbäckerei, die 100.000 Menschen mit Brot und die Arbeiter mit Einkommen versorgt.
2019 besuchte UN-Flüchtlings-Hochkommissar Filippo Grandi Suran und überzeugte sich vom Wiederaufbau. Sein besonderer Dank gilt den Frauen und Männern, die über ihr eigenes Leben hinaus mitmenschlich helfen.
In Erinnerung an Gertrud Reichert, die uns ein Vermächtnis hinterließ
Als Gertrud Reichert aus Bonn im hohen Alter von fast 90 Jahren verstirbt, hinterlässt sie uns mit ihrem Testament einen größeren Geldbetrag. Wir sind sehr dankbar für dieses besondere Geschenk und möchten mehr über die uns bislang unbekannte Frau erfahren.
Geboren in Ostpreußen
Erster Anhaltspunkt ist im Testament der Hinweis auf ihren Geburtsort: Deutsch-Eylau im ehemals südwestlichen Teil Ostpreußens. Gertrud Reichert ist demnach selbst ein Flüchtling gewesen. Wir begeben uns weiter auf Spurensuche und werden auch fündig.
In Breslau aufgewachsen
Aus Unterlagen, die ihr Anwalt uns zur Verfügung stellt, erfahren wir, dass Gertrud Reichert 1922 als Tochter eines Postbeamten geboren wurde und seit 1932 in Breslau zur Volksschule ging. Nach dem Abschluss lernte sie Stenotypistin an der Handelsschule. Es folgten Stationen in Lemberg und Belgrad. 1944 wechselte sie wieder nach Breslau, später nach Prag.
Flucht und Neubeginn
Nach Kriegsende war Gertrud Reichert ein Flüchtling, wie Millionen andere Menschen auch. Zurück in ihre alte Heimat konnte sie nicht mehr. Sie versuchte einen Neubeginn, fing wieder als Bürokraft an. Im August 1952 schließlich erhielt sie eine Anstellung als Sekretärin in Bonn – im Bundesministerium für Wirtschaft und Finanzen. Dort blieb sie auch bis zu ihrer Pensionierung.
Ohne Familie geblieben
Über ihre Familie wissen wir nur wenig. Die Mutter verstarb bereits kurz nach Kriegsende. Der Bruder war im Krieg gefallen, die Schwester wanderte in die Vereinigten Staaten aus. Der Kontakt zu ihren Neffen, den heute einzigen, noch lebenden Verwandten, ebbte die letzten Jahre ab. Gertrud Reichert blieb unverheiratet und ohne Kinder.
Doch ihr Testament hinterlässt eine Spur
Wir wissen nicht, warum sie die UNO-Flüchtlingshilfe in ihrem Testament bedacht hat. Doch was am Ende unserer Spurensuche bleibt, ist: Wir haben Einblick in das Leben eines Menschen erhalten, der unsere Arbeit geschätzt hat. Wir sind Menschen wie Gertrud Reichert dankbar für ihr besonderes Engagement.
Haben Sie Fragen? Ihr Kontakt bei der UNO-Flüchtlingshilfe hilft gerne weiter: