Zunehmende Gewalt zwingt mehr als 2 Million Menschen zur Flucht
Stand: 25.07.2024
Burkina Faso liegt in Westafrika und ist Teil der Sahelzone. Das Land ist geprägt von Konflikten zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen, gewalttätigen Angriffen bewaffneter Gruppen, Menschenrechtsverletzungen, und zunehmender sozioökonomischer Ungleichheit zwischen den nördlichen und zentraleren Regionen. Das hat besonders in den letzten Jahren zu einer enormen Binnenvertreibung geführt.
Die Sicherheitslage in der Region verschlechtert sich weiterhin. Der Bedarf an humanitärer Hilfe hat ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Konflikte, Klimakatastrophen und Armut belasten die Ressourcen des Landes.
Mama, da sind Fremde und zielen auf unser Haus
Hamidous Vater rief die Kinder und befahl ihnen sich zu verstecken. Kurz danach wurden er und sein Bruder vor den Augen der Familie erschossen. Hamidou und sein Bruder hatten sich in einen Teich geflüchtet. Die Bewaffneten schossen in das Wasser und ihre Mutter fürchtete schon um das Leben der Jungen. Doch zum Glück wurden sie nicht getroffen. Die Familie floh am nächsten Tag und lebt nun im Hof eines Verwandten.
Enormer Anstieg von Binnenvertreibung
Die Verschlechterung der Sicherheitssituation führte in den letzten Jahren zu einem enormen Anstieg der Binnenvertriebenen im Land. Terroristischer Gruppen greifen Dörfer und Zivilist*innen an. Die Menschen werden bedroht, gefoltert, entführt oder getötet.
Mindestens 6.100 Bildungseinrichtungen mussten seit Februar 2023 geschlossen werden (das entspricht fast jedem vierten Schulgebäude im Land), was einem Anstieg von über 40 Prozent seit Ende des letzten Schuljahres entspricht. Schulen werden regelmäßig angezündet oder geplündert, Schüler*innen bedroht oder zwangsrekrutiert.
Rund 6.3 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Die Zahl derjenigen, die in Burkina Faso innerhalb des Landes auf der Flucht waren, lag im Juni 2024 bei über 2 Million Menschen. Die Zahl stieg damit im Vergleich zum Vorjahr weiter an. Die Lebensbedingungen für die Binnenvertriebenen sind extrem schlecht. Viele schlafen auf der Straße oder leben in notdürftigen Unterkünften, andere leben bei Verwandten und Freund*innen und belasten die mageren Ressourcen der Gastgemeinden.
Sie brauchen das Lebensnotwendigste:
Unterkünfte, Lebensmittel, Wasser und medizinische Versorgung.
Ouédraogo lud ihre Habseligkeiten auf einen Eselkarren und floh mit ihrer Familie. Einige Wochen später wurden Kirchen und Moscheen in dem Städtchen angegriffen, in dem sie sich niedergelassen hatten. Die Familie floh von Stadt zu Stadt.
Dort wo sie jetzt sind, geht Ouédraogo von Haus zu Haus und klopft an die Türen. Sie bietet an, für etwas Geld die Wäsche zu waschen. Ihre 18-jährige Tochter sitzt an der Straße und verkauft Reis. Ihr Mann versucht sein Glück in einer etwa vier Stunden entfernten Mine.
Es regnet nicht mehr oft. Vor fünf Jahren konnte man merken, dass sich das Klima ändert.
Ouédraogo baute in ihrem Heimatort Mais, Hirse und Erdnüsse an. Die Trockenheit schmälerte ihre Ernte mehrere Jahre hintereinander. Der Mangel an Lebensmitteln und Wasser führte zu Spannungen in der Gemeinde. Eines Tags fuhren Bewaffnete auf Motorrädern durch den Markt und schossen wild um sich.
Wenn wir jetzt nicht genug Arbeit bekommen, leiden alle. Die Kinder verstehen nicht was los ist und warum sie nicht genug zu essen haben.
Flüchtlinge aus Mali
Im Juni 2024 lebten etwa 39.000 Flüchtlinge aus Mali in Burkina Faso. Aufgrund anhaltender Unsicherheit in ihrem Heimatland, ist eine sichere und würdevolle Rückkehr für die meisten unmöglich. Doch auch in Burkina Faso ist kein Verlass auf ein Leben in sicherer Umgebung. Viele Flüchtlinge im Land müssen daher zum wiederholten Mal fliehen.
Burkina Faso wird außerdem als Transitland genutzt, von Migrant*innen und Flüchtlingen, die weiter in nördliche Regionen des Kontinents gelangen möchten.
Flucht über die Grenzen
Im Vergleich zu den Binnenvertriebenen ist die Zahl der Menschen, die über die Ländergrenze hinweg fliehen relativ gering. Ende 2023 befanden sich rund 55.000 Flüchtlinge und 90.000 Asylsuchende aus Burkina Faso außerhalb des Landes.
Was macht der UNHCR vor Ort?
Der UNHCR
- versorgt die Schutzsuchende mit sauberem Wasser, sicheren Unterkünften und Gesundheitsversorgung. So wurde beispielsweise ein Lastwagen zur Verfügung gestellt, der 10.000 Liter Wasser in Regionen bringt, die besonders von Wasserknappheit betroffen sind.
- unterstützt die Integration der Geflüchteten in lokalen Aufnahmegemeinschaften.
- berät und unterstützt Menschen, die trotz der unsicheren Umstände eine freiwillige Rückkehr in ihre Heimat antreten möchten.
- setzt mobile Teams zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt ein und richtet gemeindegeführte sichere Räume ein, um Frauen und Mädchen Informationen über verfügbare Dienstleistungen und zu Frauenrechten und Gesundheit zu bieten.
So können Sie helfen
Sie möchten Menschen auf der Flucht zur Seite stehen?
Dann unterstützen Sie unsere lebensrettende Hilfe noch heute mit Ihrer Online-Spende. Jeder Beitrag hilft!