Jemen Nothilfe
© UNHCR/Hugh Macleod

Humanitäre Katastrophe Jemen

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Jahrelanger Konflikt und Gewalt

(Stand: Februar 2024)
Anhaltende Gewalt sowie Naturkatastrophen und Dürren haben die humanitäre Situation im Jemen über die letzten Jahre dramatisch verschärft.

Mehr als 4,5 Millionen Menschen sind durch die Gewalt innerhalb des Landes vertrieben worden. Ein großer Teil der Binnenvertriebenen leben in improvisierten Notunterkünften ohne Zugang zu grundlegender humanitärer Hilfe.

UNHCR warnt: 21,6 Millionen Menschen im Jemen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (17 Millionen Menschen) brauchen Lebensmittelhilfe.

Viele Flüchtlinge aus dem Jemen leben in anderen Ländern. Doch auch die Bedingungen in den Nachbarländern wie Somalia und Äthiopien sind aussichtslos, sodass 2023 mehr als 71.600 Flüchtlinge und Asylsuchende im Jemen Schutz suchen.

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Jemen Video
4,5
Millionen

Binnenvertriebene

21,6
Millionen

Menschen benötigen humanitäre Hilfe

79
Prozent

der Binnenvertriebenen sind Frauen und Kinder

21,6 Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe

Neben der angespannten Sicherheitslage geht es den Menschen im Jemen auch wirtschaftlich sehr schlecht. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung im Jemen leben unterhalb der Armutsgrenze. Sie kämpfen Tag für Tag um ihr Überleben.

Der andauernde Konflikt erschwert die angemessene Versorgung der notleidenden Bevölkerung. Große Teile der Infrastruktur sind zerstört und die Wirtschaft zusammengebrochen. Viele Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Lebenswichtige Basisgüter, Unterkünfte oder eine medizinische Grundversorgung sind kaum vorhanden.

17 Millionen Menschen im Jemen haben keinen Zugang zu genügend Lebensmitteln. Davon sind ganz besonders die Binnenvertriebenen betroffen. Die meisten von ihnen sind in Teilen des Landes untergebracht, in denen akute Nahrungsmittelknappheit herrscht. Gleichzeitig ist es, aufgrund der wachsenden Unsicherheit und der anhaltenden Kämpfe, schwierig, die Notleidenden mit Hilfsgütern zu versorgen.

Laut UNICEF litten 2023 2,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren im Jemen an akuter Mangelernährung. Über 540.000 von ihnen waren sogar lebensbedrohlich mangelernährt.  Ausbrüche von Cholera gefährden immer wieder das Leben der geschwächten Menschen.

Der Konflikt im Jemen begann 2014, als Huthi-Rebellen die Hauptstadt Sana'a einnahmen und die Regierung zum Abzug zwangen. Daraufhin wurde eine von Saudi-Arabien geführte Koalition zur Unterstützung der Regierung gebildet, die Anfang 2015 Luftangriffe auf die Rebellen startete.
Nach 8 Jahren gewaltsamer Auseinandersetzungen einigten sich die Konfliktparteien 2022 auf einen insgesamt 6 Monate dauernden Waffenstillstand, der dem Land und den Menschen eine Atempause verschaffte. Doch der Waffenstillstand lief im Herbst aus und wurde nicht verlängert. Die Aussichten zur Beendigung des Krieges sind düster. Vor allem nachdem Huthi-Rebellen begonnen haben die Seeschifffahrt im Golf von Aden gezielt anzugreifen, nehmen die Spannungen auch international weiter zu. Neben der Gewalt sind auch Naturkatastrophen und klimabedingte Ereignisse wie die Dürren und Überschwemmungen wichtige Ursachen für die Vertreibung im Jemen.

Kinder und Frauen sind die Leidtragenden

74% aller Geflüchteten aus dem Jemen sind Frauen und Kinder.

Laut UNICEF haben über zwei Millionen Kinder keinen Zugang zu Bildung, weil viele Schulen im Jemen zerstört wurden und geschlossen sind.

Aufgrund der katastrophalen wirtschaftlichen Lage und der großen Armut müssen viele Kinder arbeiten oder betteln, um für den Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten.

Vor allem Frauen und Mädchen leiden unter der Gewalt und der oft mehrfachen Flucht. Die Hälfte aller Vertriebenen ist weiblich, fast ein Drittel von ihnen sind unter 18 Jahre alt (Stand März 2023).

Auf der Flucht und im Exil fehlt ihnen die benötigte Privatsphäre, sie haben nur limitieren Zugang zu lebenswichtigen Gütern, sie sind Missbrauch und Gewalt ausgesetzt.

Zudem werden immer mehr Mädchen aufgrund der großen Armut zur Heirat gezwungen. Missbrauch und Traumatisierung sind die Folgen solcher Kinderehen.

8 Jahre Konflikt im Jemen

Wie sieht das Leben der Menschen und Geflüchteten aus?

  • Obadi Mohammed steht in seiner zerstörten Nachbarschaft
    © UNHCR/Saleh Bahulais

    „Es war eine schwere Zeit für uns. Das Verlassen meines Hauses und meines alten Lebens aufgrund der Situation ist die schwierigste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Der Krieg zwingt dich, viele Dinge aufzugeben und sie zurückzulassen.“

    Obadi Mohammed, 67 Jahre alt, steht in den Ruinen seiner früheren Nachbarschaft. Schon seit über 8 Jahren herrscht im Jemen Krieg, der das Land zerstört.

  • Kind spielt im Flüchtlingslager
    © UNHCR/Rakan Al-Badani

    Im Jemen gibt es ungefähr 4,4 Millionen Binnenvertriebene (Menschen, die im eigenen Land flüchten müssen). 79% von ihnen sind Frauen und Kinder. Die Hilfsmaßnahmen sind stark unterfinanziert, denn insgesamt benötigen 21,6 Millionen Menschen humanitäre Hilfe.

     

  • Kinder auf dem Schulweg
    © UNHCR/Rakan Al-Badani

    Fast 2 Millionen Kinder zwischen 6 und 14 gehen im Jemen nicht zur Schule. Von den arabischen Staaten, hat der Jemen hinter Sudan die höchste Anzahl an Kindern, die nicht zur Schule gehen. Im letzten Jahr konnten mehr als 7.000 Flüchtlingskinder die Grund- und weiterführende Schule, durch die Unterstützung des UNHCR, besuchen.

  • Eine Tüte Reis
    © UNHCR/Marie-Joëlle Jean-Charles

    Diese kleine Tüte Reis kostet umgerechnet knapp 70 Cent. Ein Preis, den sich viele Jemenit*innen und Flüchtlinge nur mit Mühe leisten können. Millionen von Menschen müssen täglich um ihr Überleben kämpfen, denn im Jemen herrscht eine der größten Ernährungsunsicherheiten weltweit. Rund 2 Millionen Kinder sind akut unterernährt. Die gesundheitlichen Folgen für Kinder und Erwachsene sind verheerend und können tödlich sein.

  • Frau mit Kind in Jemen
    © UNHCR/Marie-Joëlle Jean-Charles

    "Durch die Kämpfe wurde es immer schwieriger, etwas zu Essen zu finden. Dann wurde unser Haus getroffen. Wir flohen, um unser Leben zu retten. Seither ist das Leben ein Kampf. Wir leben von Tag zu Tag, wissen nie, wie wir etwas zu Essen finden. Oft gehe ich in die Läden und frage nach Lebensmitteln, damit die Kinder wenigstens ein gutes Essen haben."

    Lubna floh mit 12 Familienmitgliedern aus der umkämpften Stadt Taizz.

  • Ein Junge füllt Kanister mit Wasser auf
    © UNHCR/Ibrahim Al-Ja’adi

    Viele Menschen im Jemen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Dabei sind 7 Liter Wasser am Tag das Minimum, um zu überleben. Wasser braucht man zum Trinken, Kochen und zum Waschen, um Gemüse anzubauen oder für die Tiere. Besserer Zugang zu sauberem Wasser bedeutet Überleben, Gesundheit, Bildung und eine bessere Lebenssituation für Flüchtlingsfamilien.

  • Menschen waschen sich
    © UNHCR/HYAC

    Die Gefahr, an Cholera zu erkranken oder Durchfall zu bekommen ist im Jemen nach wie vor hoch. Im Jahr 2017 gab es im Jemen einen der schlimmsten Ausbrüche weltweit. Sauberes Wasser, sanitäre Anlagen und Hygiene sind enorm wichtig in der Prävention und Bekämpfung diverser Krankheiten.

  • Männer fahren Hilfsgüter nachhause
    © UNHCR/NMO

    Viele Menschen im Jemen müssen immer wieder vor bewaffneten Kämpfen fliehen und alles zurücklassen. Der UNHCR unterstützt die vertriebenen Menschen mit lebensnotwendigen Hilfsgütern.

Wie hilft der UNHCR vor Ort?

Der UNHCR unterstützt im Jemen vor allem Binnenvertriebene, aber auch Flüchtlinge und Asylsuchende.

Hilfskonvois bringen den Menschen in den belagerten Städten und Gemeinden Hilfsgüter und sind dabei auf die Einhaltung von Feuerpausen angewiesen.

  • Plastikplanen und Reparatur-Sets
  • Schlafmatten und Decken
  • Lebensmittelhilfe, um Hunger und Mangelernährung zu stoppen
  • Trinkwasserversorgung
  • Kochutensilien
  • Hygiene-Sets und Sanitärartikel

Neben der Verteilung von Hilfsgütern und der Bereitstellung von Unterkünften, werden Familien auch mit sogenannter Cash-Assistance unterstützt. So können sich die Familien Brennmaterial zum Kochen und Heizen oder dringend benötigte Medikamente kaufen. Zudem fördert der UNHCR den Zugang zu medizinischer Versorgung auch um die Ausbreitung von Krankheiten wie der Cholera einzudämmen. Zudem werden landesweit Bildungsprojekte unterstützt und Lehrbücher und Schulmaterialien verteilt.

Unterfinanzierung

Um die Hilfe für die Menschen im Jemen 2023 finanzieren zu können, benötigte der UNHCR 320 Millionen US Dollar. Die Hilfsprojekte im Jemen sind chronisch unterfinanziert. Bis Ende des Jahres waren lediglich 36 Prozent der finanziellen Mittel eingegangen. Dadurch müssen die Hilfsmaßnahmen in Bereichen der Bargeldhilfe und UNHCRs "Camp Coordination and Camp Management" gekürzt oder eingeschränkt werden.

Die UNO-Flüchtlingshilfe hat 2022 mit über 3,3 Millionen Euro Projekte im Jemen unterstützt, 2023 waren es 836.800 Euro, die für Projekte im Jemen eingesetzt wurden.

Schutz

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