Kameramann
© UNHCR/Marina Calderon
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Filmtipp "Samia"

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Samia

Samia, ein junges somalisches Mädchen, rennt jeden Morgen auf dem Weg zur Schule mit ihrem Cousin Ali um die Wette und gewinnt immer. So entdeckt sie ihr Talent und ihre Leidenschaft fürs Laufen. Samia trainiert hart, um ein Ziel zu erreichen: den Stadtlauf von Mogadischu zu gewinnen. Unterstützung bekommt sie dabei auch von ihrem Vater, der ihr als Motivation für einen Sieg ein Paar neue Laufschuhe verspricht. Ein teures Geschenk für die in ärmlichen Verhältnissen lebende Familie. Samia trainiert unter schwierigsten Bedingungen, denn Mädchen und Frauen ist es verboten, Sport zu machen- erst recht unverschleiert. Denn Somalia befindet sich mitten im Bürgerkrieg. Die konservativen militärischen Milizen haben das Land fest im Griff und regieren durch Verbote, Gewalt und Terror.

Doch Samia lässt sich nicht aufhalten und trainiert heimlich nachts auf dem verlassenen Sportplatz. Schließlich gewinnt sie das Stadtrennen. Angespornt von ihrem Sieg will das Mädchen mehr: eines Tages wird sie für die Olympischen Spiele 2008 in Peking ausgewählt und darf mit nur 17 Jahren als schnellste Frau Somalias an den Spielen teilnehmen. Auch wenn Samia dort mit Abstand den letzten Platz in ihrem Rennen belegt, wird sie für ihre außergewöhnliche Leistung vom Publikum als Underdog gefeiert. Für Samia steht fest: das nächste Ziel sind die Olympischen Spiele 2012 in London. Doch der Weg dahin gestaltet sich besonders steinig: Nach ihrer Teilnahme gerät sie mit ihrer Familie in das Fadenkreuz der Milizen, denn ihre unverschleierte Beteiligung erweckt viel Aufsehen beim Terror-Regime.

Als sich die Situation in Somalia für Samia zuspitzt, beschließt sie, wie viele ihrer Landsleute, das Land zu verlassen und über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen. Die Flucht wird zur Tortur: Samia landet in einem libyschen Gefängnis, wird dort ausgeraubt und ihre Familie wird um Geld für ihr Weiterkommen erpresst. Die Schleuser behandeln die junge Frau wie Ware und verfrachten sie auf ein Schlauchboot, das sie auf das Mittelmeer hinausschicken. Bald wird klar, dass Europa die Bootsflüchtlinge nicht aufnehmen will und so entsteht ein tragischer Kampf ums Überleben. Samia ertrinkt im April 2012 – nur wenige Monate vor dem Beginn der Olympischen Spiele in London – vor der Küste Maltas mit nur 21 Jahren.

Die eindrucksvolle Graphic Novel “Der Traum von Olympia” des bekannten Zeichners Reinhard Kleist, erzählt ebenfalls die Geschichte von Samia.

Zur Graphic Novel

Die deutsche Regisseurin Yasemin Şamdereli erzählt in bewegenden Bildern die Geschichte einer jungen Frau, die von der Welt vergessen wurde, die jedoch aller Widerstände zum Trotz ihren Traum niemals aufgab und bis zum Schluss für ein besseres Leben kämpfte. Der auf wahren Begebenheiten basierende Film nach dem Bestseller “Sag nicht, dass Du Angst hast” von Giuseppe Catozella schildert den Werdegang einer talentierten Sportlerin, die mutig für ihre Träume kämpft und sich von Terror und Gewalt nicht einschüchtern lässt. 

Die inspirierende Geschichte von Samia Yusuf Omar faszinierte Yasemin Şamdereli, die mit dem Film ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND Bekanntheit erlangte, so sehr, dass sie ihr kurzes Leben unbedingt auf die große Leinwand bringen wollte. Sieben Jahre hat es gedauert, bis aus einer Idee ein Film wurde – für die Regisseurin ein absolutes Herzensprojekt. Für eine kleine Nebenrolle konnte sogar die somalische ehemalige UN-Sonderbotschafterin und Wüstenblume-Autorin Waris Dirie gewonnen werden. 

Wer mehr über die Entstehung von SAMIA erfahren möchte, findet in unserem Blog ein Interview mit Regisseurin Yasemin Şamdereli.

Zum Blogbeitrag

Fazit:
SAMIA zeigt auf liebevolle, filmische Art, unterstrichen von lebendiger Musik, eine junge Frau, die gegen alle Regeln anläuft und dabei ihren Optimismus nie verliert. Ein Gegenpol zur Unfreiheit und bedrückenden Stimmung im Land, das so stark durch Terror geprägt wird. Den Schauspieler*innen, die auch selbst aus Somalia stammen, gelingt es mit ihrer Darstellung eine Atmosphäre zwischen Unterdrückung und Hoffnung zu kreieren und dadurch einen Einblick sowohl in das Leben von Samia als auch in den Alltag von Menschen, die inmitten von Gewalt und Terror leben müssen, zu geben. 

Şamderelis Drama erzählt mit Samias Leben auch die Geschichte, wie sie exemplarisch für viele Geflüchtete steht: der Versuch, alles für eine bessere Zukunft hinter sich zu lassen und den gefährlichen Weg nach Europa anzutreten. Der Film richtet gleichzeitig den Blick auch auf europäische Unbarmherzigkeit und führt uns vor Augen, welches Grauen Menschen auf der Flucht erleben und dass die Flucht für viel zu viele von ihnen ein tragisches Ende auf dem Mittelmeer nimmt.

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Samia Filmplakat

Der Elan und das Durchhaltevermögen der Regisseurin Yasemin Şamdereli und ihrem Team wurden belohnt: Die Biographie gewann beim Filmfest München den internationalen Publikumspreis und erhielt eine lobende Erwähnung der Jury beim Tribeca Filmfestival, wo der Film seine Weltpremiere feierte. 

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