Hebamme in Tansania
© UNHCR/B.Bannon
Hebamme in Tansania
© UNHCR/B.Bannon

Gesundheit von Flüchtlingsfrauen

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Frauen und Mädchen sind in Krisenzeiten ungeschützt

Frauen und Mädchen sind auf der Flucht besonders verletzlich, da sie sich außerhalb der gesellschaftlichen und familiären Strukturen befinden, die ihnen einen gewissen Schutz geben. Sie werden daher oftmals Opfer von körperlicher und seelischer Gewalt. Schon alltägliche Tätigkeiten wie Wasser holen oder zur Toilette gehen können vertriebene Frauen und Mädchen der Gefahr von Missbrauch aussetzen. 

Häufig fehlt in Notsituationen die Sensibilität für geschlechtsspezifische Bedürfnisse. Besonderes Augenmerk müssen Hilfsorganisationen und Mitarbeiter auf die frauenspezifischen Bedürfnisse im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit legen. Gesundheitliche Probleme von Frauen können sich in Krisensituationen verschärfen, wenn medizinische Hilfe nicht zur Verfügung steht.

Die Hilfe reicht von der Bereitstellung von Hygieneartikeln, wie Monatsbinden über die gesundheitliche Begleitung von Schwangeren und Gebärenden bis hin zur medizinischen Unterstützung von Missbrauchsopfern.

70
Prozent

aller Todesfälle von Gebärenden passieren in afrikanischen Ländern südlich der Sahara

214
Millionen

Frauen in Entwicklungsländern haben keinen Zugang zu Verhütungsmittel

30
Prozent

aller Frauen weltweit haben schon einmal sexuelle Gewalt erfahren müssen

                                                                                                                                                                                                                                                  Quelle: WHO, 2024

Fehlende Verhütungsmittel

Weltweit haben 214 Millionen Frauen in Entwicklungsländern einen ungedeckten Bedarf an Verhütungsmitteln. Dies führt zu ungewollten Schwangerschaften und kann zu gefährlichen und unsachgemäßen Abtreibungen führen. 

Einige Methoden der Empfängnisverhütung, wie z. B. Kondome, verringern auch das Risiko von sexuell übertragbaren Infektionen. 

Hilfe bei Schwangerschaft und Geburt

In jeder beliebigen Population zu jedem beliebigen Zeitpunkt sind 4,5 bis 5 % der Frauen schwanger und benötigen eine gesundheitliche Versorgung durch Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen. Die Wahrscheinlichkeit von lebensbedrohliche Komplikationen bei Schwangerschaft oder Geburt liegt weltweit bei 15 %. In Krisensituationen, wenn die schwangeren Frauen keine angemessene medizinische Versorgung bekommen, kann dies den Tod von Mutter und/oder Kind bedeuten.

In Ländern südlich der Sahara stirbt durchschnittlich eine von 37 Frauen an schwangerschafts- und geburtsbedingten Komplikationen - in Europa liegt diese Rate dagegen bei 1 von 6.500. Schätzungsweise 60 Prozent der vermeidbaren Müttersterblichkeit und 45 Prozent der Sterblichkeit von Neugeborenen treten im Kontext von Vertreibung, Konflikten oder Naturkatastrophen auf. 

Hygiene

Viele Flüchtlingsfrauen und -mädchen können sich keine Damenbinden leisten, da diese oft teuer oder auch einfach nicht erhältlich sind. Die Verwendung von einfachen Mitteln wie Stoffstücken ist oft unhygienisch und unbequem. Nicht selten versäumen Mädchen während ihrer Menstruation die Schule. Das Risiko der Ausbeutung wächst, wenn sich Frauen keine Binden und andere für die Körperhygiene und die Gesundheit notwendige Dinge leisten können. 

Aus Stoffresten nähe ich wiederverwendbare Damenbinden und verteile sie an junge Schulmädchen in meiner Gemeinde - und sie mögen sie.

Erica floh mit ihren fünf Kindern aus Kamerun. Sie ist Schneiderin und näht, verkauft oder verteilt jede Woche rund 30 Damenbinden für Frauen und Mädchen in der Gemeinde. 2021 erhielt Erica vom UNHCR ein Starter-Kit für die Schneiderei und bildet nun andere Frauen und Mädchen aus. 
 

Sexuelle Gewalt

Auf der Flucht sind Frauen und Mädchen vermehrt der Gewalt von Dritten ausgesetzt. Einschüchterung der Zivilbevölkerung und die gezielte Vergewaltigung ist immer wieder Teil der Kriegsstrategie. Die Zahl der Opfer kann immer nur grob geschätzt werden. UNHCR geht in einer Studie davon aus, dass jede fünfte geflüchtete Frau schon einem sexuelle Gewalt erfahren hat.

In der Demokratischen Republik Kongo berichteten Hilfsorganisationen von knapp 9.000 Opfern sexueller Gewalttaten, denen 2020 geholfen wurde. Und auch im aktuellen Konflikt im Sudan wird von zunehmender sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen berichtet.

Traumabewältigung

Vergewaltigung und Gewalt können die Opfer jahrelang verfolgen. Hinzu kommt, dass die Opfer nicht selten stigmatisiert werden und am Rande der Gesellschaft leben. Das Trauma zu verarbeiten und wieder hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, ist nach einer solchen Erfahrung nicht einfach. Umso wichtiger ist professionelle und verständige Hilfe.
 

Wie hilft der UNHCR?

Der UNHCR setzt sich weltweit für die Rechten von geflüchteten und auch staatenlosen Frauen und Mädchen insbesonder auch in medizinischen Belangen. Der UNHCR

  • finanziert Ausrüstungen wie Krankenwagen, Labordienste, Gehälter für medizinisches Personal, Medikamente und Infrastruktur,
  • verteilt Hygienekits an Frauen und Mädchen,
  • bildet qualifizierte Geburtshelfer (z. B. Hebammen) und Mitarbeiter*innen im Gesundheitsdiensten aus,
  • unterstützt die Neugeborenenversorgung und postnatale Versorgung,
  • schult Gesundheitspersonal der Regierung und der Partner, Gesundheitshelfer in den Gemeinden und Flüchtlingshelfer zu Themen wie Verhütung, Familienplanung und sexueller Gesundheit für alle,
  • ermöglicht den Zugang zu Verhütungsmitteln und
  • setzt sich für die Integration von Geflüchteten in die nationalen Gesundheitssysteme ein.

 

 

Mutter mit Kind

So können Sie helfen

Sie möchten Frauen und Mädchen auf der Flucht zur Seite stehen?
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