FATRA Mitarbeiterinnen

Psychosoziale Beratung in Frankfurt am Main

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Reden ist Silber, Handeln ist Gold

Laut einer Studien des "Wissenschaflichen Instituts der AOK" aus 2018  waren ca. vier von fünf Flüchtlingen potentiell traumatisierenden Gewalterfahrungen ausgesetzt, fast die Hälfte hat psychische Symptome. Obwohl ein dringender Bedarf an psychologischer Betreuung besteht, wird sie neben Hilfsmaßnahmen wie Unterkunft, Verpflegung oder Bildung, oftmals außen vorgelassen.

FATRA e.V. aus Frankfurt kümmert sich seit mehr als 25 Jahren um traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer und bietet psychosoziale Beratungen für die Betroffenen an. Die UNO-Flüchtlingshilfe fördert das Projekt in 2019 mit 30.000€. Wir sprachen mit Dr. Barbara Wolff aus dem Vorstand und den Projektmitarbeiterinnen Jenny Schellberg und Gabriela García-Pérez.

Worin liegt der Schwerpunkt Ihres Projektes?      
Hauptsächlich führen wir psychosoziale Beratung für Flüchtlinge und Folteropfer durch. Hierzu haben wir spezialisierte Projekte gezielt für erwachsene Geflüchtete, unbegleitete minderjährige Geflüchtete und geflüchtete Familien mit Kindern. Darüber hinaus bieten wir eine umfangreiche telefonische Sprechstunde an.

Im Jahr 2018 konnten wir insgesamt ca. 280 Geflüchteten individuelle Beratungen und Hilfen anbieten.

Über die Beratung der Betroffenen hinaus, stellen wir zudem auch bestimmten Berufsgruppen, die unter Umständen mit Traumapatienten mit Fluchthintergründen zu tun haben, wie niedergelassenen Psychotherapeuten, Psychiatern und Hausärzten aber auch den pädagogischen Betreuern oder Berufsschullehrern, Beratungs- sowie spezifische Fortbildungsangebote zur Verfügung und sind auch für Einzelfallberatung jederzeit ansprechbar.

Wie hat sich FATRA e.V. entwickelt und wo stehen Sie heute?   
FATRA e.V. ist 1993 aus einem Zusammenschluss von Menschen aus verschiedenen Fachbereichen, wie unter anderem Psychotherapie, Pädagogik und Sozialarbeit, zunächst mit dem Fokus auf bosnische Geflüchtete, entstanden. Daraus ist dann im Jahr darauf der Verein gegründet worden. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wegen mangelnder finanzieller Mittel, hat sich FATRA e.V. über die Jahre bis heute mit seinen insgesamt acht festen Mitarbeitenden sowie dem dahinterstehenden Behandlungsnetzwerk zu einer erfahrenen Organisation entwickelt. Neben der Förderung seitens der UNO-Flüchtlingshilfe, werden wir seit Jahren vom Bund, vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt unterstützt und sind Mitglied im bundesweiten Dachverband der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge, der BAfF. Wir haben uns erst vor kurzem personell und räumlich vergrößert und hoffen, dass wir diese positive Entwicklung sowie Professionalisierung auch in Zukunft fortführen können.

Wie hebt sich FATRA e.V. von anderen Flüchtlingsprojekten ab?
Etwas, das uns auszeichnet ist auf jeden Fall unser Behandlungsnetzwerk, welches sich im Laufe der Jahre aufgebaut und etabliert hat und mit dem wir verschiedenste Themenbereiche abdecken. Im Rahmen dieses Behandlungsnetzwerkes veranstalten wir auch mehrmals im Jahr sogenannte Netzwerktreffen und Fortbildungsveranstaltungen, an denen neben Therapeuten auch Studierende, Sozialarbeiter, Pädagogen und in sonstiger Weise beteiligte Personengruppen teilnehmen. Es geht darum, Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen der Gesundheits- Sozialversorgung zusammenzubringen und zu sensibilisieren.

Ziel ist es u. a., die Versorgung von Geflüchteten in unserem Gesundheitssystem zu verbessern und den Zugang zu Hilfe zu erleichtern.

Welche Veränderungen zeigen sich in Ihrer Projektarbeit?         

In unseren Beratungsgesprächen bemerken wir in den letzten Jahren, dass das Thema Drogen viel präsenter geworden ist. Nicht selten treten die Menschen bereits auf ihren langen Fluchtwegen damit in Kontakt. Die Dealer haben die Fluchtrouten sowie Großunterkünfte als potenzielle Absatzquellen entdeckt. Die Mitarbeitenden der Unterkünfte, wie z.B. Sozialarbeiter sind häufig überfordert und werden mittlerweile vor Ort von Drogenberatungsstellen unterstützt. Auch wir von FATRA e.V. stehen mit den zuständigen Stellen im engen Austausch.

Was sind Ihre weiteren Projektpläne mit Blick auf die Zukunft? 
Neben unserem Haupttätigkeitsgebiet der psychosozialen Beratung für Flüchtlinge, sind wir momentan dabei, ein Angebot für Berufsschullehrer zu konzipieren. In den deutschen Berufsschulklassen sitzen immer häufiger Jugendliche und junge Erwachsene, die aufgrund ihrer Fluchtgeschichte mit Traumata belastet sind. Es geht darum, die Lehrkräfte im Umgang mit der neuen Situation zu stärken und um die Gestaltung für ein insgesamt besseres Miteinander. Darüber hinaus wäre langfristig auch zu überlegen, in welcher Form FATRA junge Flüchtlinge bei der Suche nach einer Ausbildungsstätte unterstützen kann und welche Kooperationen dafür hilfreich sein könnten.

Die UNO-Flüchtlingshilfe fördert das Projekt in 2019 mit 30.000 Euro.

 

 

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