9 von 10 Flüchtlingen unterhalb der Armutsgrenze
(Stand 06.07.2023)
Der Libanon ist eines der am stärksten betroffenen Länder des Krieges in Syrien. Im Vergleich zur Einwohnerzahl, hat der Libanon weltweit am meisten Flüchtlinge aufgenommen. Im Libanon ist eine von sieben Personen Flüchtling.
Rund 817.000 Flüchtlinge sind offiziell registriert, davon ca. 805.000 aus Syrien. Doch ihre Zahl wird auf deutlich mehr geschätzt. Da die Registrierung von Flüchtlingen aus Syrien 2015 jedoch offiziell beendet wurde, kann die wirkliche Zahl nur geschätzt werden.
Zu den Flüchtlingen aus Syrien im Libanon kommen zahlreiche Flüchtlinge anderer Herkunft hinzu, unter anderem aus dem Irak.
Das Land ist durch eine Wirtschaftskrise, Inflation, hohe Arbeitslosigkeit und eine veraltete Infrastruktur belastet. Angesichts steigender Preise steigt auch die Zahl derjenigen Flüchtlingsfamilien, die in extremer Armut leben. In 2022 leben 88 Prozent der syrischen Flüchtlingsfamilien unterhalb der extremen Armutsgrenze, im Jahr 2019 waren es noch 55 Prozent..
Die hohe Zahl an Flüchtlingen birgt zunehmend die Gefahr, dass soziale Spannungen entstehen und die soziale Stabilität im Land gefährden.
Über die Hälfte der registrierten Flüchtlingsbevölkerung im Libanon ist jünger als 18 Jahre, und nur 39% der Kinder zwischen 6 und 17 Jahren gehen in die Schule [Stand 2023].
Extreme Armut verschlimmert die Not
Die Armut unter den Flüchtlingen im Libanon ist groß. Die Hälfte der libanesischen Bevölerung befindet sich unterhalb der Armutsgrenze, schätzungsweise 90% der 1,5 Millionen syrischen Flüchtlinge im Land leben in extremer Armut. Die Preise für Lebensmittel, Heizmaterial, Medikamente und alle Dinge des einfachen Lebens sind in die Höhe geschossen. Viele Flüchtlinge hausen nach Jahren im Exil noch immer in Unterkünften, die für den Winter nicht geeignet sind.
* Namen wurden aus Sicherheitsgründen verändert
Leben in Armut
Für Flüchtlinge ist das Leben im Libanon ein täglicher Kampf, da viele nur über geringe oder keine finanziellen Mittel verfügen. Viele Flüchtlinge überleben nur mit kleinen Jobs im informellen Sektor. Durch die Corona-Maßnahmen haben viele von ihnen ihre Arbeit verloren. Im Juni 2021 hatten 49 Prozent der Flüchtlingsfamilien nicht genügend Geld um sich ausreichend Lebensmittel zu kaufen. Zwei Drittel der Familien gaben an, kleinere Portionen zu kochen oder weniger Mahlzeiten einzunehmen.
Es gibt im Libanon keine formellen Flüchtlingscamps. Infolgedessen leben die syrischen Flüchtlinge in mehr als 2.100 städtischen und ländlichen Gemeinden und Orten verstreut. Sie teilen sich oft kleine, einfache, manchmal provisorische Unterkünfte mit anderen Flüchtlingsfamilien unter überfüllten Bedingungen. 57 Prozent der syrischen Flüchtlinge leben in unzureichenden Unterkünften, ohne Privatssphäre, Heizmöglichkeiten oder sauberes Wasser.
Extreme Wetterbedingungen
Während im Sommer hohe Temperatur im Libanon herrschen, ist der Winter meist nass und kalt. Viele der Flüchtlinge leben in provisorischen Unterkünften, Zelten oder mit Planen abgedeckten Hütten, die nicht auf die Winterstürme ausgerichtet sind. Bei starkem Regen werden oftmals Behausungen geflutet und die eisigen Temperaturen sorgen für schwere Lebensverhältnisse.
Der UNHCR leistet jedes Jahr Winterhilfe und versorgt die Familien mit Decken, Öfen und warmer Kleidung. Langfristig ist es das Ziel, die Menschen in stabilen Unterkünften und Wohnungen unterzubringen.
Aufgrund der Finanzierungslücke ist es dem UNHCR allerdings nicht möglich, alle Bedarfe zu erfüllen. Darunter leiden alle Bereiche, in denen Hilfe dringend benötigt werden: von den 560 Millionen benötigten US Dollar sind bisher nur 26% abgedeckt. Dies hat harte Konsequenzen für die besonders bedrohten Familien im Libanon.
Was macht der UNHCR vor Ort?
Im Mittelpunkt der Arbeit des UNHCR im Libanon steht das Ziel, den Schutz und die Würde von Flüchtlingen zu erhalten. Gerade angesichts zunehmend restriktiver Bedingungen und Maßnahmen, die die Einreise von syrischen Flüchtlingen ins Land beschränken sollen, ist das Eintreten für die Einhaltung internationaler Standards im Flüchtlingsschutz und für die Rechtsstaatlichkeit ein zentraler Bestandteil der Arbeit des UNHCR.
Der UNHCR
- bietet Rechtsberatung an.
- unterstützt Familien mit Bargeldhilfen, damit sie die Möglichkeit haben, ihre Grundbedürfnisse wie Miete, Lebensmittel und Medizin zu bezahlen.
- unterstützt lokale und institutionelle Maßnahmen zum Schutz von Kindern und vor sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt.
- unterstützt den Ausbau von Schulen, Lerngruppen und Stipendien für Studenten.
- stellt Winterhilfe zur Verfügung: Winterkleidung, Bau- und Isoliermaterial für schlecht ausgerüstete Unterkünfte.
- unterstützt Gemeindezentren, in denen Flüchtlinge Beratung, Weiterbildungsprogramme und psychosoziale Hilfe erhalten.
Eine lokale Integration der Flüchtlinge wird von der libanesischen Regierung als Option abgelehnt. Aus diesem Grund ist der UNHCR dauerhaft auf der Suche nach nachhaltigen Lösungen außerhalb des Landes.
Eine Möglichkeit für Flüchtlinge ist das Resettlement, die Umsiedlung in ein sicheres Drittland. Doch die Verfügbarkeit dieser sogenannten Resettlement-Plätze liegt weit unter dem Bedarf. Es ist also dringend notwendig, dass Staaten weitere Plätze anbieten.
Desweiteren unterstützt der UNHCR Flüchtlinge, die in ihr Heimatland zurückkehren wollen. So bekommen sie zum Beispiel Informationen über die Lage in ihrer Heimatregion und Unterstützung, wenn notwendige Papiere fehlen.
Die UNO-Flüchtlingshilfe hat 2021 die Hilfe für syrische Flüchtlinge in den Nachbarländern mit knapp 6,4 Millionen Euro unterstützt.
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