Binnenvertriebene in der Ukraine
© UNHCR/A.McConnell

Flüchtlingszahlen

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Zahlen & Fakten zu Menschen auf der Flucht

Die Zahl der Menschen, die weltweit vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen müssen, war noch nie so hoch wie heute.

Laut dem aktuellen Global Trends Report vom UNHCR waren Ende 2022 weltweit 108,4 Millionen Menschen auf der Flucht. 

Diese Zahl umfasst Flüchtlinge (einschließlich Flüchtlingen, die nicht unter das UNHCR-Mandat fallen), Asylsuchende, Binnenvertriebene und andere Menschen, die internationalen Schutz benötigen.

Insgesamt sind Ende 2022 19 Millionen Menschen mehr auf der Flucht als noch Ende 2021 – dies entspricht einem Anstieg von 21 Prozent. Dies ist der größte Anstieg innerhalb eines Jahres, den UNHCR je verzeichnet hat.
Hauptgrund für diesen rasanten Anstieg ist die russische Invasion in der Ukraine, die Millionen Menschen zur Flucht zwang. 

Und eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Durch weitere Gewalt wie zum Beispiel jüngst im Sudan ist die Zahl der weltweit Vertriebenen in diesem Jahr bereits auf mehr als 110 Millionen weiter angestiegen, wie der Mid-Year Trends Report vom UNHCR zeigt.

Mid-Year Trends 2023

Alle Zahlen auf dieser Seite stammen aus dem UNHCR Global Trends Report 2022. Den kompletten Report finden Sie hier zum Download:

Global Trends Report 2022
 

Wie erstellt der UNHCR die Statistiken im Global Trends Report?

Der UNHCR-Report "Global Trends" wird jedes Jahr zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni herausgegeben und bezieht sich auf Zahlen, die von Januar bis Ende Dezember des Vorjahres erfasst wurden. 

Das Hauptaugenmerk des Reports liegt auf der Analyse der Veränderungen und Trends bei der Vertreibung von Menschen, die unter das UNHCR-Mandat fallen. 

Zusätzlich schätzt der UNHCR die Anzahl derjenigen, die von UNHCR geschützt und/oder unterstützt wird. Diese Zahl unterscheidet sich leicht von der Zahl der Menschen auf der Flucht, da sie neben Personen, die gewaltsam vertrieben wurden (Flüchtlinge, Asylsuchende, Binnenvertriebene und andere Personen, die internationalen Schutz benötigen), noch weitere Personengruppen berücksichtigt. Dazu zählen diejenigen, die innerhalb des letzten Jahres in ihre Heimat zurückgekehrt sind, Staatenlose (von denen die meisten nicht gewaltsam vertrieben wurden) und andere Gruppen, denen der UNHCR auf humanitärer Basis Schutz oder Hilfe gewährt hat. Ende 2022 lag diese Zahl bei 112,6 Millionen Menschen.

Alle Zahlen in dem Bericht basieren auf Daten, die von Regierungen, Nichtregierungsorganisationen gemeldet oder vom UNHCR selbst erfasst wurden, wobei die Zahlen auf Hundert oder Tausend gerundet sind. 

Was sind „andere Personen, die internationalen Schutz benötigen“?

Darunter werden Personen gefasst, die sich außerhalb ihres Herkunftslandes oder -gebiets befinden, typischerweise weil sie gewaltsam über internationale Grenzen vertrieben wurden, die jedoch nicht unter anderen Kategorien (Asylsuchende, Flüchtlinge, Menschen in flüchtlingsähnlichen Situationen) gemeldet wurden, die aber wahrscheinlich internationalen Schutz benötigen, einschließlich Schutz vor erzwungener Rückkehr sowie Zugang zu Grundversorgungsleistungen auf vorübergehender oder längerfristiger Basis.

Zu den gewaltsam Vertriebenen gehörten Ende 2022

  • 35,3 Millionen Flüchtlinge, darunter:
    - 29,4 Millionen Flüchtlinge unter dem Mandat von UNHCR 
    - 5,9 Millionen Palästina-Flüchtlinge unter UNRWA-Mandat.
  • 62,5 Millionen Binnenvertriebene durch Konflikte und Gewalt
  • 5,4 Millionen Asylsuchende
  • 5,2 Millionen andere schutzbedürftige Menschen
40
Prozent

aller Geflüchteten sind Kinder.

70
Prozent

aller Flüchtlinge leben in den Nachbarländern.

2,1
Millionen

Flüchtlinge & Asylsuchende lebten Mitte 2022 in Deutschland.

Warum Zahlen wichtig sind

Flüchtlinge und Vertriebene sind nicht nur Zahlen und Statistiken! Hinter jeder Zahl stehen Menschen und Schicksale. Dennoch sind Zahlen ein wichtiges Instrument in der Flüchtlingshilfe. Nur so kann der Hilfsbedarf ermittelt werden.

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Flüchtlinge und Asylsuchende

Die Gesamtzahl der Flüchtlinge und schutzbedürftigen Menschen ist weltweit um rekordverdächtige 35 Prozent oder 8,9 Millionen Menschen gestiegen und lag Ende 2022 bei 34,6 Millionen. 

Dieser Anstieg ist vor allem auf Flüchtlinge aus der Ukraine zurückzuführen, die vor dem internationalen bewaffneten Konflikt in ihrem Land fliehen, sowie auf revidierte Schätzungen für Afghanen in der Islamischen Republik Iran und Pakistan.

Diese Gesamtzahl umfasst fast 24,3 Millionen Flüchtlinge, 5,1 Millionen Menschen in flüchtlingsähnlichen Situationen und 5,2 Millionen andere Menschen, die internationalen Schutz benötigen.

Im Vergleich zu 2021 gab es unter den Flüchtlingen etwas weniger Kinder (-1 Prozent), dafür aber mehr ältere Menschen (+1 Prozent) und mehr Frauen und Mädchen (+3 Prozent). 

Dies ist vor allem auf die zusätzlichen 5,7 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine zurückzuführen, die am Ende des Jahres 16 Prozent der gesamten Flüchtlingsbevölkerung ausmachten. 

Weltweit beherbergten die Türkei, die Islamische Republik Iran, Kolumbien, Deutschland und Pakistan Ende 2022 die größten Flüchtlingsgruppen, einschließlich Menschen in flüchtlingsähnlichen Situationen und andere Personen, die internationalen Schutz benötigen. 

Steigende Asylgesuche

Im Jahr 2022 wurde die bisher höchste Zahl neuer Asylanträge - 2,6 Millionen - von mehr als 140 Nationalitäten in 155 Ländern registriert. 

Die schiere Zahl der Menschen, die vor neuen oder andauernden Konflikten auf der ganzen Welt fliehen müssen, unterstreicht, wie wichtig das Recht, Asyl zu beantragen, für Millionen von Menschen weltweit bleibt. 

Die Vereinigten Staaten von Amerika blieben der größte Empfänger von Asylanträgen und erhielten 730.400 neue Anträge, fast viermal so viele wie im Jahr 2021. 

Obwohl weltweit über 1,3 Millionen Asylanträge entschieden wurde, was einem Anstieg von 27 Prozent gegenüber 2021 und der höchsten Zahl seit 2017 entspricht, stieg die Zahl der Asylsuchenden, die auf eine Entscheidung über ihren Fall warten, um 18 Prozent auf 5,4 Millionen. 

Dieser Anstieg zeigt die Notwendigkeit, einer effektiven Bearbeitung von Asylanträgen. Denn ein wachsender Rückstau kann zu Rechtsunsicherheit führen und dadurch die Situation für Schutzsuchende erschweren.

Flucht und Vertreibung weltweit (Ende 2022)

Die fünf größten Herkunftsländer von Flüchtlingen

Syrien - 6,5 Millionen
Ukraine - 5,7 Millionen 
Afghanistan - 5,7 Millionen
Venezuela - 5,5 Millionen
Südsudan - 2,3 Millionen
 

Die fünf größten Aufnahmeländer von Flüchtlingen

Türkei - 3,6 Millionen
Islamische Republik Iran - 3,4 Millionen 
Kolumbien - 2,5 Millionen
Deutschland - 2,1 Millionen
Pakistan - 1,7 Millionen

Die fünf Länder mit den meisten Binnenvertriebenen

Kolumbien - 6,8 Millionen
Syrien - 6,8 Millionen
Ukraine - 5,9 Millionen
DR Kongo - 5,5 Millionen
Jemen - 4,5 Millionen

Binnenvertriebene 

Wie in den vergangenen Jahren stellen Binnenvertriebene die Mehrheit der gewaltsam vertriebenen Bevölkerung weltweit dar, etwa 58 Prozent Ende 2022. 

In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der vom UNHCR unterstützten Binnenvertriebenen verdoppelt und lag Ende 2022 bei 57,3 Millionen, was einem Anstieg von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. 

Ende 2022 waren fast 4 von 5 vom UNHCR unterstützten Binnenvertriebenen (79 %) weiterhin in nur 10 Ländern weltweit vertrieben. Syrien und Kolumbien meldeten weiterhin die meisten Binnenvertriebenen. Das bedeutet, dass jeder dritte Syrer, der in seinem Land verbleibt, Ende 2022 nach mehr als einem Jahrzehnt des Konflikts immer noch Binnenvertriebener ist.

Vertreibung im Kontext von Katastrophen

Neben Konflikten und Gewalt werden Menschen auch durch Katastrophen innerhalb ihres Landes vertrieben. Im Laufe des Jahres wurden 32,6 Millionen katastrophenbedingte Binnenvertreibungen gemeldet, von denen nach Angaben des Internal Displacement Monitoring Centre bis Ende 2022 noch 8,7 Millionen Menschen vertrieben werden. Katastrophenbedingte Binnenvertreibungen machten mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller neuen Vertreibungen im Jahr 2022 aus.

Die größte Zahl von Menschen, die aufgrund von Katastrophen innerhalb ihres Landes vertrieben wurden, wurde aus Pakistan gemeldet (8,2 Millionen), nachdem das Land von Überschwemmungen heimgesucht wurde. Auf den Philippinen und in China führten Zyklone, Überschwemmungen und tropische Stürme zur Vertreibung von 5,4 Millionen bzw. 3,6 Millionen Menschen.

Da sich der UNHCR in seinen Berichten auf die durch Konflikte und Gewalt Vertriebenen konzentriert, besuchen Sie für weitre Informationen zum Thema "Binnenvertriebene" auch die Website des Internal Displacement Monitoring Centre.

Vertreibung betrifft aktuell nicht nur viel mehr Menschen, sondern sie ist auch kein kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen mehr. Wir brauchen eine grundlegend neue und positivere Haltung gegenüber allen, die fliehen – gepaart mit einem viel entschlosseneren Bestreben, Konflikte, die jahrelang andauern und die Ursache dieses immensen Leidens sind, zu lösen.

Filippo Grandi, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge

Lösungen dringend gesucht

Es besteht ein dringender Bedarf an Lösungen für die Vertriebenen auf der ganzen Welt, da neue Flüchtlingssituationen entstehen und sich verschärfen und bestehende Krisen wieder aufflammen oder ungelöst bleiben.

Rückkehr:

Die meisten Flüchtlinge wünschen sich nichts sehnlicher, als nach Hause zurückzukehren. Im Jahr 2022 kehrten 339.300 Flüchtlinge freiwillig in 38 Herkunftsländer zurück, was einem Rückgang von 90.000 oder 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. 

Flüchtlinge aus dem Südsudan bildeten weiterhin die größte Gruppe der Rückkehrer: 151.300 kehrten 2022 zurück, vor allem aus Uganda (75.500), dem Sudan (48.900)93 und Äthiopien (23.300). 

Resettlement/Neuansiedlung:

Positiv ist, dass die Regierungen für 2022 114.300 Neuansiedlungen meldeten, doppelt so viele wie im Vorjahr (57.500), was eine Rückkehr zum Niveau vor der COVID-19-Pandemie bedeutet. Doch trotz des Anstiegs der Neuansiedlungsankünfte im Jahr 2022 machten sie nur 7 Prozent der 1,5 Millionen Menschen aus, die nach Schätzungen des UNHCR weltweit eine Neuansiedlung benötigten.

Von allen Fällen, die der UNHCR den Staaten im Jahr 2022 vorlegte, betrafen 90 Prozent der Neuansiedlungsanträge Überlebende von Folter und/oder Gewalt, Menschen mit rechtlichen und physischen Schutzbedürfnissen und besonders gefährdete Frauen und Mädchen. Anträge von Kindern machten 52 Prozent aller Neuansiedlungsanträge aus, die der UNHCR im Jahr 2022 unterstützte.

Wie in den Vorjahren erhielt Kanada die meisten Neuansiedlungsanträge, wobei die Zahl der Neuansiedlungsanträge von 2021 um 133 Prozent auf 47.600 im Jahr 2022 anstieg.

Doch durch die gestiegene Zahl der neu vertriebenen Flüchtlinge im Jahr 2022, erreicht das Verhältnis zwischen neuen Flüchtlingen und Flüchtlingen, die eine dauerhafte Lösung erhielten, seinen bisher höchsten Stand: Auf jeden Flüchtling, der im Jahr 2022 zurückkehrte oder neu angesiedelt wurde, kamen 16 neue Flüchtlinge.

Integration:

Die lokale Integration trägt dazu bei, dass Flüchtlinge in den Aufnahmeländern ein neues Leben aufbauen können. Sie schafft ein langfristig stabiles Umfeld, das die Flüchtlinge in die Lage versetzt, ihr Leben neu aufzubauen, sinnvoll am wirtschaftlichen und sozialen Leben des Aufnahmelandes teilzunehmen und sich und ihre Familien zu ernähren.

Konsistente und global anwendbare Statistiken zur lokalen Integration sind jedoch schwer zu messen und erfordern detaillierte Daten, die in den meisten Ländern nicht verfügbar sind. 

Die Einbürgerung - der Prozess, durch den eine Person die Staatsbürgerschaft in ihrem Gastland erhalten kann - wird vom UNHCR als unvollkommener Ersatz für umfassendere Statistiken zur lokalen Integration verwendet.
Im Jahr 2022 wurden mindestens 50.800 Flüchtlinge eingebürgert, etwas weniger als im Vorjahr (-10 Prozent von 56.700). Insgesamt 28 Länder meldeten, dass mindestens ein Flüchtling eingebürgert wurde oder eine Daueraufenthaltsgenehmigung erhielt, die meisten davon in den Niederlanden (23.300). In Kanada erhielten im Jahr 2022 18.700 Flüchtlinge eine langfristige Aufenthaltsgenehmigung.

Flüchtlinge, die im Jahr 2022 die Staatsbürgerschaft ihres Aufnahmelandes erhielten oder denen ein dauerhafter Aufenthalt gewährt wurde, kamen hauptsächlich aus Syrien (14.400), Eritrea (4.700), der Islamischen Republik Iran (3.300), Indonesien (2.200) und Nigeria (2.000).

Flüchtlinge kommen an Mittelmeerküste an

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