Über 2,3 Millionen Flüchtlinge aus dem Südsudan in Nachbarländern
[Stand: Juli 2025]
Im Jahr 2011 wurde der Südsudan nach Jahrzehnten von Krieg und Gewalt unabhängig vom Sudan. Doch auch nach der Unabhängigkeit kam das Land nie zur Ruhe. Der Südsudan gilt als ein sogenannter gescheiterter Staat, in dem seit 2013 der Bürgerkrieg andauert. Nach der Unterzeichnung eines Abkommens am 12. September 2018, der den Weg für einen dauerhaften Frieden bereiten soll, gab es einen (partiellen) Rückgang der Kampfhandlungen. Die Wahlen, die für Ende 2024 geplant waren, fanden nicht statt.
Stattdessen eskalierten die Feindseligkeiten im März 2025 wieder, was zu einer allgemeinen Verschlechterung der Sicherheitslage im ganzen Land führte. Mehr als 2,3 Millionen Südsudanesen sind in die Nachbarländer Uganda, Sudan, Äthiopien, Kenia und die Demokratische Republik Kongo geflohen. Weitere 1,9 Millionen Südsudanesen sind im eigenen Land auf der Flucht.
Aus dem Nachbarland Sudan, in dem Mitte April 2023 Gewalt ausbracht, sind über 1 Million Flüchtlinge vor der Gewalt in den Südsudan geflohen. Die Aufnahmelager in Renk sind überfüllt, Krankenhäuser und Versorgungseinrichtungen überlastet. Es fehlt an Nahrungsmitteln, Wasser und einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Die Rate an Unter- und Mangelernährung ist extrem hoch. Aufgrund von fehlenden Sanitäranlagen, wird vor einem Ausbruch von Krankheiten wie Cholera gewarnt.
Gleichzeitig kehrten mehr als 1,5 Millionen südsudanesische Flüchtlinge in ihr Heimatland zurück. Die Neuankömmlinge wurden registriert und mit grundlegenden Hilfsgütern versorgt. Die meisten Rückkehrer*innen sind in Teile des Landes zurückgekehrt, die aufgrund von Konflikten, Klimawandel oder Ernährungsunsicherheit - oder einer Kombination aus allen drei Faktoren - extrem gefährdet sind.
Nahrungsmittelknappheit bedroht Millionen Menschen
Im Südsudan selbst besteht Nahrungsmittelknappheit für Millionen von Menschen. Aufgrund der Vertreibungen können die Felder nicht mehr bestellt werden. Laut dem Welternährungsprogramm (WFP) stehen Millionen Menschen im Land keine ausreichenden Lebensmittel zur Verfügung. 2,3 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind nach einem IPC-Bericht von Juni 2025 unterernährt – mehr als 714.000 von ihnen gelten als schwer unterernährt.
Der Hunger und die Kämpfe wurden immer schlimmer und es gab absolut nichts mehr zu essen. Wir hatten keine Wahl als hierher zu kommen.
Das erzählt Nyepach Benyluok , die mit 30 anderen Flüchtlingsfrauen mit kleinen Kindern, nach einer wochenlangen Wanderung im Lager ankam.

Überschwemmungen und Dürre gefährden Lebensgrundlagen
Der Klimawandel und daraus resultierende Umweltschäden gefährden die Ernten und damit die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung in der Sahelzone.
Neben der Dürre kommen in den Regenmonaten Überschwemmungen, Erdrutsche oder verheerende Stürme hinzu, die Ernten und Anbauflächen vernichten. Jedes Jahr verlieren mehrere tausend Menschen ihre Lebensgrundlage.
Die Naturkatastrophen führen somit nicht nur zu einer steigenden Zahl an Binnenvertriebenen, sondern stellen auch die Hilfsorganisationen vor große Herausforderung, wenn Teile des Landes und damit die notleidende Bevölkerung nicht erreicht werden können.

Überflutungen zerstören Lebensraum
In den vergangenen Jahren sind weite Landesteile Südsudans von Überschwemmungen betroffen.
Die Folgen sind katastrophal:
- Weite Teile des Ackerlandes werden überschwemmt, so dass Ernten zerstört werden und sich die ohnehin schon dramatische Ernährungslage weiter verschlimmert.
- Häuser werden weggespült.
- Das Vieh - für viele die Lebensgrundlage - ertrinkt.
- Bohrlöcher und Latrinen werden überflutet, wodurch die Wasserquellen verseucht wurden und die Gefahr des Ausbruchs von Krankheiten besteht.
- Tausende Menschen werden zur (erneuten) Flucht gezwungen.
Die Überschwemmungen haben dramatische Auswirkungen, die die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage der Binnenvertriebenen verschlechtern und neue Vertreibungen auslösen können. Flüchtlingslager und Siedlungen sind zum Teil von den Hilfslieferungen abgeschnitten. Einige Lager für Flüchtlinge und Binnenvertriebene liegen unterhalb der Wasseroberfläche. Die Bewohner und Hilfsorganisationen müssen Deiche aufgeschütten, um sich vor den Überschwemmungen zu schützen.
Binnenvertriebene
der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder
Flüchtlinge
Südsudan als Aufnahmeland
Trotz der Herausforderungen im eigenen Land, verfolgt der Südsudan eine Politik der offenen Türen gegenüber Flüchtlingen aus den Nachbarländern. Im Mai 2025 lebten über 571.000 Flüchtlinge im Südsudan. Über 95 Prozent von ihnen stammen aus dem Nachbarland Sudan.
Der UNHCR im Einsatz
In Südsudan sind UNHCR-Helfer Tag und Nacht im Einsatz, um Flüchtlinge und Binnenvertriebene mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. Doch die Hilfslieferungen werden häufig durch die schwierige Sicherheitslage erschwert. Zudem liegen die meisten Flüchtlingslager in sehr abgelegenen Gegenden, die aufgrund der schlechten Infrastruktur nur mit großem Aufwand zu erreichen sind. Insbesondere während der Regenzeiten ist eine Versorgung manchmal nur noch per Luftbrücke möglich.
Der UNHCR ist im Südsudan u. a. um den Schutz von Flüchtlingskindern bemüht und
- verbessert die Registrierung von Neugeborenen,
- bemüht sich intensiv um Familienzusammenführung,
- verbessert Bildungsangebote, damit 90 Prozent der Flüchtlingskinder im Grundschulalter die Grundschule besuchen können.
Unterfinanzierung der Hilfsmaßnahmen
Der Hilfseinsatz im Südsudan ist seit Jahren dramatisch unterfinanziert! Die chronische Finanzknappheit gefährdet lebensrettende Hilfsmaßnahmen für Menschen, die vor Gewalt und Hunger fliehen mussten.
Den finanziellen Bedarf für die Hilfsmaßnahmen beziffert der UNHCR im Jahr 2025 für Flüchtlinge und Binnenvertriebene aus dem Südsudan mit rund 298 Millionen US-Dollar. Dieser Bedarf ist zur Mitte des Jahres nur zu 27% gedeckt.
Die fehlende Finanzierung hat große Auswirkungen auf die Hilfe für Flüchtlinge.
So mussten in der Vergangenheit bereits Hilfsmaßnahmen in diesen Bereichen gestrichen werden:
- Lebensmittelhilfe
- Verbesserung der Infrastruktur
- Projekte zur Förderung der freiwilligen Rückkehr
- Medizinische Versorgung
Bei anhaltender Unterfinanzierung drohen weitere Kürzungen in den Bereichen der Unterbringung, der Hygiene oder dem Schutz von Kindern.
In 2024 hat die UNO-Flüchtlingshilfe 500.000 Euro für die UNHCR-Operation im Südsudan bereitgestellt. Mit 3,55 Millionen Euro wurden Flüchtlingsprojekte im Sudan und für sudanesische Flüchtlinge unterstützt - viele davon auch im Südsudan.
Um den Flüchtlingen weiter helfen zu können, brauchen wir dringend Ihre Unterstützung!

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