Über eine halbe Million Flüchtlinge in Kenia
Stand: 27.06.2024
Die politische Situation in Kenia ist weitgehend stabil, obwohl seit 2013 mehrere Terroranschläge, für die sich die in Somalia ansässige Gruppe Al Shabaab verantwortlich erklärte, die Sicherheitslage verschlechterten. Diese Anschläge wurden angeblich auch mit der Unterstützung somalischer Flüchtlinge verübt. Dadurch sank die öffentliche Akzeptanz von Flüchtlingen im Land, was ihre Situation deutlich verschlechtert.
Kenia gehört zu den afrikanischen Ländern, die viele Flüchtlinge aufgenommen haben. Das Asylsystem des Landes ist dementsprechend stark strapaziert. Viele Geflüchtete halten sich zudem ohne Registrierung und ohne sicheren Status im Land auf. Weil die Freiheit vieler Schutzsuchenden stark eingeschränkt wird, indem sie beispielsweise die Flüchtlingslager nicht verlassen dürfen, wird die sozioökonomische Integration der Geflüchteten in Kenia erschwert.
Infolge von Unruhen sowie Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen und Dürren sind viele Kenianer*innen innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht. Ende 2023 lag die Zahl der Binnenvertriebenen laut dem Internal Displacement Monitoring Centre (iDMC) bei 649.000, wovon 641.000 aufgrund der Wetterextreme auf der Flucht sind.
Wetterextreme verschärfen humanitäre Krise
Nachdem Kenia und die Länder am Horn von Afrika eine historische Dürre hinter sich gelassen haben, die die Länder an den Rand einer weit verbreiteten Hungersnot gebracht haben, hat nun das Wetterphänomen El Niño mit schweren Regenfällen und Überschwemmungen Ostafrika heimgesucht. Seit Oktober wurden über 135.000 Menschen in Kenia durch El Niño vertrieben, mehr als 60 Menschen sind gestorben.
Die Länder am Horn von Afrika sind besonders stark vom Klimawandel betroffen. Die starken Überflutungen sind eine typische Konsequenz der langanhaltenden Dürre durch die Klimakrise in dieser Region: Der ausgedorrte Boden ist nicht in der Lage, die Wassermassen aufzunehmen, wodurch sie in reißenden Strömen abfließen.
Mehrzahl der Flüchtlinge lebt in Flüchtlingslagern
Ende Mai 2024 lebten 774.000 registrierte Flüchtlinge und Asylsuchende in Kenia. Sie kommen hauptsächlich aus der Region der Great Lakes und dem Horn von Afrika. Die größten Herkunftsländer sind Somalia (56Prozent) und Südsudan (24 Prozent).
Die Schutzsuchenden kommen hauptsächlich in zwei großen Flüchtlingslagern unter: Kakuma und Dadaab. Flüchtlinge aus dem Südsudan leben hauptsächlich in Kakuma im Norden Kenias. Hier leben 37 Prozent aller Flüchtlinge in Kenia. Weitere 50 Prozent fliehen nach Dadaab, im Nordosten Kenias im Bezirk Garissa. Dort stammen die meisten Flüchtlinge aus Somalia.
Ein Großteil der Vertriebenen lebt seit über 20 Jahren in den Flüchtlingslagern. Viele wurden dort geboren und haben noch nie an einem anderen Ort gelebt.
Nur 14 Prozent der Flüchtlinge und Asylsuchenden kommen in Städten unter.
Flüchtlingskooperative bringt Hoffnung nach Kakuma
Im Flüchtlingslager Kakuma erweckt eine Flüchtlingskooperative Hoffnung. Flüchtlinge und Gastgemeinden bewirtschaften erfolgreich 20 Hektar Ackerland, produzieren Gemüse und stärken die lokale Wirtschaft. Diese Initiative zeigt, wie Integrationspolitik Flüchtlingen ermöglicht, ihr Leben wieder aufzubauen und zur Gemeinschaft beizutragen. Erfahren Sie in unserem Blogbeitrag, wie diese Kooperative in Kakuma die Zukunft gestaltet.
der Flüchtlinge leben in Flüchtlingslagern
Flüchtlinge und Asylsuchende leben in Kenia
der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder
Was macht der UNHCR vor Ort?
Seit über 50 Jahren arbeitet der UNHCR in Kenia in enger Zusammenarbeit mit der Regierung. Der UNHCR hilft ankommenden Flüchtlingen sowie Binnenvertriebenen, bietet Schutz und versorgt sie mit grundlegenden Hilfsgütern. Besonders konzentriert sich die Nothilfe darauf, dass die Schutzsuchenden schnell registriert werden und Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Bildung erhalten. In den Städten haben Flüchtlinge Zugang zu öffentlichen Gesundheitseinrichtungen. Flüchtlinge, die freiwillig in ihre Heimat zurückkehren, sowie staatenlose Personen ohne Dokumente erhalten Unterstützung vom UNHCR.
In Kenia bietet der UNHCR Flüchtlingen im Rahmen des Cash-Assistance-Programmes finanzielle Hilfe, die ihre Grundbedürfnisse abdeckt. Selbstständig über die eigenen Ausgaben entscheiden zu können ist ein erster Schritt in Richtung finanzielle Unabhängigkeit und zudem ein Zeichen von Würde.
Auch die Aufnahmegemeinschaften im Land, die sich besonders gastfreundlich gegenüber der neuankommenden Flüchtlingen verhalten, werden vom UNHCR unterstützt, sodass ökonomische Schäden gemildert und Konflikte vermieden werden können.
Ende Mai 2024 waren 80 Prozent der Flüchtlinge in Kenia Kinder und Frauen. Sie müssen besonders geschützt werden. Dementsprechend werden Maßnahmen, wie beispielsweise staatliche Schutzräume, umgesetzt.
Margetu ist seit ihrer Kindheit blind und benutzt in ihrem Klassenzimmer Hilfsgeräte wie eine Braille-Maschine.
Trotz dieser besonderen Herausforderungen ist Margetu eine der Klassenbesten. Wenn sie älter ist, möchte sie gerne Anwältin für Menschenrechte werden, damit sie "für die Wahrheit einstehen" kann.
Damit dieser Traum wahr werden kann, werden Margetu und ihre Mitschüler*innen vom UNHCR und „Educate A Child“ unterstützt.
Mein Traumberuf: Anwältin für Menschenrechte
Margetu (14) ist Schülerin der Mogadischu-Grundschule Flüchtlingslager Kakuma. Sie musste gemeinsam mit ihrer Familie vor dem Konflikt in der äthiopischen Region Oromia fliehen, und lebt seither in dem Flüchtlingslager. Eine ihrer besten Freundinnen, die 15-jährige Natasha, hilft ihr, sich auf dem Weg zur Schule durch die engen Gassen des Flüchtlingslagers zurechtzufinden.
Eine bessere Zukunft für junge Flüchtlinge
Inmitten von Krieg und Konflikten wird Bildung oft als Luxus angesehen. Doch Bildung gibt Flüchtlingen wieder Hoffnung und Würde und ist entscheidend, um Flüchtlingskindern und Jugendlichen eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben.
60 Prozent der Flüchtlinge in Kenia sind unter 18 Jahren. Die Flüchtlingskinder haben in Kenia das Recht auf kostenlose Vorschul- und Grundschulbildung. Die meisten von ihnen leben in zwei großen Flüchtlingslagern: Daadab und Kakuma. Dort gehen 70 Prozent der Flüchtlingskinder in die Grundschule. 30 Prozent von ihnen können sogar eine weiterführende Schule besuchen.
Doch es gibt bei weitem nicht genügend Schulen: Im Unterricht müssen sich die Flüchtlingskinder zu viert oder fünft ein Lehrbuch teilen. Und auch der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern ist dramatisch: Auf eine Lehrperson kommen 56 Schüler*innen.
Aus diesem Grund ist der UNHCR eine Partnerschaft mit dem
„Educate A Child“ Programm
eingegangen und führt in Kenia umfassende Schulprojekte durch:
- Schulen und Klassenräume werden gebaut und instandgehalten.
- Lern- und Lehrmaterial wird bereitgestellt.
- Lehrer*innen werden geschult.
- „Lernen in zwei Schichten“, um Kapazitäten zu erhöhen.
- Flüchtlingskinder und Jugendliche werden in das kenianisches Schulsystem integriert.
- Förderung von Mädchenbildung u. a. für die Sekundarschule.
- Organisation von Sport- und Freizeitaktivitäten.
Die UNO-Flüchtlingshilfe unterstützte das Bildungsprogramm „Educate A Child“ 2023 mit 1,8 Millionen Euro.
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