UNHCR Mitarbeiter verladen Nothilfegüter
UNHCR/Alaa Kahel

Nothilfe in Zeiten von Corona

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„Die Pandemie hat die Produktion und den Transport in noch nie dagewesener Weise erschwert.“

Die Logistik ist das (oft unbemerkte) Rückgrat des UNHCR. Vicente Escribano, Leiter des Supply Management Service (SMS), spricht im Interview über die enormen Herausforderungen, denen sich sein Team bei der Bereitstellung von Unterkünften, Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern in einigen der am schwersten zugänglichen Gebiete der Welt gegenübersieht - und darüber, wie sich der UNHCR der Herausforderung stellt, während der Covid-19-Pandemie Hilfe zu leisten.

Wie schwierig ist es, angesichts der sich schnell entwickelnden Covid-19-Krise Hilfe zu leisten?

Vicente: Es ist extrem herausfordernd. Die globale Lieferkette ist zeitweise zusammengebrochen, und die Lieferanten von persönlicher Schutzausrüstung (PPE) und medizinischen Artikeln waren überfordert. Die Preise sind in die Höhe geschossen. In vielen Fällen ist eine Vorauszahlung erforderlich, und die Lieferzeiten sind nicht garantiert.

Außerdem ist das Transportsystem chaotisch geworden. Die meisten Luftfrachtflugzeuge sind ausgefallen, was die Nachfrage nach dem begrenzt verfügbaren Angebot erhöht. Seefrachtspediteure haben aufgrund von Hafenschließungen, Beschränkungen und Quarantänen Mühe, ihre Zeitpläne einzuhalten. Einige Regierungen haben Importe und Exporte blockiert, wodurch Lieferanten behindert werden.

Um mit dieser Unsicherheit umzugehen, haben wir die Zahl der globalen Lieferanten von vier auf 13 erhöht und mehr als 70 lokale Lieferanten aufgebaut.

Außerdem werden Verträge jetzt auf einer Fast-Track-Basis abgewickelt, und wir arbeiten bei Beschaffung und Transport mit anderen UN-Organisationen zusammen.

Wir haben für 33 Länder PPE und medizinische Artikel bestellt. Bisher haben wir entsprechende Lieferungen in den Iran, nach Bangladesch, Uganda und in den Tschad geflogen und können Lieferungen nach Kenia, Äthiopien und auch in den Iran zusagen. Darüber hinaus wurden Aufträge im Wert von 6 Millionen US-Dollar - für Masken, Kittel, Tests mit Sauerstoffkonzentratoren und Handschuhe - erteilt. Und wir verwalten Sachspenden aus China und von der Afrikanischen Entwicklungsbank sowie von Unilever, 725.000 Stück Seife für Kamerun.

Was war der größte Erfolg seit Beginn der Krise?

Vicente: Es ist noch zu früh, um von einem Gesamterfolg zu sprechen. Wir arbeiten momentan hart daran, einfach alles am Laufen zu halten.

COVID-19 hat den Flugverkehr gestört. Wie schwer ist es geworden, das Personal zu einem Notfall zu bringen?

Vicente: Es ist alles andere als leicht. Das Fehlen von Flügen und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit sowie geschlossene Grenzen erschweren es, Hilfe zu leisten. Wir arbeiten mit anderen UN-Agenturen, in dem Fall beispielsweise dem WFP, innerhalb des Logistics Global Cluster zusammen, um alternative Transportmöglichkeiten für Passagiere und Fracht zu finden.

Darüber hinaus arbeiten wir mit Teams in Genf zusammen, um Möglichkeiten zu prüfen, auch im Rahmen von Telearbeit fachkundiges Personal bereitzustellen.

Was motiviert Sie bei Ihrer Arbeit für den UNHCR?

Vicente: Ich bin 2010 als Leiter der Abteilung zum UNHCR gekommen, zu einer Zeit, als ein tiefgreifender Wandel notwendig war. Ich hatte 35 Jahre im Privatsektor bei multinationalen Unternehmen verbracht, aber ich wollte schon immer im humanitären Sektor arbeiten. Seitdem haben wir große Fortschritte erzielt und Geld gespart.

Unsere Arbeit wirkt sich direkt auf das Leben von Menschen aus.

Geflüchtete Menschen befinden sich oft besonders gefährlichen Situationen und können sich durch das, was wir tun, geschützt fühlen. Es ist eine Frage von Leben und Tod. Wenn wir also unsere Arbeit gut machen, fühlt sich das ganz besonders an.

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