Junger Mann im Rollstuhl in afrikanischem Flüchtlingslager
© UNHCR/Catianne Tijerina

Flüchtlinge mit Behinderungen

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Besonders schutzbedürftig

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben rund 15% der Weltbevölkerung mit einer Behinderung. Die Zahl der Geflüchteten mit Behinderung wird auf mehrere Millionen geschätzt.

Menschen mit Behinderung sind keine homogene Gruppe. Eine Behinderung kann eine angeborene, geistige oder körperliche Beeinträchtigung der Gesundheit sein, es kann eine chronische Krankheit oder eine Verletzung sein. Unter Geflüchteten ist die Zahl der kriegsbedingten Verletzungen besonders hoch, sei es durch gezielte Angriffe oder Unfälle z.B. durch Minen.

Welche besonderen Bedürfnisse haben Flüchtlinge mit Behinderung?

Da Menschen mit Behinderungen oftmals am Rande der Gesellschaft leben, werden ihre Bedürfnisse nicht selten vergessen. Wie gut auf diese Bedürfnisse eingegangen wird, hängt auch von der Einbindung in ein soziales Netzwerk ab, sei es Familie, Nachbarn oder Hilfsorganisationen. Gleichzeitig können diese Bedürfnisse, je nach Behinderung, sehr unterschiedlich sein. So braucht z.B. ein gehbehinderter Mensch einen Rollstuhl, ein Amputierter eine Prothese und ein geistig behinderter Mensch eine besondere Ansprache in der Schule.

Während einer Notsituation können die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen manchmal nicht berücksichtigt werden. Dabei gehören sie zu den Risikogruppen, die insbesondere in Krisenzeiten immer in Gefahr sind, diskriminiert, ausgebeutet oder Opfer von Gewalt zu werden. Darum bedürfen Menschen mit Behinderungen eines besonderen Schutzes.

Wenn man sich alleine nicht in Sicherheit bringen kann...

Als der Angriff begann, rannte Dak zu seinem Bruder Muon, der seit seinem dritten Lebensjahr im Rollstuhl sitzt. Er schulterte ihn und rannte um sein Leben. Um sie herum Gewehrsalven. Zwei Schwestern und ein Bruder starben im Kugelhagel.

Dak trug seinen Bruder Muon 17 Tage lang - von ihrem Dorf im Südsudan bis nach Äthiopien.

  • Bruder trägt Bruder
    © UNHCR/Catianne Tijerina

    "Ich sah viele tote Menschen um uns herum, sogar meinen kleinen Bruder. Ich sah wie er erschossen wurde, doch wir konnten nicht anhalten. Um uns herum waren Gewehrschüsse und der Geruch des Todes. Ich wußte, dass mein Bruder müde war und Schmerzen hatte. Doch er sagte: 'Ich kann Dich nicht zurücklassen. Wenn wir sterben, sterben wir zusammen.'", erinnert sich Muon an die gefährliche und strapaziöse Flucht.

  • Mann im Rollstuhl
    © UNHCR/Catianne Tijerina

    Am letzten Tag der Flucht fanden sie einen Rollstuhl, den jemand liegengelassen hatte. So schafften die beiden es über die Grenze nach Äthiopien. Im Flüchtlingslager Tierkidi kann Dak sich von den Strapazen erholen. Er würde gern etwas Land bewirtschaften, um sich selbst zu versorgen.

  • Rollstuhl
    © UNHCR/Catianne Tijerina

    Der Rollstuhl fällt nun bald auseinander. Muon läßt ihn immer wieder von seinem Nachbarn im Flüchtlingslager reparieren. Er ist auf ihn angewiesen, um zur Schule zu kommen. Niemals wieder wird Muon seinem einzig überlebenden Bruder erlauben, ihn zu tragen. Dak brauchte lang, um sich von der Flucht zu erholen.

  • Menschen in Raum
    © UNHCR/Catianne Tijerina

    Muon ist fest entschlossen, irgendwann einmal seinem Bruder etwas zurückzugeben, dafür, dass er ihm das Leben gerettet hat und ihn nicht zurückließ. Muon träumt davon, Arzt zu werden, um zu verhindern, dass andere so leiden müssen wie er.

Das tägliche Leben meistern

Menschen mit Behinderung sind oft schon in ihrer Heimat mit wirtschaftlichen und sozialen Problemen konfrontiert. Der Zugang zu lebenswichtigen Gütern, zu Bildung und medizinischer Versorgung ist für sie schwierig und sie benötigen aufgrund ihrer Behinderung meist zusätzliche Hilfsmittel, um das tägliche Leben zu bewältigen. Diese Probleme verschlimmern sich, wenn sie aus ihrer Heimat fliehen müssen und die gewohnte Umgebung und soziale Netzwerke zurücklassen müssen.

Inklusion als wichtiges Ziel

Der UNHCR setzt sich dafür ein, dass Hilfsmaßnahmen, sei es in Not- und Krisensituationen oder auch danach, alle Menschen gleichermaßen erreicht. Es muss sichergestellt werden, dass jeder Flüchtling die gleichen Chancen hat, um Hilfsangebote nutzen zu können - egal ob er gehbehindert oder blind ist oder eine geistige Behinderung hat. Um dies umzusetzen, müssen schutzbedürftige Menschen darum am besten schon bei der Registrierung identifiziert werden.

Dies entspricht der Charta für Inklusion von Menschen mit Behinderung in der humanitären Hilfe, die 2016 von mehr als 25 Staaten, der Europäische Union und humanitären Organisationen unterschrieben wurde. Auch der UNHCR unterstützt die Charta, die darauf abzielt, dass die Beteiligten die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in humanitären Programmen stärken und systematisch vorantreiben.

Zur Charta für Inklusion von Menschen mit Behinderung
in der humanitären Hilfe

Ich wurde blind als ich 8 war. Es wurde sehr schwierig zu lernen. Ich wurde operiert, aber kann noch immer nicht gut sehen. In meiner Familie wurde ich darum schlecht behandelt.
Ich habe die größten Schwierigkeiten überwunden und möchte alle Menschen, die mit einer Behinderung leben, ermutigen, sich zu akzeptieren und stolz auf sich zu sein.

Necelatte aus Burundi litt als sie klein war unter der Diskriminierung durch ihr Umfeld. Sie bekam die Chance an einer besonderen Schule für sehbehinderte Kinder zu lernen. Jetzt studiert die junge Frau an der Universität von Ruanda mit einem DAFI-Stipendium Journalismus und engagiert sich gegen die Diskriminierung von Behinderten.

Wie hilft der UNHCR?

Der UNHCR sorgt dafür, dass Frauen, Mädchen, Männern und Jungen mit Behinderung Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen bekommen. Oberstes Ziel ist, sie zu schützen und ihnen die Möglichkeit zu verschaffen, ihre Fähigkeiten und Kapazitäten einzusetzen, um sich selbst, ihren Familien und Gemeinschaften zu helfen.

Der UNHCR

  • sensibilisiert Mitarbeiter und Aufnahmegemeinschaften für die Rechte von Menschen mit Behinderungen,
  • schult Mitarbeiter, damit Zugangs- und Beteiligungsbarrieren beseitigt werden,
  • unterstützt die psychosoziale Beratung von Betroffenen,
  • fördert Projekte für Menschen mit Behinderungen, wie Prothesen für Minenopfer, Brail-Maschinen für Blinde etc.

 

 

Mädchen mit Brail-Maschine

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