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Gelungene Inklusion in der High-School vom Flüchtlingslager Kakuma

Magartu ist blind – trotzdem geht das äthiopische Flüchtlingsmädchen in die Sekundarschule und gehört dort zu den Besten ihrer Klasse.

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Mädchen sitzt vor Gebäude

Magartu ist 16. Ihr Traum: Sie will Jura studieren und Menschenrechtsanwältin werden.

Bereits als Baby verlor Magartu ihr Augenlicht. Mit acht Jahren musste sie mit ihren älteren Gechwistern aus Äthiopien fliehen. Als sie im kenianischen Flüchtlingslager Kakuma ankamen, meldeten ihre Geschwister sie sofort in einer Grundschule an, in der Kinder mit Behinderungen lernen können.

"Am Anfang war die Schule sehr anstrengend. Ich habe viel geweint, weil ich die Sprache nicht verstanden habe. Ich hatte das Gefühl, dass alle über mich reden", erinnert sich Magartu und fügt hinzu, dass ihre Lehrer geduldig mit ihr waren und ihr halfen, Englisch zu lernen, die offizielle Unterrichtssprache in Kenia.

In der sechsten Klasse wechselte sie in eine Regelschule, in der Kinder mit Behinderungen zusammen mit anderen Schülern unterrichtet werden. Magartu saß nun im Klassenzimmer mit anderen Schülern und nahm auch an außerschulischen Aktivitäten wie Sport und Vereinen teil. Die Lehrer und Mitschüler waren freundlich und hilfsbereit und das Flüchtingsmädchen gewann immer mehr Selbstvertrauen. 

"In der Sonderschule hatte ich keine Konkurrenz, da ich die einzige Schülerin in der sechsten Klasse war. Egal welche Noten ich bekam, ich war immer die Beste in meiner Klasse", erklärt sie. "Ich mag meine neue Schule, weil ich dort Konkurrenz habe. Ich war mutig genug zu glauben, dass ich auch die Beste in meiner neuen Klasse sein könnte. Wer bin ich schon, dass ich nicht die Nummer eins bin", fügt sie hinzu.

Mehr als 12 Millionen Flüchtlinge mit Behinderung weltweit

Wie Magartu, sind weltweit mehr als 12 Millionen Menschen mit Behinderungen durch Verfolgung, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen vertrieben worden. Schätzungen zufolge ist die tatsächliche Zahl jedoch viel höher. Menschen mit Behinderungen sind häufig einem höheren Risiko von Gewalt, Diskriminierung, Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt. Sie haben nicht selten Schwierigkeiten beim Zugang zur Grundversorgung und sind oft von Bildung und der Möglichkeit, zu arbeiten und ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ausgeschlossen.

Mehr über Flüchtlinge mit Behinderung, den besonderen Hilfsbedarf und was der UNHCR für sie tut, erfahren Sie hier:

Flüchtlinge mit Behinderung

Pilotprojekt zur Förderung der Inklusion

Die Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen in den Bildungsbereich ist ein wichtiger Schritt, um sie in die Lage zu versetzen, ihr Potenzial auszuschöpfen und ein erfülltes und würdiges Leben zu führen. Um dieses Ziel in Kenia zu erreichen, haben der UNHCR und Partnerorganisationen in mehreren Schulen im Flüchtlingslager Kakuma und der angrenzenden Siedlung Kalobeyei ein Pilotprojekt für integrative Bildung durchgeführt. In diese Schule geht nun auch Magartu. Schüler mit Behinderungen teilen sich die Klassenzimmer mit nichtbehinderten Schülern, was zu einer weniger diskriminierenden und integrativeren Atmosphäre für sie führt.

Die erste Phase des Pilotprojekts umfasste die Beteiligung der Gemeinschaft und die Bewusstseinsbildung in den Schulen, mit Eltern, Erziehungsberechtigten, Gemeindeleitern und Schülern. Anschließend wurden ausgewählte Schüler mit dem Einverständnis ihrer Eltern und Erziehungsberechtigten für das Pilotprojekt angemeldet. "Durch die inklusive Bildung haben wir eine gleichberechtigte Teilnahme aller Kinder an schulischen Aktivitäten festgestellt", erklärt Elizabeth Wanjiku, Mitarbeiterin einer Partnerorganisation in Kakuma. "Sie können mehr mitmachen und stolz auf ihre persönlichen Leistungen sein."


Ali Omar Duale, UNHCR-Beauftragter für Bildung in Kakuma, betont: "Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Schulen gut ausgestattet sind, die Kapazitäten der Lehrkräfte entwickelt und die Infrastruktur für alle zugänglich gemacht werden, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Lernenden gerecht zu werden."

Im Zuge der COVID-19-Pandemie wurden im ganzen Land – so auch im Flüchtlingslager Kakuma - Anstrengungen unternommen, damit Schüler*innen wie Magartu mithilfe digitaler Lösungen, ihren Unterricht fortsetzen können.

"Ich habe Lehrbücher in Blindenschrift bekommen, die ich selbst lesen kann, und ein Radio, mit dem ich an Live-Radiostunden teilnehmen kann", bestätigt Magartu. Sie ist auf dem besten Weg ist, ihr Ziel, Anwältin zu werden, zu erreichen. Bei der nationalen Prüfungen für Grundschüler schloss sie als eine der besten Schülerinnen ihrer Klasse ab. Von den landesweit mehr als 2.600 Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen erreichten nur 318 Schüler, darunter Magartu, mehr als 300 von 500 möglichen Punkten.

"Ich bin sehr glücklich, dass ich zu den besten Schülern in Kakuma gehöre."

Magartu besucht jetzt mit einem UNHCR-Stipendium eine örtliche High School und ist fest entschlossen, sich nach ihrem Abschluss an einer juristischen Fakultät einzuschreiben.
"Ich möchte Anwältin werden, weil ich Menschen verteidigen möchte, denen ihre Rechte vorenthalten wurden. Wie Menschen mit Behinderungen, Waisen und Witwen", sagt sie.

"Seid mutig und arbeitet weiter hart. Es wird immer Herausforderungen im Leben geben, aber wisst ihr was? Wir können sie überwinden!"

 

Bildungsprogramme zur Förderung der Inklusion von Schülern und Schülerinnen mit Behinderungen werden u.a. durch das Educate a Child-Programm von UNHCR möglich. Mehr Informationen dazu finden Sie hier:

Informationen zu Educate a Child

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