Ehrenamt im Flüchtlingsschutz: Warum es uns bewegt
Bei der Mitgliederversammlung am 7. Juni 2024 wurden Dr. Claudia Heser und Dr. Kolja Naumann in den Aufsichtsrat der UNO-Flüchtlingshilfe gewählt. Beide bringen aus ihrem beruflichen Umfeld umfangreiche Erfahrungen und Fachwissen mit, die der UNO-Flüchtlingshilfe und dem gemeinsamen Einsatz für den Flüchtlingsschutz zugute kommen.
Dr. Claudia Heser ist Abteilungsleiterin der Personal- und Organisationsentwicklung beim Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Das Thema Arbeitsmarktintegration liegt ihr besonders am Herzen.
Dr. Kolja Naumann ist Richter am Bundesverwaltungsgericht und engagiert sich seit Jahren als Referent zu asylrechtlichen Themen. Dabei hat er sich zuletzt intensiv mit dem neuen Gemeinsamen Europäischen Asylsystem (GEAS) auseinandergesetzt.
Was hat Sie dazu bewogen sich für den Flüchtlingsschutz einzusetzen?
Dr. Heser: Spätestens seit 2015 ist das Thema Flucht und Vertreibung vor unserer Haustür angekommen. Mehr als eine Million Flüchtlinge kamen damals nach Deutschland, viele auch nach Berlin. Mit meinen damals noch recht kleinen Kindern überlegten wir, wie wir helfen können. Und dazu fiel vor allem den Kindern einiges ein: Wir halfen also sehr praktisch und sehr direkt in den Flüchtlingsunterkünften. Und erfuhren viel über die Gründe für die Flucht, über die oft traumatischen Erlebnisse, aber auch über die Hoffnung auf einen Neuanfang. Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen. Und gerade jetzt, wo ein Krieg in Europa tobt und viele Ukrainerinnen und Ukrainer auf der Flucht sind, unsere Demokratie unter Druck ist, Verfassungsfeinde in die Parlamente gewählt und Flüchtlinge zum Sündenbock gemacht werden, habe ich mich entscheiden, gemeinsam mit der UNO-Flüchtlingshilfe für den Schutz der Menschen einzutreten, die ihr Zuhause verlassen mussten.
Dr. Naumann: Der Schutz der (leider immer mehr) Menschen auf der Flucht ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Diese so weit wie irgend möglich zu meistern, ist gemeinsame Aufgabe vieler staatlicher, zwischenstaatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure. Dem UNHCR und der UNO-Flüchtlingshilfe kommt hierbei eine enorm wichtige Rolle zu, die ich durch meine Tätigkeit im Aufsichtsrat der UNO-Flüchtlingshilfe gerne unterstützen möchte.
Was möchten Sie gemeinsam mit der UNO-Flüchtlingshilfe erreichen?
Dr. Heser: Hilfe für die weltweit über 122 Millionen Geflüchteten zu organisieren, ist eine hochkomplexe Aufgabe, der sich der UNHCR und auch die UNO-Flüchtlingshilfe sehr wirkungsvoll angenommen hat. Daher kommen die Spenden an die UNO-Flüchtlingshilfe dort an, wo sie am dringendsten benötigt werden und wo sie Wirkung entfalten können. Genau dazu möchte ich im Aufsichtsrat meinen Beitrag leisten. Und noch ein weiteres Ziel teile ich mit der UNO-Flüchtlingshilfe: Aufmerksamkeit schaffen für die Situation der Flüchtlinge, Vorurteile abbauen, Fakten gegen Stimmungsmache setzen. Das ist überall möglich: Im privaten Umfeld, in der Schule, im Sportverein, in den sozialen Medien und auch im beruflichen Kontext.
Dr. Naumann: Das Schicksal der Geflüchteten weltweit im Fokus der Öffentlichkeit zu halten und die dringend erforderliche Unterstützungen auch an Orten fernab dieses Fokus zu leisten.
Was wünschen Sie sich für den Flüchtlingsschutz?
Dr. Heser: Ich wünsche mir, dass alle Flüchtenden Hilfe und Schutz finden. Dass die Spenden für sie nicht nur dann fließen, wenn aktuelle Konflikte, Kriege oder Naturkatastrophen mediale Aufmerksamkeit finden. Für Deutschland wünsche ich mir eine sachliche Diskussion über Flucht, Flüchtlinge und ihre Aufnahme bei uns – frei von Polemik und Stimmungsmache, aber offen und mit Verständnis für unterschiedliche Positionen, solange eins klar ist: Asyl ist ein Menschenrecht, das aus gutem Grund in unserem Grundgesetz steht.
Dr. Naumann: Global wünsche ich mir, dass die Anzahl geflüchteter Menschen endlich wieder sinkt und dass die unglaublich vielen geflüchteten Kinder Zugang zu einer brauchbaren Schulbildung erhalten. In Deutschland wäre es wichtig, diese Menschen endlich wieder als Chance und nicht nur als Problem oder Bedrohung wahrzunehmen.
Wir freuen uns, wenn Sie Anmerkungen oder Feedback zu unseren Blogbeiträgen hinterlassen. Um eine faire und sachliche Diskussionskultur zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die Kommentare unseren Communitystandards entsprechen, werden die Beiträge nach einer kurzen Überprüfung freigegeben.
Kommentare und Antworten
Teilen Sie Ihre Gedanken mit uns.