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"Zuhause kann überall sein"

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Ein Buch gegen Ausgrenzung und für Integration

Noch bevor man in die Geschichte eintaucht, sieht man ein lebhaftes Mädchen über die Buchstaben des Buchtitels turnen. Von ihrer Tante wird sie Wildfang genannt. Doch als der Krieg ihr Land heimsucht und die beiden fliehen müssen, verliert sich dieser Name.

Nach der Flucht befindet sich das Mädchen in Sicherheit, doch ihre Unbeschwertheit, das Kindliche scheinen wie weggeblasen. Im neuen Land ist alles fremd: das Essen, die Leute, die Tiere und Pflanzen, der Wind und vor allem die Sprache. Vom kalten Wasserfall aus fremden Worten, der immer wieder auf sie einprasselt, versteht sie nichts. Außer ihrer Tante kennt sie niemanden. Sie fühlt sich allein. Nur die warme, kuschelige Decke – gewebt aus ihren eigenen Worten und Geräuschen – spendet ihr in dieser Zeit Trost.

Ein Lächeln verändert alles
Als sie eines Tages jedoch im Park spazieren geht, verändert das Lächeln eines Mädchens alles. Ohne Berührungsängste geht das fremde Kind auf sie zu, spielt mit ihr, freundet sich trotz Sprachbarriere mit ihr an. Gemeinsam lachen und lernen sie und nach und nach entsteht so eine zweite Decke aus bekannten Geräuschen und Worten, die genauso wärmend, weich und gemütlich ist, wie die ursprüngliche Decke ihrer Muttersprache.

Ein Plädoyer gegen Ausgrenzung
Ohne den erzieherischen Zeigefinger zu erheben und durch das metaphorische Bild von Sprache als Decke ist es Irena Kobald gelungen, auch jüngeren Kindern zu verdeutlichen, welchen Schwierigkeiten sich Flüchtlinge gerade in der Anfangszeit in neuen Ländern gegenübersehen. Die skizzenhaften Farbillustrationen von Freya Blackwood unterstreichen die Erzählung auf eindrucksvolle Weise. Während zum Anfang nur das Bekannte mit warmen Farben versehen ist, ist alles Fremde in kühlen Grautönen gehalten. Zum Ende jedoch, als Wildfang sich an die neue Umgebung gewöhnt hat und wieder Räder schlägt, ist das ganze Farbspektrum einer bunten Welt zu sehen. Denn „Zuhause kann überall sein“.

Fazit:

Ein liebevoll gestaltetes und leicht verständliches Plädoyer gegen Ausgrenzung und für Integration, das aufzeigt, dass manchmal schon ein Lächeln oder nur ein kleiner Schritt auf etwas Fremdes hinzu ein Leben verändern kann. Das Buch wurde 2016 mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet.

Geeignet für Kinder ab 5 Jahren.

Zuhause kann überall sein
2015, Knesebeck Verlag
Autorin Irena Kobald
Übersetzung Tatjana Kröll
Illustrationen Freya Blackwood
Euro € 12,95

Das Buch ist im Moment leider vergriffen.

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