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"Akim rennt"

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Die Gräuel des Krieges aus der Sicht eines Kindes

Die Wäsche trocknet an einem lauen Nachmittag im seichten Wind. Der kleine Akim spielt mit anderen Kindern am Flussufer, als aus der Ferne ein dumpfes Dröhnen näher kommt und schnell zu ohrenbetäubendem Lärm wird. Dann plötzlich: Bombeneinschläge, umherfliegende Trümmerteile, beißender Qualm, Chaos.

Die Dorfbewohner versuchen zu fliehen, während Akim verzweifelt seine Familie sucht. Er findet sie nicht. Trotz der Hilfe einer fremden Frau – selbst eine junge Mutter, die ihr Baby zu schützen versucht – gerät Akim nach Tagen der Angst in den Ruinen eines Hauses in die Gefangenschaft von Soldaten. Akim muss für sie arbeiten. Doch eines Tages gelingt ihm die Flucht.

Akim hat Hunger und Angst. Trotzdem rennt er - stundenlang - bis er es an der Seite anderer Flüchtlinge in die Sicherheit eines Flüchtlingslagers schafft.

Auswirkungen des Krieges auf Menschen

Claude K. Dubois, eine preisgekrönte Autorin und Illustratorin aus Belgien, zeigt auf, welche Auswirkungen der Krieg auf Kinder und Erwachsene hat. In sachlich kurzen Textabschnitten bringt sie dem Leser das Geschehen mit nüchternen Worten und einfach verständlichen Sätzen nahe. Erklärungsversuche werden vermieden.

Die Erzählung lebt von Bleistift- und Kohlezeichnungen, die inhaltlich weit über das Gesagte hinausgehen. Sie fangen Akims grausige und verstörende Erlebnisse auf schmerzhafte Weise in präzisen Bildern ein. Oft wirken die Darstellungen wie in großer Eile entstanden: angedeutete Umrisslinien, schemenhafte und unvollständige Skizzen, ein fast vollständiger Verzicht auf Farbe.

Doch gerade durch diese karge Bildsprache wird eine emotionale Intensität erreicht, die die unheilverkündende Atmosphäre und die Zerstörung des Krieges auf den Punkt bringt. Außerdem fällt es dem Betrachter so leichter, sich langsam an das Grauen, das dem Buch zugrunde liegt, heranzutasten und den Inhalt so zu verstehen, ohne von realgetreuen Bildern übermannt zu werden. Verstehen, weshalb Menschen fliehen.

Fazit:
Ein sensibel gestaltetes Bilderbuch, das die Gräuel des Krieges und die unsagbar schreckliche Situation von Flüchtlingen aus der Perspektive eines Kindes schildert. Zwar vermag auch dieses Buch nicht zu erklären, warum es Krieg gibt. Aber die Geschichte macht deutlich, weshalb Menschen sich dazu gezwungen sehen, alles zurückzulassen, um anderswo in Sicherheit und Frieden leben zu können. Nicht umsonst ist „Akim rennt“ Gewinner des Katholischen Kinderbuchpreises und des Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreises 2014.

Empfohlen ab 6 Jahre.

Akim rennt
2013, Moritz Verlag
Autorin & Illustrationen: Claude K. Dubois
Übersetzung: Tobias Scheffel

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